Baphomets Bibel
Geruch von Knoblauch.
Ein junges Mädchen passierte mich. Auf einem Tablett standen zwei Teller mit Essen. Große Fleischstücke, die in einer Knoblauchsoße badeten. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, doch zunächst suchte ich die Rezeption auf, die sogar besetzt war. Ein älterer Mann saß dort und schaute in die Glotze. Auf der Mattscheibe lief ein Fußballspiel.
»Pardon, wenn ich störe, aber ein Freund, der Abbé Jaques, hat mir Ihr Hotel empfohlen.«
Der Mann drehte sich auf seinem Stuhl. Er grinste plötzlich so breit wie ein Frosch. »Keine Ursache, Monsieur. Ich freue mich über jeden Gast, der von Jaques geschickt wird.« Er stand auf, streckte mir die Hand entgegen und stellte sich als Henri vor.
Während ich mich ein trug, klaubte er den Schlüssel vom Brett. Ich musste hoch in die erste Etage und die Tür mit der Nummer neun aufschließen.
»Wenn es sonst noch etwas gibt...«
»Ich werde später noch etwas essen.«
»Sehr gut. Hier schmeckt es am besten.«
»Das habe ich schon gerochen.«
Wenig später stand ich in meinem Zimmer. Es war keine Offenbarung, aber sauber. Die Bettwäsche roch frisch gewaschen. Beinahe wie in einer TV-Reklame.
Eine Tür führte zur Dusche und Toilette. Als ich das Licht einschaltete, schüttelte ich unweigerlich den Kopf. In diesen Raum passte wirklich keine zweite Person hinein.
Ich wusch mir die Hände und säuberte auch meine Klamotten vom Schmutz des Stollens.
Dann ging ich zurück in das Zimmer, um zu telefonieren. Dazu setzte ich mich auf das etwas zu weiche Bett.
Ignatius oder Godwin de Salier?
Ich entschied mich für den Mann in Rom. Durch seine Initiative war ich an den Fall geraten. Es war die persönliche Handynummer, die ich wählte, und Father Ignatius meldete sich überraschend schnell.
»John hier.«
»Ahhh...«
»Bist du allein?«
»Ja.«
»Gut, dann hör bitte zu.«
»Moment mal, John, ich will dir ja nicht reinrede, aber deine Stimme hört sich nicht eben nach Optimismus an.«
Ich musste laut lachen. »Das kannst du wirklich sagen. Der Optimismus ist mir vergangen.«
»Ich höre.«
Was Father Ignatius hörte, konnte ihm einfach nicht schmecken. Er hütete sich auch, Fragen zu stellen. Nur manchmal hörte ich aus seinem Mund einige Stöhnlaute.
Natürlich hatte er Fragen. »Aber das Buch gibt es?«
»Ja, davon gehe ich aus.«
»Du hast es nicht gesehen?«
»Nein, nur van Akkeren. Er hat es aus diesem Versteck geholt, und er hat einen toten Küster hinterlassen. Gewissermaßen als Dank für dessen Aussagen.«
»Das hört sich alles nicht gut an, John. Wir sind also zu spät gekommen.«
»Genau das.«
»Nur muss es weitergehen, und es wird weitergehen, was mir Sorge bereitet.«
»Mir nicht weniger, Ignatius. Ich hoffe, dass der Inhalt des Buches nicht mit dem übereinstimmt, was man sich darüber erzählt. Wenn doch, sehe ich schwarze Zeiten auf uns zukommen. Dann sind den Manipulationen keine Grenzen gesetzt.«
»Durch Albträume?«
»Ja, die plötzlich wahr werden. Es können auch positive Träume sein, nehme ich mal an. Doch bei einer Gestalt wie Baphomet glaube ich eher an Albträume.«
Father Ignatius schwieg. Das kam bei ihm selten vor. Nicht, dass er eine Plappertasche gewesen wäre, wenn er sprach, dann zumeist sehr sachlich und beim Thema bleibend. In diesem Fall allerdings verhielt er sich still, ich hörte nur sein Atmen.
»Es muss doch eine Möglichkeit geben, John, diesen Wahnsinn zu stoppen.«
»Die gibt es. Ich brauche nur van Akkeren zwischen die Finger zu bekommen.«
»Wovor er sich hüten wird.«
»Das könnte auch sein.«
»Wie meinst du das?«
Ich ließ mich nach hinten auf das dicke Kissen fallen, behielt die Beine aber aus dem Bett. »Wie ich van Akkeren kenne, wird er diese Bibel zunächst studieren. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so leicht für ihn sein wird, die Träume der Menschen. Er muss sich erst hineinfinden, denke ich mir.«
»Na, da bin ich mir nicht so sicher. Er wird sich schon vorbereitet haben.«
»Und dann wird er versuchen, an seine Gegner heranzukommen«, sagte ich.
»Genau, John. Soll ich dich jetzt noch fragen, wer auf der Liste ganz oben steht.«
»Ich weiß es, die Templer.«
»Und ein gewisser Geisterjäger John Sinclair.«
»Das könnte auch sein.«
»Du bist vorbereitet?« Die Besorgnis in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Ja, das bin ich. Nur kann ich leider nicht voraussehen, wann und wie er mich erwischen will. Abgesehen davon, wenn ich mal
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