Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
hatten? Und wie kamen die Frauen von Bu’ndai nach Golgit? Was sollten sie hier? Wo waren die Korsaren, die sie beglei tet hatten? Wo steckte die Fürstin?
Einige der Fragen wurden nie beantwortet. Sie seien mit einer seltsamen unterirdischen Bahn bis Golgit gefahren, erzählten die Frauen. Dort habe Tremughati ihnen gesagt, sie sollten aussteigen und sich von den drei Heilerinnen, die an der unterirdischen Station auf sie warteten, zur Taggabahn bringen lassen. Dann sollten sie versuchen, von dort allein oder mit fremder Hilfe Richtung Gashiri vorzustoßen, wo sie von ihr hören würden. Sie sollten jedoch nicht über die Gashiri-Station hinaus vorstoßen, sondern in der Nähe der Taggabahn bleiben. Und Tremughati sei mit den Korsa ren weitergefahren.
Die Heilerinnen schwiegen zu allem. Learoyd starrte kopfschüttelnd ins Feuer. Er war wie betäubt. »Eine unterirdische Bahn? Tremughati und Korsaren gegen Gashiri? Irgendwann muß ich doch aufwachen. Das kann alles nicht sein.«
Vier Tage später meldete einer der Posten einen von Osten kommenden Wagen. Learoyd und T’unga gingen in die Hal le und setzten einen vorbereiteten Prellbock auf die Strecke.
Der Wagen rollte fast geräuschlos in die Station, prallte gegen den Bock und blieb stehen. Niemand stieg aus. Da man mit irgendeiner Teufelei der AVs rechnen mußte, beeil te sich auch keiner, die Tür zu öffnen und nachzusehen.
Schließlich stieß Learoyd einen Fluch aus und zog die kleine Automatik. T’unga warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu, und die Frauen und Männer aus Golgit zogen sich an den äußersten Rand der Stationshalle zurück; einige hatten Pfeile aufgelegt.
Vorsichtig stieg Terence auf das Trittbrett und spähte durch das Fenster. Im Wagen stand eine Kiste, etwa in der Größe eines Sarges, und darin lag etwas.
Learoyd holte tief Luft und wandte sich ab. Tunga blickte zu ihm empor. »Du bist weiß wie ein Fischbauch. Was ist?«
Learoyds Halsmuskeln arbeiteten; das Würgen ließ nur langsam nach. Mühsam brachte er ein paar Wörter heraus. »Eine Kiste. Mit einer Person. Sie sieht gräßlich aus.«
Tunga hob die Brauen. »Gräßlich? Wieso? Und was heißt Person? Mann oder Frau? Shil, Muli, Cadhrassi?«
Learoyd stieg vom Trittbrett; die Bogenschützen näherten sich und lauschten.
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Was ich sehen kann ist ein aufgedunsenes Monstrum, das zu leben scheint. Über und über mit Beulen bedeckt.«
In diesem Moment zuckten alle zusammen; aus dem Wagen drang dumpfes Geheul. Learoyd überwand sich und stieg noch einmal auf das Trittbrett.
In der Kiste bewegte sich das Ungeheuer. Eine verformte Hand schob sich über den Rand des Sargs. Es sah aus, als seien die Finger auf das Doppelte der ursprünglichen Größe aufgebläht und zusammengewachsen; durch die Scheibe und über mehr als drei Meter sah Terence die Beulen, aus denen grünliche Flüssigkeit troff.
Er sprang wieder vom Trittbrett und berichtete. Der Ob mann der Bogenschützen kam näher, stieg zur Tür, warf ei nen Blick hindurch und schüttelte sich; sein olivfarbenes Gesicht wurde bleigrau. »Das kann nicht hier bleiben«, sagte er. »Wir schieben es zurück Richtung Gashiri.« Er winkte einigen Leuten.
T’unga nickte langsam. »Was immer es ist, wir können ihm bestimmt nicht helfen«, sagte er leise. »Wir können uns nur alle anstecken.«
Learoyd rang mit sich. Der ehemalige Soldat des Commonwealth focht mit dem Händler; der karavanist unterlag dem suldau , der Informationen haben wollte und verschleppte Freunde suchte. Sie waren wohl von den Leuten verschleppt worden, die dieses arme Monstrum losgeschickt hatten.
»Halt«, sagte er schwach. Dann, lauter: »Moment mal.« Er wandte sich an den Obmann. »Wir können den Wagen nicht hierbehalten, das stimmt. Aber wir müssen versuchen, soviel wie möglich über unsere Gegner zu erfahren. Deshalb sollten wir den Wagen nicht einfach zurückschicken.«
T’unga wandte sich ab und ging zu einem der anderen Agenten. Der Obmann betrachtete Learoyd nachdenklich. »Was schlägst du vor, Cadhrassi?«
Terence seufzte. »Ich werde aufsteigen und mit dem Wagen Richtung Gashiri fahren. Wenn wir aus dieser Station heraus sind, werde ich von außen bremsen, einsteigen und nachsehen.«
T’unga kam zurück; er hielt einen Seidenschal in der Hand. »Binde ihn dir vor Mund und Nase, vielleicht hilft das.«
Learoyd nahm das Tuch entgegen. »Danke, Freund. Aber ich kann nicht mehr zurückkommen, wenn ich
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