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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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die hierher geschickt worden waren, hatten lediglich das Pech gehabt, dass deren Reihen neu aufgefüllt werden mussten.
    »Es ist gut, dass Silberhaupt seiner Herzlosen beraubt ist«, lobte die Schattenmutter, als Rorn geendet hatte. »Doch Magnus Jonar, der schon so lange unter dem Bann der Greifen steht, ist dabei, weitaus gefährlichere Streitkräfte in diese Welt zu holen. Darum müsst ihr sofort durch euer Portal nach Myandor reisen, um dort das Schlimmste zu verhindern. Nutze dafür die Blutjade, die sich in deinem Besitz befindet. Ihre Aura wird euch Zutritt verschaffen. Natürlich eilen wir euch auch zur Hilfe, doch ich fürchte, nur ein schneller Vorstoß ins Herz des Feindes vermag Silberhaupt noch Einhalt zu gebieten.«
    Venea stöhnte zwischen den Worten der Zunftmutter immer wieder leise auf.
    Trotzdem gab es etwas, das Rorn noch ansprechen musste: »Wird Jonar nicht spüren, wenn die Blutjade in Myandor eintrifft?«
    »Vielleicht«, antwortete die Schattenmutter. »Aber vergiss nicht, dass er nicht Herr seiner Sinne ist, sondern nur das willenlose Werkzeug einer höheren, hinter den Zeiten verborgenen Macht. Mit etwas Glück bemerkt er euch erst, wenn es zu spät ist.«
    »Vielleicht laufen wir aber auch direkt in eine Falle«, gab Rorn zu bedenken.
    Ein dunkles Röcheln war zunächst alles, was er als Antwort erhielt. Die Schattenmutter dachte wohl erst einige Zeit nach, bevor sie eingestand: »Ich weiß nicht, was euch wirklich erwartet, sondern nur, dass wir deiner und der Blutjade bedürfen, wenn wir diese Schlacht gewinnen wollen. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet du die fehlende Blutjade in Händen hältst. Der Aar und seine Schamanen waren die Ersten, die unter dem Einfluss der Greifen handelten. Der Bann, den du wie eine Bürde auf deinen Schultern trägst, entstammt Kräften, die sie entfesselt haben, darum bist du wie kein anderer dazu geeignet, ihnen endgültig Einhalt zu gebieten. Die ewige Balance, sie muss zurück ins Gleichgewicht gebracht werden, oder unsere Welt gerät endgültig aus den Fugen. Geh nach Myandor, Bannstreiter, denn du bist der Schlüssel, der über Sieg oder Niederlage entscheidet.«
    Ihre letzten Worte klangen leicht hohl, als kämen sie nicht mehr aus Veneas Kehle, sondern aus dem weit entfernt liegenden Ende eines langen Tunnels.
    Gleich darauf erschlaffte Veneas angespannte Haltung. Schwankend versuchte sie, die Kontrolle über ihren Körper zurückzuerlangen. Doch von Hunger und Durst geschwächt knickte sie einfach in den Knien ein. Geistesgegenwärtig sprang Rorn ihr zur Hilfe. Sie landete genau in seinen Armen und klammerte sich an seine Schultern. Wange an Wange standen sie eine Weile reglos da, bis sich der Schwindel in ihrem Kopf legte.
    Rorn genoss ihren warmen Atem auf seiner Haut, der ihn unwillkürlich an seine Nächte mit Neele erinnerte. Mühsam widerstand er dem sofort aufkeimenden Drang, die Hexe von sich zu stoßen, denn er wusste, dass sie auf seinen Halt angewiesen war. Und überhaupt – hatte sie bisher nicht jeden Kampf an seiner Seite schadlos überstanden?
    »Danke.« Verlegen strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Ich wollte, die Schattenmutter wüsste einen für mich weniger anstrengenden Weg, mit dir zu sprechen.«
    »Bree ist leider nicht da.« Damit zauberte er immerhin die Andeutung eines Lächelns auf ihre Lippen. Das war besser als gar nichts. »Denkst du, wir können Myandor betreten, wenn ich dir die Blutjade für die Passage überlasse?«, wollte Rorn gleich darauf wissen.
    »Die Schattenmutter ist jedenfalls überzeugt davon«, sagte sie, bevor sie, eine Hand fest gegen den Leib gepresst, fragte: »Denkst du, dass wir dort etwas zu essen und zu trinken bekommen?«
    »Das finden wir wohl nur heraus, wenn wir den Versuch wagen«, gestand er ein, wohl wissend, dass es ein Schritt ins Ungewisse war, der von ihnen lag.
    Das gleichzeitige Knurren ihrer leeren Bäuche beantwortete die unausgesprochene Frage, ob sie das Wagnis eingehen sollten. Rorn zog daraufhin die Blutjade aus der Tasche hervor und händigte den Klumpen an Venea aus.
    »Uns wird schon nichts geschehen«, versuchte sie ihnen beiden Mut zu machen. »In der Zyklopenhöhle hat Silberhaupt befohlen, uns lebend zu fangen. Also lieber satt und gefangen als in Freiheit verhungert.«
    Rorn zog trotzdem Grimmschnitter aus der Scheide, während die Hexe beide Hände um den roten Machtspeicher legte und ihre Gedanken auf das Portal ausrichtete. Schon wenige

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