Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
für Frauen, die außerhalb von Bu’ndai Gemüsegerichte zu sich genommen haben, zur Zeit nicht ratsam sei, die Stadt zu betreten.«
»Das ist schon richtig. Sie werden aber nicht dort eingesperrt; sie können sich frei bewegen und die Ehrlosigkeit ihrer Bürde dadurch beweisen, daß sie vernünftigen Beschäftigungen nachgehen und das Verwalten und Verwesen dem Ungeziefer überlassen. Aber bis zum Ende des Jahres müssen sie in Bu’ndai bleiben.«
Vorsichtig brachte Barakuda die Ambra-Taucher ins Gespräch.
»Ich kann dir einen oder zwei nennen«, sagte der alte Händler. »Aber sprechen mußt du selbst mit ihnen. Vielleicht liefern sie, vielleicht nicht.«
Sie ließen ihre Gepäckstücke und die schwere Kiste im Gasthaus zurück. In den wimmelnden Gassen der Altstadt – Lehmpfade mit Holzstegen zwischen Holz- und Ziegelbauten – kamen sie nur langsam vorwärts. Xhadruga hatte drei Taucher beschrieben und einige Tavernen genannt, in denen sie sich aufhalten mochten.
In einem kleinen Lokal setzten sie sich an einen Tisch; durch das Fenster sahen sie den schwach erleuchteten Kai. Barken und Küstenkutter schaukelten in der halben Dunkelheit.
Es gab gebratenen Fisch, gedünstetes Gemüse und schwarzes Bier. Learoyd leerte seinen Becher auf einen Zug, nickte heftig und winkte dem krummbeinigen Shil.
»Wenn wir«, sagte Barakuda nachdenklich, »wirklich Ambra bekommen, dann bin ich auf die Untersuchungen gespannt.«
Oubou nippte an seinem Bier. Der lange dürfe Mann mit den Eulenaugen betrachtete Learoyd aufmerksam, der soeben den zweiten Becher liebkoste. »Was Xhadruga erzählt, klingt eher wie ein Märchen«, murmelte er.
Dante grinste. »Stimmt schon, aber wenn nur die Hälfte wahr ist, können wir einen Pharmakonzern aufmachen – vorausgesetzt, wir kriegen genug von dem Zeug.«
»Husten«, sagte Oubou. »Rheuma, Impotenz, Schwellungen, Klaustrophobie, Vergiftungen, Bluthochdruck, Knochenbrüche, Verstopfung, Fruchtbarkeit, Unfruchtbarkeit, Ausschlag, Depression – es ist nicht zu glauben.«
Learoyd nickte und schlürfte. Er wischte sich den Schaum vom Mund. »Dieses Bier heilt mindestens genau so viele Krankheiten.«
»Ich bin nur nicht ganz sicher, ob das Hospital über ausreichende Analysemöglichkeiten verfügt«, fuhr Barakuda ungerührt fort.
»Was, wenn nicht?« fragte Oubou.
»Ich weiß nicht. Vielleicht müßte man sich mit Gerames in Verbindung setzen und ihn fragen, ob er ein Laborschiff kaufen und in ein hypothetisches Pharmageschäft einsteigen will.«
Sie lachten.
Die Taverne war gut besucht. Learoyd schien nicht der einzige zu sein, der das schwarze Bier schätzte. Der krummbeinige Wirt bestätigte, daß er es selbst braue. Die meisten Frauen und Männer waren Bundashil, aber selbst hier, so weit entfernt von den Plätzen am Binnenmeer, gab es Mulis.
Barakuda schob den leeren Teller von sich. »Wir sollten weitergehen«, sagte er. »Hier kann ich keinen von den beschriebenen Tauchern sehen.«
Learoyd verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. »Das könnt ihr doch bestimmt allein«, meinte er.
Dante zwinkerte. »Zirpt die Leber?«
Terence nickte, ohne das Gesicht zu verziehen. »Sie ist bekanntlich aus Eisen«, behauptete er, »aber aus besonderem Eisen. Wenn die Leber nicht mal wieder gründlich gespült wird, rostet sie. Und diese oxydierten Haare reichen mir völlig.« Er fuhr sich mit dem Zeigefinger um den Schädel, als wolle er sich skalpieren. »Außerdem«, setzte er mit einer Kopfbewegung zum Tresen hinzu, »stehen da einige reizende Fischerinnen. Vor allem eine, und sie scheint rote Haare zu mögen. Sind ja auch selten hier.«
Oubou beugte sich vor und klopfte ihm auf die Schulter. »Leber spülen reicht nicht, wie?« meinte er mit einer kleinen Grimasse. »Da war doch noch was …«
Barakuda stand auf. »Hast du Geld?«
Learoyd hob die Brauen. »Nicht viel. Soll ich eure Zeche übernehmen, damit ihr verschwinden könnt?«
Barakuda zog eine Handvoll Münzen aus der Tasche und ließ die Metallscheiben in Learoyds Brusttasche gleiten.
Zwei Lokale weiter landeinwärts entdeckten sie einen Shil, auf den Xhadragus Beschreibung zutraf. Als Dante vor ihm stand, sah er die geplatzten Aderchen in den Augen und auf den Wangen.
Zu dritt setzten sie sich an einen Tisch in Türnähe. Barakuda interessierte sich besonders für das Tauchverfahren, über das der Taucher sich jedoch nicht äußern wollte. Er machte vage Andeutungen, denen zu
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