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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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hatten den Magier extrem vorsichtig werden lassen. Er empfing keinerlei Besuch und verweigerte ganz besonders Rorn jeden Zutritt, weil er glaubte, dass eine Begegnung mit dem Bannstreiter jedem Magier Unglück brächte.
    Ein Gedanke, der angesichts des Ablebens von Magnus Jonar und Hadik nicht ganz von der Hand zu weisen war. Leider war Rabolds Heim eine von zahlreichen Männern bewachte Festung, deren Bannkreise auch von Venea und Bree nicht durchbrochen werden konnten. Das einzig Ermutigende an diesen ganzen Umständen war, dass es bislang auch den Herzlosen nicht gelungen war, zu ihm vorzudringen. Allerdings mochte Rabolds Unversehrtheit auch einen ganz anderen, weitaus schlichteren Grund haben.
    »Wartet!«, hielt Rorn seine Begleiterinnen zurück, bevor sie sich durch die Menschenmenge drängen konnten. »Bevor ihr mit Rabold sprecht, möchte ich ein paar Worte mit ihm wechseln.«
    »Ausgerechnet du?« Venea verzog das Gesicht. »Du hast doch gehört, was er dir ausrichten ließ – dass er sich lieber selbst von den Zinnen der Stadtmauer stürzt, als sich mit deinem Fluch zu beladen.« Als sie sah, wie sich bei diesen Worten seine Muskeln anspannten, schlug sie kurz ihre Augenlider nieder. »Entschuldige, aber das waren nun einmal seine genauen Worte.«
    »Ich weiß«, gestand Rorn ein. »Doch Rabold weiß bisher nicht, wie ich aussehe, und es gibt etwas, das ich gerne herausfinden möchte.«
    Bei diesen Worten holte er die silberne Spinne hervor, die er einem von Hadiks Mördern abgenommen hatte, und befestigte sie in seinem eigenen Ohrläppchen. Kein einziger Schmerzlaut drang über seine Lippen, als er den gebogenen Anhänger durch Haut und Fleisch stach. Nur ein paar winzige Blutstropfen quollen aus der kleinen Wunde hervor, die schnell wieder versiegten.
    »Was soll das?«, fragte Bree verständnislos. »Bisher hat Rabold nur eine schlechte Meinung von dir. Hält er dich aber erst für einen Herzlosen, hetzt er dir bestimmt die Stadtwache auf den Hals. Die Macht von König Horvuk, dem Herrscher der Tausendsee, ist nicht zu unterschätzen.«
    »Ist euch beiden nie in den Sinn gekommen, dass auch jemand aus den Reihen des Silbernen Netzes hinter den bisherigen Morden stecken könnte?«, fragte Rorn zurück. »Irgendjemand wusste ganz genau, dass sich die Zunftbrüder vom Silbernen Netz alle mit alter Greifenmagie beschäftigt und Schattenjade hergestellt haben. Wer wüsste wohl besser darüber Bescheid, dass er mit den Diebstählen und Morden an den Magiern Blutjade herstellen könnte, als einer aus ihrer eigenen Mitte? Und wenn nicht ihr Schattenhexen hinter allem steckt …«
    »… dann vielleicht der Großmagier aus dem Silbernen Netz, der bis zuletzt überlebt!«, vollendete Venea seinen Gedanken. »Langsam verstehe ich, warum die Schattenmutter an deiner Hilfe gelegen war! Und du meinst tatsächlich, wenn du ihn mit einem Anhänger der Spinnenreiter konfrontierst, wird Rabold dich für einen der Seinen halten?«
    »Zumindest wird er ein Zeichen der Überraschung oder des Erkennens zeigen«, brachte Rorn seine eigentliche Hoffnung zum Ausdruck. »Ist er aber unschuldig, weiß er überhaupt nichts mit diesem Anhänger anzufangen und wird mich nur für eine zufällige Begegnung auf dem Markt halten. Warten wir also einfach ab, was passiert.«
    »Von mir aus, versuch dein Glück.« Venea zuckte mit den Schultern. »Falls er den ganzen Markt vor Furcht zusammenschreit, ist er bestimmt so abgelenkt, dass wir seinen Ring mit der Schattenjade unbemerkt entwenden können. Oder ihm etwas zustecken, dass seine Bannkreise stört. Das Buch, dass du Hadik mitgebracht hast, hat den Spinnenreitern ja auch gute Dienste geleistet.«
    Anstatt auf diesen letzten Seitenhieb zu reagieren, bahnte Rorn sich rasch einen Weg durch das vor ihm liegende Getümmel. Ohne seinen schweren Greifenmantel kam er gut voran, vor allem, weil viele Frauen bereitwillig einen Schritt zurücktraten, um einen besseren Blick auf ihn werfen zu können. Sein langes, in der prallen Mittagssonne schneeweiß glänzendes Haar erregte allgemeine Aufmerksamkeit, und trotz seiner schmalen, leicht ausgezehrt wirkenden Gesichtszüge strahlte er doch etwas aus, das viele von ihnen anziehend fanden. Asketen standen hoch im Kurs bei Syrks Frauen, auch wenn ihn das nicht sonderlich interessierte.
    Je näher er Rabold kam, desto langsamer ging es allerdings voran.
    Zunächst hielt Rorn das für Zufall, aber dann wurde ihm klar, dass der Magier keineswegs

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