Baphomets Bibel
Ives Blanc mehr helfen. Er hatte seine Gier mit dem Leben bezahlt, und das, was er an Wissen besaß, hatte er mit in den Tod genommen.
Aber es gab diesen Gegenstand. Es hatte ihn gegeben, es würde ihn geben. Nur war die Bibel des Baphomet, dieses verfluchte Buch, jetzt in andere Hände gelangt.
Durch seinen Inhalt können Träume wahr werden!
Ich schüttelte mich, als ich daran dachte. Träume schlossen auch Albträume mit ein. Ich wusste, welch grauenvolle und schlimme Dinge man träumen konnte, und wenn die durch die Hilfe des Buches mal wahr werden würden...
Nein, ich wollte darüber nicht weiter nachdenken.
Erst mal brauchte ich Gewissheit.
Jaques dachte bereits wieder praktisch. »Sollen wir den Toten mitnehmen? Wir können ihn doch hier nicht liegen lassen.«
»Ja, das wäre am besten.«
»Gut. Dann...«
»Moment, nicht so schnell.« Ich hob eine Hand. »Ich möchte mich hier noch umschauen.«
»Sie suchen den Mörder?« Es war zu sehen, wie der Pfarrer erschauerte.
»Ja, auch den.« Ich leuchtete zum ersten Mal gegen die Decke. Sie lag tatsächlich höher, war aber nicht gewölbt, sondern erinnerte mehr an einen flachen dunklen Himmel.
Hier war so etwas wie die Zentrale. Ein uralter Punkt. Eine Sammelstelle der Erdenkräfte, auf die die Druiden früher gesetzt hatten. Das war mir alles bekannt.
Aber heute lagen die Dinge anders. Die alten Mythen und der uralte Zauber waren verschwunden. Zudem hatte sich der christliche Glaube ausgebreitet. Hoch über uns stand wie ein mächtiges Bollwerk die alte Kathedrale.
Allerdings gab es nicht wenige Menschen, die sie als mystischen Ort bezeichneten, weil viele Strömungen und Richtungen hier ihre Spuren hinterlassen hatten. Und da spielten die Templer eine sehr große Rolle. Die letzten Baumeister dieser Kathedrale.
Hatten sie auch über das Buch Bescheid gewusst, dass ich bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen hatte?
Das konnte alles sein. Aber sie hatten es sich nie geholt. Aus Gründen, die mir schleierhaft waren.
Für uns war es wichtig, dass ich einen zweiten Fluchtweg fand. Ich wollte mich auch nicht überraschen lassen. Sollte sich der Mörder in der Nähe aufhalten, musste ich mich darauf gefasst machen, aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden.
Einer wie er schoss, bevor er fragte.
Ich hielt mich an der Wand, um wenigstens den Rücken gedeckt zu haben. Schritt für Schritt ging ich weiter und leuchtete die Wand dabei an. Zu sehen war nichts, was mir einen Erfolg gebracht hätte. Es gab keine zweite Tür, hinter der ein geheimer Gang lag, hier war das Mauerwerk wirklich fugendicht.
Wo steckte der Mörder? Er war uns nicht entgegengekommen. Er musste sich hier versteckt halten.
Als ich wieder zu meinem Begleiter zurückkehrte, stand der noch immer an der gleichen Stelle.
»Ich habe auch nichts gehört, John. Ich glaube mittlerweile, dass wir uns geirrt haben.«
»Aber er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben, verflucht!«
»Ich weiß nichts.«
»Gut, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als den Rückweg anzutreten.«
»Nehmen wir ihn trotzdem mit?«
»Ja, ich werde ihn tragen.«
Leicht enttäuscht und mit müden Schritten ging ich auf den Toten zu. Ich fühlte mich schon wie ein Verlierer. Ich hatte wirklich viel auf diese Aktion gesetzt, doch nun war es vorbei.
Ich bückte mich und zog den Mann näher zu mir. Sein Gewicht würde mich sehr belasten. Wir würden ihn auch nicht die Steigeisen hochschleppen, denn die würden unter dem zweifachen Gewicht brechen.
Den Mann hievte ich über meine linke Schulter. Die Stelle, an der er gelegen hatte, lag jetzt frei vor mir.
Sah sie anders aus?
Im ersten Moment schien mir das so zu sein. Der Stein war noch vorhanden, nur hatte ich das Gefühl, dass er nicht mehr richtig im Boden festsaß.
Ich legte die Leiche zur Seite.
Es war der Augenblick, auf den jemand gewartet hatte, der in der Erde versteckt war. Plötzlich bekam der Stein Druck. Er flog in die Höhe. Ich sah, dass es eine Platte war, warf mich zur Seite und riss gerade noch die Hände vor mein Gesicht.
Die Platte traf mich trotzdem. Ich wurde zurückgeschleudert und hörte noch im Fallen das hässliche Lachen eines Menschen, den ich leider verdammt gut kannte.
Vincent van Akkeren, der Grusel-Star!
***
Er war es also, mit dem sich Ives getroffen hatte. Und er befand sich jetzt im Besitz des verdammten Buches. Für mich war dies nur ein Gedanke, denn ich musste mich um mich selbst und damit um meine Sicherheit
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