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Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Titel: Barbarossa, Botticelli und die Beatles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Hesse
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Persisch ist häufig Verkehrssprache an Höfen von muslimischen Fürsten.
    In Bagdad bringt um 825 der persische Gelehrte Al-Chwarizmi – nach ihm ist die Bezeichnung Algorithmus benannt – der arabischen Welt die indische Zahlenschreibweise näher und führt so die Dezimalzahlen und die Null als Ziffer ein (im indischen Sanskrit ist »Ziffer« die Bezeichnung für die Null). Auch das Wort Algebra verdanken wir Al-Chwarizmi. Es ist abgeleitet von dem Titel seines Werkes Al dschebr Walmukala (»Über das Einrichten von Gleichungen«).
    So wie später das Christentum, ringt der Islam in jener Zeit um das Verhältnis von Glauben und Wissen. Das Denken des Aristoteles soll mit dem Koran in Einklang gebracht, der Islam so zum Hort der Philosophie werden. Der Arzt, Theologe, Astronom und Philosoph Avicenna wird zum bedeutendsten Kopf dieser Entwicklung.
    Geboren im heutigen Usbekistan als Sohn eines persischen Gouverneurs, führt er bereits mit 16 Jahren den Titel eines Hakim , eines »Weisen Mannes«. Der junge Arzt ist wissensdurstig, schläft kaum, liest alles, was er in die Finger bekommt, und da er in den Diensten des Fürsten von Buchara steht, kann er auf dessen Bibliothek zugreifen.
    Avicenna ist 17 Jahre alt, als er die Metaphysik des Aristoteles liest. Konsterniert darüber, dass er nichts versteht, liest er sie schließlich über vierzigmal. In seiner eigenen Philosophieverbindet er das Denken des Aristoteles mit dem des von Plotin im 3. Jahrhundert begründeten Neuplatonismus, der an Platons Ideen anknüpft und diese weiterführt. Avicenna entwickelt beides weiter. Seine umfangreichen in Arabisch verfassten Schriften, die fast alle in lateinischer Übersetzung vorliegen, umfassen nahezu das gesamte Wissen seiner Zeit. Avicennas Kanon der Medizin reflektiert und erweitert die alten Heilmittel und ist für die nächsten fünf Jahrhunderte das Standardwerk für die Ausbildung von Ärzten.
Guido von Arezzo, die Rückkehr des Wissens und eine Schrift für die Musik
    Guido von Arezzo lebt von ca. 1000 bis 1050
    Als wolle das Christentum Buße leisten für die Zerschlagung des antiken Wissens, etwa durch die Zerstörung der Bibliothek von Alexandria, die Büchervernichtungen und die Schließung der Akademie Platons, beginnt es um das Jahr 1000 damit, den Menschen das Handwerkszeug zum Erwerb und zur Vermittlung von Wissen und Kultur zu geben. Guido von Arezzo hilft besonders wirksam mit.
    Am Anfang steht die reine Wissenssammlung. Die Mönche schreiben und kopieren die Werke, die in den Klöstern aufbewahrt werden. Sie sehen ihre Arbeit vor allem als Lobpreisung Gottes. Ein Reflektieren des Kopierten findet kaum statt, doch die Fundamente dafür werden gelegt.
    Ausgehend von Benedikt von Nursias Ordensgründung beginnt in den europäischen Klosterschulen die Vermittlung höherer Bildung. Ursprünglich dienen diese Schulen dazu, den Nachwuchs der Mönche auszubilden und den aus der Antike übernommenen Kanon der Sieben Freien Künste zu lehren. Diese sind: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik.
    Als einer der ersten Denker tritt im 9. Jahrhundert Johannes Scotus Eriugena hervor. Gerbert von Aurillac lernt das indo-arabische Zahlensystem von den spanischen Mauren kennen, verbreitet es als Lehrer an den Klosterschulen und ab 999 als Papst Silvester II. Insbesondere die aus Indien stammende Zahl 0 ist ein bedeutender Fortschritt für die Mathematik, aber auch für den Kaufmann und dessen Buchführung.
    Für die Musik entwickelt der Benediktinermönch Guido von Arezzo das Instrument für das Festhalten von Rhythmen und Melodien und macht somit den Komponisten als »Tonsetzer« ebenso wie die spätere klassische Musik erst möglich.
    Vermutlich versuchen schon die alten Ägypter, Musik schriftlich festzuhalten. Auch die Griechen entwickeln Aufzeichnungssysteme, doch keines setzt sich durch. Im Mittelalter gewinnt die Musik vor allem in der christlichen Liturgie an Bedeutung und die Choräle entwickeln eine Tradition. Im 6. Jahrhundert hat man unter Papst Gregor I., dem Großen, begonnen, sie zu sammeln, und nennt sie, auch um ihnen besondere Bedeutung zu verleihen, gregorianische Choräle. Ab dem 9. Jahrhundert werden Veränderungen der Tonhöhen und -längen mit direkt über dem Liedtext platzierten Symbolen markiert, den sogenannten Neumen.
    Guido von Arezzo, über dessen Leben nur wenig bekannt ist, führt erstmals in der abendländischen Musik eine dritte und vierte Notenlinie

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