Baphomets Bibel
dass sich mein Mund verzerrte. Etwas hatte mich erwischt. Nicht direkt am Körper, sondern in der Schlafphase. Ich erwachte.
Als ich die Augen aufschlug, wusste ich sofort, wo ich mich befand. Die Erinnerungen waren schlagartig wieder da, und über meine Haut huschte ein leichtes Frösteln. Das Fenster stand noch immer offen, so hatte der Wind freie Bahn, der auch die Kälte mitbrachte.
Ich setzte mich hin!
Dunkelheit umschwamm mich. Zu sehen war nichts, denn es bewegte sich niemand durch den Raum. Allmählich traten die Umrisse wieder hervor. Auch die Lage des Fensters hatte sich nicht verändert, und es gab auch niemand, der sich an der Tür befand.
Warum war ich wach geworden? Es gab keine normale Antwort. Zumindest hatte mich kein fremdes Geräusch geweckt. Es musste der innere Schub gewesen sein.
Und da fing ich an nachzudenken, auch deshalb, weil etwas fast schon Unheimliches geschehen war.
Auf meiner Brust verteilte sich die Wärme. Genau an der Stelle, an der das Kreuz lag.
Ich war sein Erbe. Ich war der Sohn des Lichts. Ich kannte mein Kreuz sehr gut. Ich wusste genau, wie es reagierte. Wenn es seine Wärme abstrahlte, dann war das so etwas wie ein Alarmsignal für mich. Dann war jemand in der Nähe, der ein Feind des Kreuzes war.
Van Akkeren!
War er hier in meinem Zimmer gewesen?
Die Antwort hätte ja lauten können, aber sie traf nicht zu. Bei van Akkeren »meldete« sich das Kreuz nicht. Da blieb es stumm, denn er war kein Dämon in dem Sinne. Er paktierte mit ihnen, er würde alles für sie tun, er bekam auch die entsprechende Unterstützung, aber im Prinzip war er ein Mensch!
Er konnte nicht für eine Aktivierung des Kreuzes gesorgt haben. Da musste es einen anderen Grund geben.
In meinem Kopf bewegten sich fieberhaft die Gedanken und Schlussfolgerungen. Da kam einiges zusammen, aber ich fand kein Ergebnis, und das ärgerte mich. Irgendwie musste ich weiterkommen. Aus lauter Spaß an der Freude meldete sich das Kreuz nicht.
Ich strich noch mal darüber hinweg.
Die Wärme hatte abgenommen. Das Metall näherte sich wieder dem Normalzustand. Die Gefahr war also vorbei.
Nur welche?
Je mehr ich darüber nachdachte, umso stärker festigte sich in mir der Schluss, dass dieser Angriff nur indirekt von van Akkeren erfolgt war. In Wirklichkeit hatte er das verdammte Buch eingesetzt. Mit seiner Hilfe musste er versucht haben, in meine Träume einzudringen. Geschafft hatte er es nicht, weil sich mein Kreuz dagegengestemmt hatte. Es hatte diese Attacke abgewehrt.
Allmählich dämmerte mir, dass es doch eine Waffe gab, die der Baphomet-Bibel Paroli bieten konnte. Und darüber freute ich mich so sehr, dass ich wieder lächeln konnte.
Das Problem allerdings blieb bestehen. Ich sah es nicht nur in dem Buch, sondern auch in Vincent van Akkeren. Er befand sich hier im Ort in meiner Nähe, und sicherlich wusste er auch, wo ich mich aufhielt. Er hatte einen ersten Versuch unternommen. Würde er auch einen zweiten folgen lassen, oder wie würde er sich verhalten?
Ich hatte keine Ahnung. Ich steckte wirklich fest, und mir blieb im Prinzip nichts anderes übrig, als zu warten, dass sich etwas tat. Es konnte durchaus sein, dass van Akkeren einen neuen Angriff startete, und ich fragte mich, ob ich das Risiko des Einschlafens eingehen sollte.
Schlief ich nicht ein, dann träumte ich auch nicht. So war es van Akkeren dann nicht möglich, auf seine besondere Art und Weise an mich heranzukommen.
Ich steckte in der Zwickmühle. Dabei ging ich davon aus, dass van Akkeren die Abwehr bemerkt hatte und sich nun wieder etwas Neues einfallen lassen musste.
Ich öffnete das Fenster und schaute hinaus. Es war nichts zu sehen. Stille umgab das Haus, und auch Geräusche drangen nicht bis zu mir hin. Nichts erregte meinen Verdacht.
Ich schloss das Fenster wieder und ging zum Bett. Einschlafen würde ich nicht mehr können, dafür war ich einfach zu aufgeregt. Es würde eine lange Nacht werden, das stand fest.
Ich ging zur Zimmertür, öffnete sie und lauschte. So still, wie ich es gedacht hatte, war es nicht. Aus der unteren Etage klang mir Musik entgegen.
Marie war also noch nicht im Bett. Stimmen waren nicht zu hören. Die junge Frau räumte sicherlich noch auf.
Ich schloss die Tür wieder.
Mitternacht war jetzt vorbei, als ich mich zuerst auf das Bett setzte und mich danach langmachte. Ich war wirklich gespannt, was in den folgenden Stunden noch alles passieren würde...
***
Als junger Mensch sollte man
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