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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Schau gestellte Farbenpracht, die auf den ersten Blick amüsieren mochte, sollte vor allem Aufmerksamkeit auf sich ziehen und jedermann zeigen, dass die drei sich die teuersten Stoffe leisten konnten, die ein Markt zu bieten hatte. Sattelwölfe hatten kein Zuhause und mussten jederzeit bereit sein, ihr Lager zu wechseln. Für sie war das, was sie am Leibe trugen, der einzige Besitz, mit dem sie protzen konnten. Aus dem gleichen Grunde trug auch ein jeder von ihnen goldene Ringe in den Ohren und schwere, mit Edelsteinen versehene Ketten um den Hals.
    »Sieh dir das an, Vrigg!«, höhnte Nomar indessen, an den feisten Sack mit den nach unten geschwungenen Bartsicheln gewandt. »Mir dünkt, unser neuer Freund redet nicht mit jedem.«
    »Scheint mir auch fast so«, antwortete Vrigg, weiter über seinen Becher hinwegstierend.
    Rorn reagierte nicht auf die Sticheleien, sein Blick galt einzig und allein der anderen Person, die mit ihnen im Raum weilte. Dem in Schweiß gebadeten Wirt, der ihm schon die ganze Zeit über warnende Blicke zuwarf. Dicke Tropfen standen auf der glänzenden Stirn, wo sie sich zu kleinen Rinnsalen vereinten, die dem Bedauernswerten über Schläfen und Wangen den Hals herabrannen. Sein fadenscheiniger Hemdkragen war bereits dunkel vor Nässe.
    Davon, dass der Mann die späten Gäste gerne bewirtete, konnte keine Rede sein. Die Söldner hatten sich seine einsam gelegene Hütte ganz einfach als Schlupfwinkel auserkoren und sich bei ihm breitgemacht. Obwohl von kräftiger Gestalt hatte er den im Totschlag erfahrenen Recken nichts entgegenzusetzen. Genau genommen war er ein Gefangener im eigenen Heim und ihnen hilflos ausgeliefert.
    Lähmendes Schweigen entstand, in dem das Zischen einiger in der Pfanne schmorender Zwiebeln überdeutlich in den Ohren klang. Neben dem gemauerten Herd lagen zwei gerupfte Hühner auf einem Hackklotz. Eines von ihnen war fertig ausgenommen, dem anderen war gerade erst der Kopf abgeschlagen worden. Von der Köhlerfrau, die eben noch das Essen zubereitet hatte, war nirgendwo etwas zu sehen. Weit konnte sie aber nicht sein, sonst wären die Zwiebelringe, für die sich sonst keiner zuständig fühlte, schon lange verbrannt.
    Rorn trat weiter in die Schankraum hinein und drehte sich so, dass er Nomar, Vrigg und den Gestreiften gleichzeitig im Auge behalten konnte. Eine schwierige Aufgabe, denn die Sattelwölfe hatten sich tatsächlich so geschickt verteilt, dass er unmöglich allen dreien dieselbe Aufmerksamkeit widmen konnte. Rorn konzentrierte sich daher auf den Spitzbart, der die Führungsrolle innehatte, achtete aber darauf, Vrigg nie aus den Augen zu verlieren.
    »Ich hätte gerne die Wirtin gesprochen«, sagte er dabei. »Und zwar sofort.«
    Ein Lächeln umspielte Nomars Lippen. Das bemerkenswert intakte Gebiss, das dabei hervorblitzte, ließ es strahlender ausfallen, als es in Wirklichkeit war. Rorn konnte verstehen, dass Urte und Ira es für freundlich gehalten hatten, doch er bemerkte sofort, dass es die Augen nicht erreichte.
    »Sieh an, sieh an!«, rief der Schwertknecht aus. »Fredas Schönheit hat sich also herumgesprochen. Selbst aus den entferntesten Winkeln der Tausendsee kommen jetzt schon die Freier herbei!«
    Vrigg lachte bei diesen Worten auf, während der Gestreifte weiterhin stur auf seine Würfel stierte. Der Wirt sagte nichts dazu, dass so spöttisch über seine Frau gesprochen wurde, sondern schwitzte einfach weiter.
    »Na los, Udai, hol dein Weib schon heraus und zeig es vor!«, forderte der Spitzbart, bevor er an Rorn gewandt fortfuhr: »Aber eines lass dir gesagt sein, Freundchen. Heute Abend musst du dich hinten anstellen, wir sind vor dir dran.«
    Obwohl seine Augen schon glasig waren, hielt er sich bemerkenswert aufrecht. Er schwankte nicht im Mindesten und sprach sehr deutlich, obwohl ein gewisses Lallen zu hören war. Die übliche Standfestigkeit eines gewohnheitsmäßigen Zechers.
    »Was ist, Köhler?« Der abrupte Wechsel in den drohenden Ton offenbarte den wahren Charakter des bunt Gekleideten. »Hörst du nicht, was ich sage?«
    Der Kerl war außerdem verdammt schnell. Seine freie Hand lag plötzlich auf dem Schwertgriff an seiner Hüfte, ohne das Rorn bemerkt hatte, wie sie dahin gekommen war.
    Statt den erhaltenen Befehl auszuführen, warf der Wirt dem Bannstreiter einen flehenden Blick zu. Selbstverständlich wollte er seine Frau nicht diesen wüsten Kerlen zuführen, wagte aber auch nicht, laut zu widersprechen. Seine sehnigen Hände

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