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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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kneteten immer noch einen feuchten Lappen, der eigentlich zum Tischeabwischen diente, als hinter ihm das Quietschen einer schlecht geschmierten Türangel erklang. Freda, die in der Speisekammer ausgeharrt hatte, trat mit gesenktem Haupt zu ihnen herein.
    Vermutlich war sie schon vor diesem Abend keine besondere Schönheit gewesen, aber mit den Blutergüssen und der gebrochenen Nase, die sie kürzlich davongetragen hatte, sah sie besonders erbarmungswürdig aus. Ohne zu Rorn aufzusehen, ging sie an den Herd und begann mit einem Kochlöffel in der Pfanne herumzurühren.
    »Was ist los, Fremder?«, fragte Nomar lauernd. »Ist dir die Lust auf die Wirtin etwa schon wieder vergangen?«
    Die Schwerthand immer noch um den halbvollen Trinkbecher geklammert wartete er darauf, dass Rorn endlich auf eine seiner Gehässigkeiten reagierte.
    »Was seid ihr nur für Menschen?«, brach es da aus dem Köhler hervor, der aber sofort die Augenlider senkte, als ihn Nomar mit einem scharfen Blick bedachte.
    Rorn sprach kein Wort, dabei hätte er die Frage des verzweifelten Mannes beantworten können. Er kannte gedungene Kriegsknechte wie Nomar, Vrigg und den Gestreiften. Es war immer dasselbe mit ihnen. Schon auf den Schlachtfeldern geboren hatten die Kriege ihr Innerstes zerstört, auch wenn sie äußerlich mit dem Leben davongekommen waren. Von früh bis spät standen solche wie sie unter einer schrecklichen Anspannung, die nur noch von ihnen wich, wenn sie kämpften, schändeten oder betrunken waren.
    Sattelwölfe waren nicht mehr zu bekehren. Es gab nur einen Weg, sie von weiteren Schandtaten abzuhalten.
    »Genug des Geredes«, befand Rorn deshalb. »Zieht endlich euren Stahl oder sterbt ohne Gegenwehr. Mir ist das eins.«
    Noch während er die Drohung ausstieß, löste er die Rechte aus dem Innenfutter seines Mantels. Die Linke verkrallte sich dagegen weiter in der Wattierung.
    Die Söldner wechselten einen kurzen Blick miteinander, in dem etwas Verschlagenes lag, aber auch eine gegenseitige Warnung. Das sich ihnen ein Einzelner so offen entgegenstellte, gab ihnen zu denken.
    Rorn strahlte den Mut eines Geschlagenen aus, die eiskalte Tapferkeit eines Mannes, den nichts mehr berührte. Das flößte ihnen Respekt ein, reizte aber andererseits besonders zum Kampf. Einen wie Rorn zu besiegen würde den dumpfen Nebel, der sie umgab, tagelang lichten.
    Nomar setzte seinen Weinbecher an die Lippen, ohne davon zu trinken. So provozierend langsam, wie er die Geste ausführte, wirkte es, als wäre sie irgendeine Finte. Tatsächlich diente sie nur dazu, von dem Würfelspieler abzulenken.
    Aus dem Sitzen heraus und ohne Rorn direkt anzusehen, riss der plötzlich den Arm herum. Seine Würfelhand öffnete sich genau auf der richtigen Höhe, in genau dem richtigen Augenblick. Die abrupte Bewegung sorgte außerdem dafür, dass ihm Rorn das Gesicht zuwandte.
    Ein natürlicher Reflex, den er gleich darauf bereute.
    Die Würfel bestanden aus geschnitztem Speckstein. Schmerzhaft bohrten sich zwei von ihnen in Rorns Stirn und seine linke Wange. Das dritte Geschoss streifte nur sein rechtes Ohr. Glück gehabt! Ein Treffer im Auge hätte den Bannstreiter geblendet, so sorgte die überraschende Attacke nur für Verwirrung. Aber auch das reichte aus, um ihn in tödliche Bedrängnis zu bringen.
    Die Sattelwölfe verschwendeten nämlich keine Zeit damit, ihre Schwerter zu ziehen. Stattdessen machte Nomar einen langen Schritt nach vorne und schüttete dem zurücktaumelnden Rorn den verbliebenen Wein ins Gesicht.
    Als ihm das saure Zeug ins Gesicht klatschte, raubte es dem Bannstreiter fast den Atem. Prustend riss er sich den Mantel von den Schultern und schleuderte ihn blindlings nach vorne, während er wie wild mit den Augenlidern zwinkerte, um das störende Nass von den Netzhäuten zu vertreiben.
    Als er endlich wieder sehen konnte, fiel sein Blick auf Nomar, der über den Greifenmantel zu seinen Füßen gestolpert war. In der Rechten des heimtückischen Hundes blitzte ein schmales Stilett auf, das er aus irgendeiner Falte seiner aufgeplusterten Kleidung hervorgezaubert hatte. Wäre nicht das schwere Leder gewesen, das sich wie eine Schlange um seine Füße wand, der Stahl hätte längst ins Ziel gefunden.
    Verzweifelt ums eigene Gleichgewicht kämpfend vernahm Rorn polternde Schritte. Sie gehörten zu Vrigg, der mit gesenktem Kopf auf ihn zustürzte. Grimmschnitter zu ziehen hätte zu lange gedauert. Alles, was Rorn tun konnte, war, den breiten Schädel mit

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