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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Uniform. Trotzdem agierten sie so diszipliniert wie ein stehendes Heer.
    Kaum hatten die Hexen ihr Lager abgebrochen und ihre Pferde bestiegen, nahte auch schon die Reiterei, die sich auf Alvins Wink hin in zwei gleich große, ihm und Bornus unterstellte Gruppen aufteilte, die zu beiden Seiten des in Fünferreihen aufmarschierten Hexentrosses Aufstellung nahmen.
    Alvin schwitzte in der brütenden Hitze.
    Immer wieder wischte er sich die feuchte Stirn mit dem Handrücken ab, bis er plötzlich unzählige kleine Sandkörner auf seiner Haut kleben sah. Als er in den Himmel blickte, entdeckte er Myriaden von ihnen, die wie Insekten in der Luft umhertanzten.
    »Woher kommen diese Sandwolken?«, rief er Hatra zu, die auf Rorns Grauschimmel hockte und dabei nicht die geringsten Anstalten machte, den Befehl zum Aufbruch zu geben.
    »Aus der Wüste um Myandor«, erklärte sie, ohne ihre Stimme zu heben. Die Hexe sprach jedoch so klar, dass sie auch der letzte Reiter verstand. »Sie kommen mit dem Wind, der uns an unser Ziel tragen wird.«
    Ihre letzten Worte vermischten sich bereits mit einem lauten Heulen, das über ihren Köpfen erklang. Außer Rabold zogen alle Männer die Köpfe ein und sahen unbehaglich zu der dunklen Wand am Himmel, die, eben noch ein kleiner Punkt am Horizont, rasend schnell anwuchs und sich direkt auf sie zubewegte.
    Nur das lederne Knarren von Zaumzeug und Sätteln untermalte die schaurige Melodie. Einige Pferde begannen zu tänzeln, doch ehe sie zu nervös werden konnten, war der Sandsturm schon heran. Hell aufpfeifend fegte er vom Himmel herab und fuhr mitten unter sie. Schmerzhaft bissen die Sandkörner in jedes Stück ungeschützte Haut. Obwohl nun viele Tiere doch in Panik gerieten, war es zu einer Flucht zu spät.
    Unter ihren Hufen gab es längst keinen festen Grund mehr, der Halt zu bieten vermochte. Davonzugaloppieren war unmöglich geworden. Wie gelähmt standen sie da, dazu verdammt, das Ende dieses stürmischen Zaubers abzuwarten.

20. Im Herzen der Ruinenstadt
    Syrk war nicht das einzige Sammelbecken für Pilger gewesen, das wurde ihnen klar, als sie durch das Tor in Myandor schritten. Rorn und Venea wurden bereits erwartet, doch der Empfang sah vollkommen anders aus, als sie es sich ausgemalt hatten. Um sie herum standen zahlreiche Frauen und Männer bereit, die ihnen zur Begrüßung Schalen mit Früchten, frischem Brot und kaltem Bratenfleisch entgegenhoben. Auf einer nahen Tafel standen außerdem irdene Krüge mit Wasser und Wein zur Erfrischung bereit.
    »Willkommen in der Domäne«, wurden gerade mehrere kurz vor ihnen eingetroffene Paare begrüßt, »dem Ort, an dem das Volk herrscht und nicht der König.«
    Rorn nutzte geistesgegenwärtig die Gelegenheit, um sein Schwert sinken zu lassen. Er verbarg Grimmschnitter unter dem Greifenmantel und wartete, bis sich die vorderen Reihen gelichtet hatten, bevor er sich bei einigen Äpfeln bediente. Venea machte sich dagegen über einen dampfenden Brotfladen her.
    »Langt nur zu, Oberer!«, ermutigte ihn ein Pilger mit aschgrauem Haarkranz, der sich sichtlich über Rorns Appetit freute. »Es soll Euch nicht wie den hohen Brüdern ergehen, die vorgestern alle vor Schwäche zusammengebrochen sind.«
    Oberer? Er? Aber natürlich – die Silberspinne in seinem Ohr! Rorn hatte sie schon beinahe vergessen, doch nun leistete sie ihm erneut gute Dienste.
    Mit einem knappen Nicken nahm er die Huldigung entgegen und ging weiter. Leises Summen in seinem Rücken bewies, dass der Strom der eintreffenden Pilger noch lange nicht abgerissen war.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Venea verwirrt, während sie auf die Getränke zuhielten, um den brennenden Durst in ihren Eingeweiden zu löschen. »Warum strömen plötzlich so viele Pilger hierher?«
    »Weiteres Vieh für die Opferbank«, vermutete Rorn zwischen zwei tiefen Schlucken. »Eigentlich müsste es für sie heißen, Willkommen in Myandor, wo der Tod herrscht , aber damit lässt sich niemand anlocken.«
    Das Portal, durch das sie eingetroffen waren, ähnelte im Grunde den ihnen bereits bekannten, fiel aber um vieles kleiner aus. Es war gerade so hoch, dass auch große Menschen aufrecht unter dem glatten Marmorbogen hindurchschreiten konnten. Kein Vergleich zu den sonst üblichen Ausmaßen, die eben von wesentlich größeren Wesen geschaffen worden waren, die nicht umsonst Zyklopen hießen. Nein, dieses kleine Tor hatte eindeutig ein Mensch erbaut. Vermutlich Silberhaupt, nachdem er unter den

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