Baphomets Bibel
Diesen Coup hatte der Grusel-Star allein durchgezogen. Er würde ihn seinem Ziel, Großmeister der Templer zu sein, wieder einen großen Schritt näher bringen.
Van Akkeren hatte sich auch deshalb umgezogen, weil er der Meinung war, dass Sieger so aussehen mussten. Es war ihm zuwider, die Sachen zu tragen, mit denen er sich in der »Unterwelt« herumgetrieben hatte. Auf keinen Fall wollte er so etwas durchziehen. Es gehörte sich einfach, bei einem großen Sieg auch sein Äußeres zu wechseln und damit zu dokumentieren, dass er schon jemand war.
Vor dem Spiegel im Flur blieb er noch einmal stehen. Er konnte nicht anders und musste sein elegantes Outfit einfach bewundern, worüber er sehr zufrieden war.
»Ich habe gewonnen! Ich habe es geschafft!, flüsterte er seinem Spiegelbild zu.
Van Akkeren betrachtete sich dabei genau. Er hatte das Gefühl, jünger geworden zu sein, und so fühlte er sich auch. Die Erfolge machen jünger. Da blühte er auf, da war er zu einem Strahlemann geworden, obwohl das nicht stimmte. Einer wie er strahlte nicht. Und wenn doch, dann war es höchstens die Kälte.
Glatt hatte er das dunkle Haar nach hinten gekämmt. Es war schwarz und hatte zudem einen bläulichen Schimmer. Keine grauen Strähnen mehr. Die hatte er sich wegfärben lassen. Und auch sein Gesicht wirkte viel glatter, als wäre die Haut poliert worden.
Er fühlte sich gut, und Sieger mussten sich eben so fühlen!
Er lächelte sich an. Selbstzufrieden. Es ging weiter. Die Zeiten der Enttäuschungen waren vorbei, und so räusperte er sich und sprach danach einen Namen aus. Er zischte ihn seinem Spiegelbild entgegen, und dabei nahm sein Gesicht einen anderen Ausdruck an.
Kälter-böser!
Das war der alte van Akkeren, denn es war ihm ein Name in den Sinn gekommen.
John Sinclair!
Van Akkeren räusperte sich. Er – immer er! Plötzlich war er da gewesen, und van Akkeren wusste nicht, wieso das hatte geschehen können. Von Ives Blanc würde er nichts mehr erfahren können. Außerdem hatte er mit ihm darüber auch nicht gesprochen.
Aber Sinclair war da. Er hatte ihn gesehen. Nicht nur unter der Erde, wo das Buch versteckt gelegen hatte, sondern auch später in der Stadt. Da war der Grusel-Star sehr schlau gewesen. Er hatte stets zugesehen, dass man ihn nicht sah, er jedoch Sinclair im Auge behalten konnte. Und das hatte perfekt geklappt.
Er wusste auch, wo Sinclair sich einquartiert hatte. Und genau das war ein großer Vorteil. Wer sich einquartierte, der hatte nicht vor, in der Nacht abzureisen. Der würde bis zum anderen Tag warten. Also lagen noch einige Stunden vor ihnen, in denen etwas passieren konnte.
Er lächelte wieder. Dieser Gedanke gefiel ihm. Und was in den Nachtstunden passieren würde, war einzig und allein eine Sache zwischen ihnen beiden. Es war perfekt. Es war wunderbar. So konnte er sich auf den Geisterjäger konzentrieren – und das Buch testen.
Genau das war wichtig. Und Sinclair war eben der richtige Partner. Alles würde sich ändern. Wenn das Buch stark genug war, um Sinclair hier zu töten, hatte es seine wichtigste Aufgabe schon mal erfüllt. Dann gab es nur noch weniger starke Widerstände für ihn.
Er wandte sich vom Spiegel ab und betrat den größten Raum des Hauses. Man hatte die Wände mit Holz getäfelt. In den Polstermöbeln konnte man versinken und sogar wunderbar schlafen. Ein dicker Teppich, der sich auf dem Holzboden ausbreitete, dämpfte seine Schrittgeräusche, doch das war alles nicht wichtig für ihn.
Sein Blick galt dem Tisch.
Genau in der Mitte lag das Buch!
Es war sehr, sehr alt, aber es sah nicht so alt aus, denn van Akkeren hatte es bereits vorsichtig gesäubert und vom Schmutz seiner langen Gefangenschaft befreit. So bestanden die Vorder- und Rückseite aus Leder, aber nur auf der Vorderseite war ein Motiv zu sehen.
In einem Kreis genau in der Mitte des Deckels malte sich eine Tierfratze ab, auf deren Kopf zwei Hörner wuchsen, die allerdings flach zur Seite gelegt waren. Um die Fratze herum tanzten irgendwelche Gestalten, die nicht Mensch und nicht Monster waren, sondern Wesen, wie sie nur der Fantasie eines Menschen entspringen konnten, der Horrorfilme ausstattete. Die hatte es zu den großen Zeiten des Buches allerdings noch nicht gegeben, und so war es möglich, dass die Menschen damals ihr Wissen um die anderen Reiche dort eingraviert hatten.
Der Grusel-Star atmete tief ein, als er neben dem Tisch stehen blieb. Dann nahm er das Buch hoch.
Es war schwer. Weniger
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