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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ihre Wunden zu lecken?
    Die Sonne erreichte langsam ihren Zenit, während Hatra überlegte, wie sich das Bollwerk überwinden ließ. Alles in ihr dürstete danach, den Grauhäutern den Todesstoß zu versetzen, bevor sie sich erholen konnten. Doch bisher fehlte ihr noch die richtige Idee.
    »Die Steilküste ist und bleibt ihre größte Schwachstelle«, überlegte sie laut. »Es muss doch möglich sein …«
    »Die Fallwinde sind zu stark, um von dort aus einzudringen«, wehrte Perac ab. Trotz seines greisenhaften Alters saß er in einer Astgabel, den Rücken lässig gegen den Baumstamm gelehnt. Unter halb geschlossenen Lidern schläfrig hervorschauend fuhr er fort: »Mag sein, dass die Großmeister der Mamuth nachhelfen, indem sie die natürlichen Gefahren verstärken. Auf jeden Fall haben sie sich ihre freie Aussicht aufs Meer gut überlegt. Drei in den Tod gestürzte Greifen und über zwanzig Trutzadler sollten da als Beweis genügen.«
    Hatras reckte ihr Kinn. »Mir scheint, du gibst dich mit dem Rückzug der Mamuth zufrieden«, bemerkte sie kühl.
    »Und ob.« Peracs Augenlider flatterten, als fielen sie ihm bald gänzlich zu.
    Dass er sich nicht einmal die Mühe machte, sie bei ihrem Gespräch anzusehen, verärgerte die Hexe. »Warum?«, fragte sie heftiger, als sie eigentlich beabsichtigt hatte. »Weil du durch die Waffenruhe ebenfalls neue Kräfte schöpfen kannst? Dann lass mich den Angriff alleine führen! Du musst mir nur erklären, was zu tun ist, und ich rotte unsere Erzfeinde endgültig mit Stumpf und Stiel aus!«
    »Beruhige dich«, gähnte der Magier. »Erkennst du denn nicht, dass es viel besser ist, die Mamuth still dahinsiechen zu lassen?«
    »Ist das dein Ernst?« Hatra schnellte so abrupt in die Höhe, dass sie beinahe von ihrem Platz gerutscht wäre. Der Baumwipfel schwankte so heftig, dass es ihr gerade noch gelang, sich an einem der Äste festzuklammern. Immerhin sicherte ihr das die volle Aufmerksamkeit des Großmeisters.
    »Hochmut kommt vor dem Fall«, warnte Hatra eindringlich. »Wir dürfen den Zyklopen nicht die Gelegenheit geben, neue Kräfte zu schöpfen.«
    »Das ist ihnen überhaupt nicht mehr möglich«, widersprach Perac. »Die Mamuth sind schon viel stärker degeneriert, als wir ahnten. Alles, was sie jetzt noch wollen, ist ihrem Ende entgegenzudämmern. KhorAh-Tep hat mir selbst versichert …«
    »KhorAh-Tep?«, keuchte Hatra auf. »Ihr verfluchter König? Du hast mit ihm gesprochen ?«
    »Er hat Kontakt zu mir gesucht«, gestand der Großmeister unumwunden ein. »Ich habe schon seit Tagen gespürt, dass etwas vorgeht, und als ich gestern eine Beschwörung ausführte, brauchte ich nur an ihn zu denken, um seinen Geist zu erreichen. Er hat sich mir geöffnet Hatra, ganz und gar. Damit ich sehe, das er kein falsches Spiel treibt.«
    »Und da hast du nicht deinen ganzen Hass zusammengenommen und wie eine glühende Lanze in seinen Verstand gebohrt?«, brauste sie auf. »Damit von seinem Körper nur noch eine leere Hülle bleibt, auf ewig dazu verdammt, für seine Missetaten zu büßen?«
    »Wozu?«, fragte Perac gereizt. »KhorAh-Tep ist bereits zu alt und zu schwach, um uns noch gefährlich zu werden! Jene, denen wir dienen, fiebern jedoch dem Tag entgegen, an dem sie sich unser entledigen können!«
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, worum es dem Magier ging.
    »Du hast Angst, Eonis könnte uns verjagen, sobald die Zyklopen besiegt sind?«, fragte Hatra erstaunt.
    »So gnädig wird er nicht sein«, prophezeite Perac düster. »Dazu fürchtet er uns zu sehr. Nein, ich rechne mit einem Dolch im Schlaf oder einem vergifteten Trank.«
    »Nur keine Sorge.« Hatra lächelte überlegen. »Ich bin mir sicher, er schätzt uns viel zu sehr, als dass er uns hinterrücks meucheln lässt. Besonders mich.«
    Perac lachte auf.
    Eine Spur zu hämisch, wie sie fand.
    »Du glaubst doch wohl nicht ernstlich, dass er das Lager mit dir teilt?«, rief der Alte so laut, dass es weit über die Waldwipfel hinausschallte. »Schlag dir das bloß ganz schnell wieder aus dem Kopf.«
    Seine Worte verletzten sie weit mehr, als sie selbst für möglich gehalten hätte.
    »Ich will Kinder«, schnappte sie. »Söhne und Töchter, die es einmal besser haben als wir. Die auf dem Platz sitzen, der ihnen zusteht. Mir dir ist das leider nicht möglich.«
    Zufrieden beobachtete sie, wie das Lachen auf seinen Lippen erstarb.
    »Das ist wahr.« Bei diesem Eingeständnis klang Perac vollkommen ruhig, aber seine Augen

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