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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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quälen, obwohl es angekettet und völlig hilflos war. Preston Seaton hoffte grimmig, diesen Sadisten Murdock eines Tages selbst in der Gewalt zu haben.
    An dem Freischärler vorbei sah Preston einen hochgewachsenen Fremden und mußte annehmen, daß es sich auch bei ihm um einen der Rebellen handelte, denn der Mann trug abgewetzte Büffellederhosen und ein schäbiges Hemd.
    „So, da haben Sie Ihren Mann, Colonel Routhland. Nicht mehr viel dran an ihm, wie?“
    Damon Routhland bemerkte, daß der Gefangene an den Baum gekettet war wie ein wildes Tier. Die rote Uniformjacke war schmutzig und zerrissen. Dennoch schaute der Engländer den ihm Unbekannten geringschätzig an.
    „Verdammter Hund“, fluchte Damon Routhland, zu Murdock gewandt. „Wie können Sie es wagen, einen Gefangenen unter solch menschenunwürdigen Umständen festzuhalten? Lassen Sie ihn sofort losmachen.“
    In Murdocks Augen zuckte es gefährlich drohend. „He, daran denke ich nicht. Der Kerl ist mir in die Hände gefallen, und ich bestimme, wann und ob er freikommt, verstanden?“
    Der Colonel ließ sich neben Preston Seaton auf ein Knie nieder und griff ihm ins Haar, um das Gesicht gegen das Licht zu drehen. Zornig runzelte er die Stirn beim Anblick der Platzwunden und Schrammen auf den Wangen des Briten, des blau verfärbten Auges, das ganz zugeschwollen war.
    „Dieser Mann hat Fieber und braucht dringend ärztliche Versorgung. Wenn Sie ihn nicht auf der Stelle freigeben und ihm deshalb etwas zustößt, werde ich nicht ruhen, bis Sie dafür büßen, Murdock.“
    Lord Preston traute seinen Ohren nicht. Sollte dieser Mann etwa gar gekommen sein, ihm, dem Gefangenen, Hilflosen zu helfen? Und Fieber sollte er haben? Er hatte nicht bemerkt, daß er krank war.
    „Nun steigen Sie mal gleich vom hohen Roß“, sagte Murdock hämisch. „Denn wer, meinen Sie wohl, sieht zu, daß Sie überhaupt noch dazu imstande sind, Colonel? Und was diesen Engländer angeht, so ist er einer dieser verweichlichten britischen Spielzeugoffiziere, die nur in einem Salon mit dem Säbel rasseln und den blankgewichsten Stiefeln glänzen können, parfümiert und verweichlicht. Wenn er wirklich krank sein sollte, dann hat er es sich selber zuzuschreiben. Ein schöner Schwächling!“
    „Ich wiederhole: Sie übergeben ihn sofort meiner Obhut, sonst geht es Ihnen sehr schnell an den Kragen, Murdock. Sie wissen recht gut, daß es in meiner Macht steht, Sie und Ihre Spießgesellen an den Galgen zu bringen, und genau das werde ich sonst tun, seien Sie versichert.“
    Atemlos lauschte Preston der Auseinandersetzung.
    Nach einer Weile, in der die beiden Männer einander feindselig gemustert hatten, lachte Vincent Murdock bösartig.
    „Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Colonel Routhland“, sagte er gehässig, „würde ich keine leeren Drohungen ausstoßen. Vergessen Sie nicht, wo Sie sind und daß Sie allein gekommen sind!“
    „Das stört mich keineswegs. An Ihrer Stelle dagegen hätte ich Angst und wüßte auch, warum.“ Damon Routhland schien völlig ungerührt von den Worten seines hinterhältigen Gegenübers.
    „Sehen Sie diesen Schlüssel, Colonel?“ höhnte der Bandenführer und ließ einen solchen an dem Lederriemen hin und her pendeln, der um seinen Hals hing. „Damit und mit sonst nichts kann man diese Ketten aufschließen, und keiner außer mir wird das tun.“ Er tippte mit dem Zeigefinger gegen die Brust des Gefangenen und schenkte ihm einen geringschätzigen Blick. „Wenn Sie wüßten, welch hübsches Kerlchen das gewesen ist, als er uns in die Hände fiel, wie aus dem Ei gepellt in seiner glitzernden Uniform. Na ja, man sieht nicht mehr allzu viel davon, jammerschade.“
    Preston Seaton spannte die Muskeln an und rüttelte an den Ketten. Murdock lachte, daß es einem kalt über den Rücken hätte laufen mögen.
    „Wie er zappelt vor Wut. Ja, Colonel Routhland, ich mag das geschniegelte Bübchen recht gern. Es täte mir in der Seele weh, wenn ich ihn so schnell wieder hergeben sollte.“
    Damon Routhland überhörte die Gemeinheit, bückte sich und befeuchtete sein Taschentuch in einem Eimer mit trübem Wasser, der hinter dem Baum stand. Damit versuchte er den angetrockneten Schlamm von dem Gesicht des Lords zu waschen. Er schaute forschend in die strahlenden blauen Augen, als wollte er herausfinden, was denn Royal Bradford an diesem jungen Menschen als anziehend erachtet hätte.
    „Wir Amerikaner sind bei weitem nicht alle solche Tiere“, sagte Routhland

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