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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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betrachteten sie mißtrauisch und mißmutig. Nach der langen Zeit im Sattel, seltenem Wäschewechsel und höchst unregelmäßigen Bädern in Flüssen rochen die vier Reisenden zwar selbst für Garidus Maßstäbe nicht mehr anstößig, aber längst nicht passabel. Barakuda und Terence waren je doch eindeutig Cadhrassi, und obwohl Cadhras weit und das Protektorat beendet war, mochte man sich nicht allzusehr auf Prinzipien versteifen, von denen man durchaus wußte, daß sie örtlich, wechselhaft und irrelevant für das Funktionieren des Großen Chaos waren. Barakuda erkundig te sich, ob außer ihnen viele andere Fremde nach Garidu ge kommen seien, in jüngster Zeit.
    »Sieben Ruchlose, vorgestern«, sagte der Wächter. »Drei wie du, aber fahlbraun, die anderen Shil und Mischwerk. Was? Nein, wo sie sich aufhalten, davon ist mir nichts nasegewiß.«
    Der Resident von Cadhras wohnte in einem alten Haus auf einem Hügel nördlich des Hafens, dem Seewind ausgesetzt. Während sie durch die engen Gassen und das Gequirle der Stadt dorthin ritten, erörterten sie den Ursprung der Weltsicht von Garidu, die sich erstaunlich lange gehalten hatte. Meistens verloren die Bewohner einer Gegend nach wenigen Generationen die Lust am überkommenen Weltspiel und erfanden ein neues, möglichst noch fantastischeres und ebenso unwesentliches. In Garidu verfocht man das Prinzip des Gewaltigen Trans seit mindestens fünf Jahrhunderten. Barakuda vermutete, daß das fruchtbare Küstenland an Übervölkerung gelitten hatte und die Bewohner der Gegend sich zwangsweise mit den Tranfischen, den großen nuhars , zu befassen begannen, da sie sonst nichts Außerordentliches für den planetaren Handel liefern konnten. Aus dem doppelten Zwang, die Geburtenzahl zu beschränken (die Heiler, in der Mehrzahl Wanderdörfler, kannten andere Mittel, aber die Beziehungen zwischen ihnen und den seß haften »Sitzungen« waren gespannt) und Tran zu verarbei ten, mochte sich die Verehrung abstoßender Gerüche und die Verfolgung aller ruchbaren Aphrodisiaka ergeben haben.
    T’unga, der schon einmal, allerdings ungern und kurz, in Garidu gewesen war, machte auf zahlreiche besondere Gari’shil in den Straßen und auf den Plätzen der Nordstadt aufmerksam. Sie trugen, Frauen wie Männer, Gazesäckchen mit einer Art Atemfilter vor der Nase; an einer Stelle nahe der »Stadtmauer« sah Toyami, die sich halb im Sattel umgedreht hatte, sogar Leute bedenkenlos die symbolische Wallanlage durchqueren.
    »Zeit für einen Wandel«, sagte T’unga; er rümpfte die Nase. »Es wäre wirklich nicht schlecht. Vor ein paar Jahren hätte man die Beutelträger und Walldurchquerer zumindest symbolisch bestraft. Es scheint alles lockerer geworden zu sein.«
    »Hoffentlich entwickeln sie nicht als nächstes System et was noch Anrüchigeres«, sagte Barakuda.
    »Was haben denn diese Säckchen zu bedeuten? Abgesehen von besserer Luft?« fragte Learoyd.
    T’unga kicherte. »Sie heißen ›Fortpflanzer‹. In Garidu ist die Ein-Kind-Familie erwünscht. Jungvermählte dürfen, da mit sie wenigstens nicht gleich den Gefallen aneinander verlieren, dreißig Tage lang, in den sogenannten Tändelta gen, diese Dinger tragen. Aber eigentlich nur, wenn sie allein sind. Auf der Straße sah man das früher selten.«
    »Und nach diesen dreißig Tagen?«
    T’unga hob die Achseln. »Dann sollte eine Zeugung stattgefunden haben. Man nimmt die Dinger wieder ab und ist hinfort der gegenseitigen Rüchnis {10} ausgesetzt.«
    Der Resident von Cadhras, ein hagerer alter Mann mit Stockschnupfen, bestätigte die Mutmaßungen über einen bevorstehenden Fall der spezifischen Weltsicht. Sie saßen im Widerschein des Sonnenuntergangs auf der Terrasse über dem Pangotischen Ozean, tranken Kaffee und genossen den Seewind.
    »Was aber Ihre Suche angeht, da sehe ich Probleme.« Der alte Herr faltete die Hände vor dem Bauch und wiegte den Kopf. »Es ist jetzt die gute Jahreszeit für den nubar -Fang. Jeden Tag laufen viele Schiffe ein und aus. Wenn diejeni gen, die Sie finden wollen, tatsächlich nach Garidu gekommen sind, dann doch wohl, um sich hier einzuschiffen. Sei es als zahlende Passagiere oder als Arbeitskräfte, notfalls auch Trampler. Allein gestern – und Sie sagten doch, die Leute sind vorgestern angekommen, nicht wahr? –, also, allein gestern sind mindestens vierzig Schiffe ausgelaufen, davon sicherlich die Hälfte nach Norden. Wahrscheinlich eher drei Viertel.«
    »Die Sekretärin für Sicherheit hat

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