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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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auch im Mondlicht weithin zu sehen. Zog man die angeschlossenen Stallungen ab, konnte der eigentliche Schankraum nicht sonderlich groß sein. Es gab auch kein bunt bemaltes Schild über der Tür, das zur Einkehr eingeladen hätte – nur eine in den dichten Wald gerodete Lichtung, auf der sich einige dampfende Kohlenmeiler erhoben.
    Im Grunde hatte Rorn es also mit einem Köhler zu tun, der sich ein paar Münzen dazuverdiente, indem er Speisen und Getränke für königliche Jäger, Holzfäller und andere Waldknechte bereithielt, die es in diese einsame Gegend verschlug. Eine Herberge betrieb er mit Sicherheit nicht. Wer hier schlafen wollte, musste schon mit dem Stroh in der Stallung vorliebnehmen.
    Rorn band Tabeths Stute in einiger Entfernung an einen Baum an, außerdem warf er den Greifenmantel über, den er tagsüber zusammengerollt hinter dem Sattel verschnürt hatte. Das mochte vielleicht darüber hinwegtäuschen, dass er zu den Reitern gehörte, die sich um Urte und Ira gekümmert hatten.
    Nur für den Fall, dass einer der Sattelwölfe über Pfeil und Bogen verfügte und irgendwo im umliegenden Unterholz lauerte.
    Ohne Zwischenfall langte Rorn an der Hütte an, stieg aus dem Sattel und band den Grauen an einen der dafür vorgesehenen Metallringe fest, die der Wirt irgendwann in einen verwitterten Baumstumpf getrieben hatte. Mehrere aus quer gelegten Baumhälften bestehende Tische und Bänke bewiesen ebenfalls, dass Rorn die richtige Hütte gefunden hatte. Tagsüber waren diese Plätze sicherlich mit hungrigen Holzfällern oder Bruchholzsammlern besetzt, abends verirrte sich normalerweise niemand hierher.
    Die erleuchteten Fenster der Schenke waren leider von innen mit Sackleinen verhängt, doch ein kurzer Blick in den Stall genügte, um neben einem kräftigen Ackergaul drei Reitpferde zu entdecken, die eigentlich viel zu edel und zu gut genährt waren, um an solcher Stelle untergebracht zu sein. Wer auch immer sie sein Eigen nannte, hatte den Vorbesitzer zweifellos mit Stahl und nicht mit klingender Münze bezahlt.
    Die Peiniger von Urte und Ira waren also in aller Seelenruhe in ihren Schlupfwinkel zurückgekehrt. Von grimmiger Entschlossenheit erfüllt marschierte Rorn auf die Vordertür zu. Kurz bevor er ins Innere trat, raffte er den locker über seinen Schultern liegenden Mantel zusammen. Es war nicht nötig, Grimmschnitter vorzeitig zur Schau zu stellen.
    Trotz der bereits hereingebrochenen Dunkelheit war die Tür nicht abgesperrt. Als er sie hinter sich zuzog, wusste er auch warum.
    Er wurde bereits erwartet.
    »Nur herein, wenn es kein Lumpensohn ist«, schallte es ihm von der klobigen Theke entgegen. »Wir haben dich schon ums Haus und in den Stall schleichen hören und uns ernstlich gefragt, ob wir draußen nachsehen müssen, um eine Schandtat zu verhindern.«
    Der Sprecher stand mit dem Rücken zum Schankraum, trotzdem war sofort zu erkennen, dass er zu den Reitern am Waldrand gehörte. Seine roten Hosen steckten in kniehohen Stulpenstiefeln, dazu trug er ein blaues Hemd, dessen weit ausgestellte Schlitzärmel gelb unterfüttert waren. Der Holzbecher in seiner Rechten war bis zum Rand gefüllt. Ein wenig von dem darin befindlichen Wein schwappte heraus, als er sich langsam herumdrehte und fortfuhr: »Aber sicherlich wolltest du nur nachsehen, ob noch ein Plätzchen für deinen eigenen Gaul frei ist, habe ich Recht?«
    Ein sorgfältig ausrasierter, nach unten hin spitz zulaufender Bart umrahmte sein breites Lächeln. Das war also Nomar.
    Die beiden anderen Halunken saßen an zwei verschiedenen Tischen und gaben sich äußerst gelangweilt. Dabei hatten sie sich selbstverständlich nur deshalb so weit auseinander gesetzt, um den erwarteten Neuankömmling von allen Seiten in die Zange nehmen zu können. Der Kräftigere der beiden, dem rabenschwarzes Haar bis auf die Schultern fiel, sah Rorn über den Rand eines irdenen Kruges hinweg an, während der Schmächtigere, das Kinn auf eine Hand gestützt, auf drei Würfel starrte, die er immer wieder von der Tischplatte aufklaubte und erneut auf sie niederwarf.
    Allein für das entnervende Klappern, das er damit erzeugte, hätte er den Tod verdient gehabt, aber auch für die rotweiß gestreifte Hose, die er zu einem gelbblau gestreiften Hemd trug. Sein dicker Kumpan mit dem wuchernden Sichelbart ähnelte in seiner Tracht eher Nomar, nur dass er blaue Hosen mit gelb unterfütterten Schlitzen zu einem roten Hemd mit grünen Ärmeln gewählt hatte.
    Die derart zur

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