Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht
habe ich die Genugtuung, daß diese gräßliche Marie Grimmet nicht besser dran ist.“
„Ich muß schon sagen, ein höchst undamenhaftes Betragen.“ Er gab sich den Anschein strengen Unwillens. Aber in den Mundwinkeln lauerte der Schalk. „Hat man Sie denn dergleichen auf Ihrer noblen Schule für junge Damen der höchsten Kreise gelehrt, Royal Bradford?“
Royal schaute zu ihm auf. Meinte er es ernst oder nicht? „Ich weiß, daß das durchaus nicht schicklich war. Aber Marie behauptete, Sie seien tot, und dann wollte sie mich nicht zu Ihnen lassen.“
„Und da haben Sie die gute Frau einfach in den Morast geworfen?“
„So ist es, und ich hoffe sehr, daß ihr noch eine Zeitlang alles weh tut. Ich konnte dieses Geschöpf nicht ausstehen.“ Royal gähnte und lächelte dann, als wollte sie sich entschuldigen. „Sie verdient wirklich keinen Besseren als diesen Murdock.“
Im nächsten Augenblick war sie eingeschlafen, lag weich in Damons Armen, eingewiegt vom sanften Schaukeln des Bootes.
Ezekiel Elman warf einen schrägen Blick zu dem Colonel zurück, auf die eine Wange, auf der sich ein roter Striemen nicht übersehen ließ.
„Ich meinte doch, Sie wären mit diesen Spitzbuben nicht handgemein geworden, Master Damon.“
„So ist es auch.“
„Wer hat Sie dann so zugerichtet?“
Damon Routhland schaute lächelnd auf die Schlummernde nieder. „Eine junge Wildkatze fühlte sich von mir erschreckt.“
Der Alte lachte glucksend. „Verstehe. Sie hat nicht nur Marie Grimmet mattgesetzt. Ist wirklich eine recht streitbare kleine Lady, nicht wahr?“
„Das kann man wohl sagen. Wirklich bemerkenswert streitbar.“
„Unsere Pferde haben wir verloren“, erinnerte ihn Elman.
„Besser als das Leben. Und doch waren wir nahe dran, auch das zu verlieren, Ezekiel. Ohne Sie hätte Murdock uns jetzt in seiner Gewalt.“
„Aber er hat der kleinen Lady nichts zuleide getan, oder?“
„Nein, ich glaube nicht. Sie wenigstens hat es so gesagt. Royal muß durch eine wahre Hölle gegangen sein.“
„Keine Sorge, Master Damon, Miss Royal hat verdammt Mut, das glauben Sie mir. Sie wird auch darüber wegkommen, auch wenn Murdock ein Teufel ist.“
*
Damon Routhland sah, wie Ezekiel Elman das Boot noch lange geschickt durch die schmalen Kanäle des Moores ruderte, nachdem sie den breiteren Nebenlauf hinter sich gelassen hatten, und endlich in den Canoochee River hinausfuhr, dessen schnelle Strömung den Kahn rasch vorwärtstrieb. Man merkte, daß der Alte die unwegsame Gegend aus jahrzehntelanger Erfahrung kannte.
Wieder ließ Damon Routhland den Blick zu Royal gleiten. Das verschmierte Gesicht) die zerzausten Locken, das zerrissene und schlammfleckige Kleid ließen ihn ahnen, welche Schrecknisse sie hinter sich haben mochte. Unwillkürlich zog er sie enger an sich, als wollte er sie jetzt noch schützen. Das Erlebnis mit Murdock hatte ihm unerbittlich gezeigt, wie viel Royal Bradford ihm bedeutete. Er hatte ernsthaft nachgegrübelt und war endlich zu dem Entschluß gekommen, nicht zu seiner Einheit zurückzukehren, ehe nicht Royal vollkommen in Sicherheit wäre.
Nun seufzte sie im Schlaf, und Routhland strich ihr behutsam über die Wange. Mochte Preston Seaton auch ein guter Kerl sein und hundertmal ein Duke dazu, Damon Routhland konnte Royal nicht gehen lassen, sie nicht aufgeben.
„Ezekiel, lebt Reverend Camden noch immer in der Bannmeile von Savannah?“
„Jedenfalls hat er das vor einer Woche noch getan, Master Damon.“
„Dann bringen Sie ihn, sobald wir dort sind, zu meiner Jagdhütte.“
„Hab mich schon lang gefragt, wann Ihnen das denn endlich einfallen könnte.“ Der Alte nickte beifällig.
„Mir bleibt keine Wahl, Ezekiel.“
„Weiß ich längst, Master Damon.“ Er lachte vergnügt. „Habe immer schon die schärferen Augen von uns beiden gehabt, nicht wahr?“
„Verdammt, ich muß sie unter den Schutz meines Namens stellen, damit ich sie auf Swanhouse Plantation wirklich in Sicherheit bringen kann. Wie sollte ich sonst jemals sicher sein können, daß ihr nicht noch einmal etwas Ähnliches zustößt?“
„Am besten fragen Sie die kleine Lady selber“, stichelte der alte Elman liebevoll. „Vielleicht will sie nicht, daß Sie ihr ein solches Opfer bringen. Wäre ja auch mächtig großmütig von Ihnen.“
Damon Routhland runzelte die Stirn. „Sie glauben doch nicht etwa, ich hätte einen anderen Grund, so zu handeln, Ezekiel?“ fragte er irritiert.
„Müssen Sie
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