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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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verkappter Verräter sein mochte, das Mißtrauen untereinander wuchs.
    Darüber waren sich auch die Offiziere unter Major Leaman einig und zogen sich zurück. Colonel Damon Routhland blieb allein in seinem Zelt zurück und warf sich in der Ecke auf das schmale Feldbett. Er blickte zur Decke, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und sah, wie die schweren Sturmböen die Leinwand wellten. In der vergangenen Nacht waren seine Leute an eine feindliche Abteilung geraten, die ihnen sowohl an Waffen als auch an Soldaten weit überlegen gewesen war. Man hatte beträchtliche Verluste zu beklagen. Damon Routhland litt unter diesem sinnlosen Raubbau an Menschenleben. Doch mußte er auch er die Truppe von neuem sammeln und für das nächste Scharmützel bereit sein, wenn es dabei zu keiner Entscheidung kommen konnte.
    Erst als Major Leaman sich räusperte, bemerkte der Colonel, daß sein Freund zurückgekommen war. Mit mutwillig funkelnden Augen hielt der Major Damon Routhland einen Brief hin.
    „Eben hat ein Meldereiter dieses Schreiben für dich gebracht.“
    Leaman schnupperte und lachte dann leise. „Riecht so fein, als käme es von einer Dame.“
    Mit einem Ruck schnellte Routhland in die Höhe und griff nach dem Umschlag. Sekundenlang stockte ihm der Atem. Ob es ein Gruß von ihr sein mochte, von der schönen, geheimnisvollen Unbekannten? Er hätte es sich so sehr gewünscht.
    „Sonst noch etwas?“ erkundigte er sich ungeduldig. Mit einem verständnisvollen Lächeln entfernte sich der Major. Kaum war die Zeltklappe zugefallen, erbrach der Colonel auch schon hastig das Siegel und las:
    Morgen abend um acht werde ich Sie in Ihrem Quartier in Charles Town aufsuchen. Bitte, enttäuschen Sie mich nicht!
    Keine Unterschrift. Damon Routhland fragte sich nicht einmal, wie sie herausgefunden hatte, wo er sich aufhielt. Ihm genügte, daß seine schöne Unbekannte sich gemeldet hatte. Seit dem überstürzten Aufbruch hatte er sich unzählige Male verwünscht, daß er sie damals hatte gehenlassen, ohne sich zu vergewissern, wo er sie wiedersehen konnte. Natürlich war sie längst abgereist, als er sich in dem Gasthof erkundigen wollte, vor dem sein Kutscher die Lady abgesetzt hatte. Niemand hatte dem Colonel sagen können, wer sie war und wohin sie verschwunden war.
    Zu seiner eigenen Verblüffung aber war es Damon Routhland nicht gelungen, sich die geheimnisvolle Unbekannte aus dem Kopf zu schlagen. Er erinnerte sich mit schmerzhafter Deutlichkeit an den zarten Duft, daran, wie sie in seinen Armen gelegen und ihn mit ihren blauen Augen angesehen hatte, als er die weiche, glatte Haut berührte. Und heute abend würde er sie treffen, seine rätselhafte Schöne.
    Wie im Fluge verrannen die Stunden. Schwer und prasselnd schlug der Regen an die Fensterscheibe, als Colonel Damon Routhland rastlos in dem kleinen Landhaus hin und her schritt. Wenn das Wetter sie abschreckte, wenn sie überhaupt nicht käme?
    Ein Blick auf die Uhr über dem Kaminsims zeigte fast schon die volle achte Stunde. Vielleicht hatte die Schöne sich nur einen Spaß mit ihm erlaubt und dachte überhaupt nicht daran zu erscheinen? Hol der Teufel alle Weiber! Er machte sich wegen dieser einen zum Narren wie ein verliebter Jüngling. Dabei war sie vielleicht selbst kaum dem Schulalter entwachsen.
    Unmutig trat er ans Fenster, schob den Vorhang beiseite und spähte hinaus. Der Regen war noch dichter geworden. Der Sturm ließ die schweren Tropfen gegen die nasse Scheibe klatschen. Nein, in dieser Nacht würde die unbekannte Lady ganz gewiß nicht auftauchen.
    Triefend naß hastete Royal Bradford zum Eingang des kleinen Hauses und pochte. Hoffentlich war Damon auch wirklich hier. Immerhin hätte sie es verstehen können, wenn er sie nach ihrem schändlichen Verhalten damals bei ihrem Wiedersehen so sehr verachtete, daß ihm nichts daran liegen mochte, ihr überhaupt noch einmal zu begegnen. Doch er öffnete und zog Royal schnell ins Innere.
    „Kommen Sie, hier ist es warm.“ Er führte sie zum Kamin. Als sie die Hand hob, um die Kapuze abzustreifen, ergriff er sie und hielt sie fest. „Warten Sie! Ist Ihr Haar heute auch gepudert?“
    Sie sah ihn verständnislos an. „Natürlich nicht. Es regnet doch.“
    „Dann lassen Sie mich raten, was Ihre wirkliche Haarfarbe ist. Ich habe immer wieder darüber nachgedacht.“ Er schaute sie aufmerksam an und überlegte laut. „Schwarz ist es nicht, nach Ihrem Teint zu schließen. Rot? Nein, Sie haben keine

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