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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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weitere Bewegung.
    Von fernher drang das wütende Gekläff der Hunde. Murdocks Banditen hatten also die Verfolgung bereits aufgenommen. Die Flucht durch das Moor würde es der Meute unmöglich machen, eine Spur aufzunehmen oder gar zu halten. Für kurze Zeit waren die Flüchtigen hier so gut wie sicher. Schon umnebelte Schwindel das Bewußtsein Damon Routhlands und löschte es dann mit einem Schlag aus.
    Preston Seaton schlug die Augen auf, blickte verständnislos in die ziehenden feuchten Schwaden, die ihm die Umgebung verschleierten. Warum lag er hier im Morast? Wo waren die Ketten, wo die Hütten des Banditenlagers? Plötzlich wußte er es wieder. Der tollkühne Colonel hatte sie beide hierhergebracht. Wo war er bloß? Hatte er Preston nur befreit, um ihn hier mitten im unwegsamen Moor auszusetzen?
    Er schaute sich angestrengt um. Im blassen Schein des Mondes bemerkte er, daß die kleine Insel etwas hügelig aus dem Schlamm aufragte. Die Hitze legte sich mit erstickender Feuchtigkeit auf den Atem, im Wasser konnte man unzählige Reptilien sich schlängeln sehen. Niedriges scharfes Riedgras wehte in der nächtlichen Brise. Es gab keinen Ausweg.
    Jetzt erst fiel Prestons Blick auf den Amerikaner, der reglos auf dem Rücken lag, das eine Bein bis zur Wade im Moor. Natürlich, Murdock hatte den Mann angeschossen. War er gar tot? Mit Aufbietung aller Willenskraft rappelte der junge Lord sich auf, kroch auf allen Vieren zu seinem Retter und legte ihm das Ohr lauschend gegen die Brust. Der Herzschlag war schwach zu vernehmen. Ein weiterer Blick fand die Wunde. Die Kugel hatte den Oberschenkel getroffen und mußte schleunigst entfernt werden. Und wenn die Blutung nicht rasch gestillt würde, konnte es den Tod des Colonels bedeuten.
    Wenn Preston auch nicht wußte, warum dieser Fremde sein Leben für einen englischen Gefangenen in die Schanze geschlagen hatte, so war er doch fest entschlossen, ihn nicht sterben zu lassen. In dem Lederbeutel an dem Gürtel des Colonels fand er eine verschraubte Silberflasche mit frischem Trinkwasser, aber nichts, das sich für einen Verband geeignet hätte. Prestons Rotrock war viel zu schmutzig, so zerrte er das Hemd heraus und riß einen Streifen davon ab, der noch halbwegs sauber schien.
    Der Colonel stöhnte schwach, als ihm Preston den Schenkel abband. Das Blut hörte auf zu fließen. Dennoch mußte die Kugel so bald wie möglich herausgeschnitten werden, und es war Preston klar, daß er das würde tun müssen.
    Der klagende Schrei eines Raubvogels zerschnitt die nächtliche Stille. Damon Routhland bewegte sich, schlug die Augen auf und ächzte nach Wasser. Sofort öffnete Preston die Flasche und hob den Kopf des Liegenden etwas hoch, damit er trinken konnte.
    „Colonel Routhland“, flüsterte der junge Lord, „ich muß das Projektil schnell herausholen, fühlen Sie sich stark genug?“
    Der Colonel warf einen anklagenden Blick zum Himmel. „Es ist wohl neuerdings mein Schicksal, daß ich es mit völlig ahnungslosen, wenn auch überaus wohlmeinenden Menschen zu tun habe. Erst sie, nun auch noch ein Brite. Gut, machen Sie schon.“
    „Haben Sie ein Messer?“ fragte Preston und überhörte die Bemerkung des Verwundeten geflissentlich. Natürlich hatte Seaton noch nie eine Kugel aus menschlichem Fleisch geschnitten. Damon Routhland krümmte sich unter einem jähen Schmerzanfall zusammen.
    „Mein gutes Jagdmesser steckt wohl noch in unserem Freund Murdock, wenn Sie sich erinnern. Aber ich habe noch einen Dolch in einem Fach des Lederbeutels. Hol'n Sie das verdammte Ding aus meinem Schenkel, bevor es mich umbringt.“
    „Eigentlich war es ja mir zugedacht, und ich verdanke Ihnen mein Leben. Was also muß ich tun?“ erkundigte sich der Lord.
    „Schneiden Sie die Kugel heraus, und brennen Sie danach die Wunde aus. Keine Angst“, wehrte er ab, als Preston etwas einwenden wollte. „Bei diesem Nebel wird kein Mensch das niedrige Feuer sehen können. Los, machen Sie weiter!“
    Mit zitternden Händen und einem aufsteigenden Gefühl der Übelkeit ging Lord Preston Seaton daran, den Anordnungen zu folgen. Ihm schauderte nur, als das Messer ins rohe Fleisch drang.
    Damon Routhland biß die Zähne zusammen. Kalter Schweiß glänzte in dicken Tropfen auf der Stirn. Der glühende Schmerz zuckte durch den ganzen Körper. Die Gedanken verschwammen in einem wirbelnden Reigen. Und obwohl sich der Colonel gewaltsam zusammenriß, konnte er es nicht verhindern, daß ihn gleich darauf eine Ohnmacht

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