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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Getreuen, die zu ihnen vordringen wollten, war zum Glück nichts zu sehen.
    Venea wandte ihm die ganze Zeit über den Rücken zu, selbst als seine Schritte kaum noch zu überhören waren.
    »Was ist los?«, fragte Rorn besorgt.
    Kurz bevor er sie erreichte, drehte sie sich kurz um und warf ihm einen Blick aus rot unterlaufenen Augen zu. Sie hatte geweint oder doch zumindest ein paar aufsteigende Tränen unterdrückt.
    »Das Tor in den Tiefen von Syrk«, antwortete sie mit belegter Stimme. »Das, durch das wir gekommen sind – es existiert nicht mehr.«
    Schicksalsergeben hob Rorn die Schultern. »Es war wohl damit zu rechnen, dass Silberhaupt es uns mit gleicher Münze heimzahlen wird und seine Seite ebenfalls versiegelt.«
    »Das ist es nicht.« Die Hexe aus der Südermark schüttelte den Kopf. »Wäre es nur blockiert, könnte ich es trotzdem spüren, so, wie du eine geschlossene Tür siehst, obwohl sie zugesperrt ist. Aber dort, wo sich die Aura des Portals von Syrk abzeichnen müsste, befindet sich überhaupt nichts mehr!«
    »Als wäre die Tür mitsamt des Gebäudes, in das sie führt, dem Erdboden gleichgemacht worden?«, fragte Rorn nach.
    »Dem Erdboden gleichgemacht«, wiederholte Venea tonlos. »Genau das muss mit dem Portal in Syrk passiert sein.« Ihre Augen fingen an zu glänzen, während sie seinen Gedankengang bestätigte. »Silberhaupt hat das Tor zerstört! Das bedeutet, die Schattenmutter kann uns nicht zurückholen, selbst wenn Alvin und Bornus sie zu dem Friedhof und in die darunterliegende Kammer führen! Silberhaupts Siegel hätte sie bestimmt brechen können, aber ein solches Portal neu zu erschaffen, übersteigt selbst ihre Kräfte.«
    Abrupt wandte sich die Hexe ab, damit er nicht die Träne sah, die sich aus ihrem linken Augenwinkel löste und die gebräunte Wange herabperlte. Bei dem Gedanken an eine ewige Gefangenschaft hinter der Zyklopenmauer geriet auch Rorns Zuversicht ins Wanken. Nagendem Hunger oder quälendem Durst war er ebenso ausgeliefert wie jeder andere. Im Falle eines solchen Todeskampfes half ihm kein Schwert weiter, nicht einmal Grimmschnitter.
    »Gibt es keine anderen Tore, die in die Freiheit führen?«, fragte er, fieberhaft nach einem Ausweg suchend.
    »Alle, die ich aufspüren kann, sind versiegelt«, lautete Veneas verzweifelte Antwort. »Dabei spüre ich eine rege Präsenz von wandernden Auren; aber was hilft uns das, wenn wir nicht die richtige Losung kennen, die uns Eintritt verschafft? Doch selbst wenn, wer garantiert uns denn, dass uns die nächste Passage nicht in eine noch unwirtlichere Gegend als diese führt?«
    »Schlimmer als jetzt kann es eigentlich nicht mehr werden.« Rorn bereute diese Einschätzung sofort, als Venea neben ihm verkrampfte. Zunächst dachte er, seine Worte hätten sie verletzt. Erst, als sie den Rücken wie unter großen Schmerzen durchbog und ihr Kopf haltlos zu zittern begann, begriff er, dass eine fremde Macht nach dem Verstand der Hexe griff.
    Seine Rechte fuhr instinktiv zum Schwertgriff. Hastig wirbelte er zum Portal herum, in dem sich weiterhin nichts Verdächtiges abzeichnete. Falls Silberhaupt hinter diesem Übergriff steckte, mochten seine Schergen trotzdem jeden Augenblick aus dem Tor hervortreten.
    »Rorn!« Die verzerrte Stimme, die sich Veneas Kehle entrang, war nicht die der Südländerin, trotzdem erkannte er sie sofort wieder.
    »Schattenmutter?«, entfuhr es ihm überrascht. »Woher weißt du, wo wir zu finden sind?«
    »Über einhundert Hexen haben ihre Kräfte vereint, um nach der verschollenen Schwester zu suchen«, antwortete das Zunftoberhaupt, das Venea nur als Sprachrohr nutzte. »Es war nicht einfach, doch es ist uns gelungen! Nun sag mir schnell, Bannstreiter, was euch hinter die Zyklopenmauer verschlagen hat, wo ich doch mit jeder Faser meines Körpers spüre, dass in Myandor schreckliche Dinge geschehen! Silberhaupt – er bricht die alten Siegel, um die Rückkehr der Greifen zu ermöglichen! Noch ist der dafür erforderliche Blutzoll zu gering, um den Spalt zu erweitern, durch den sie schon körperlos auf ihn einwirken. Doch mir scheint, der Magnus hat einen Plan, um das zu ändern.«
    Da Rorn sah, wie sehr Venea unter dem Zauber der Zunftmutter litt, beeilte er sich, von dem Kampf mit den Herzlosen zu berichten. Und noch während er seine Erinnerungen in Worte fasste, ging ihm selbst auf, dass die Enklave hinter der Zyklopenmauer nur der geheime Stützpunkt für Silberhaupts untote Truppen war. Die Pilger,

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