Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Filippo Brunelleschi gilt als »Erfinder« der Zentralperspektive. Der Baumeister zeichnet die auf einem Spiegel abgebildeten perspektivischen Linien auf dem Papier nach. Der Mensch und sein Standpunkt sind Zentrum und Ausgangspunkt der zentralperspektivischen Darstellung. Doch man kannte diese bereits in der Antike, zum Beispiel auf römischen Wandfresken. Dass die Wiederentdeckung der Zentralperspektive in der Renaissance mit der Rückbesinnung aufdiese Welt und deren individuelles Menschenbild zusammenfällt, ist nachzuvollziehen.
Obwohl die Renaissance sich in Nordeuropa in ganzer Breite erst Jahrzehnte später als in Italien durchsetzt, sind ihre Anfänge dort schon früh zu erkennen. Der Flame Jan van Eyck gilt als der Maler, der den Naturalismus in die Bilderwelt bringt und versucht, die Welt so darzustellen, wie sie sich objektiv darstellt. Er signiert seine Werke mit Als ik kan (»So gut ich es vermag«).
Jan van Eycks erste Lebensjahre liegen im Dunkeln. Weder wo, wie und bei wem er sein Handwerk erlernt, kann zuverlässig erzählt werden. Im Alter von 32 Jahren tritt er in den Dienst des Herzogs Johann von Bayern. Nach dessen Tod findet er Anstellung bei Philipp III., dem Guten, Herzog von Burgund. Seine Aufgaben sind die Porträtmalerei, das Bemalen von Schildern und das Dekorieren von Residenzen. Er nimmt außerdem an zahlreichen Geheimmissionen teil, begleitet eine Delegation nach Portugal, wo Philipp um die Hand der Infantin Isabella anhält. Jan van Eyck malt für seinen Fürsten die Auserwählte, damit der sich ein Bild machen kann. Eine damals übliche Art der »Brautschau«.
Durch seine realistischen Porträts und seine an die Natur angelehnte Detailversessenheit erreicht van Eyck, wie auch sein niederländischer Zeitgenosse Rogier van der Weyden, einen außergewöhnlich ungefilterten Blick auf den Menschen und die Welt. Seine Bilder sind die eines Fotografen, nur mit dem Pinsel gefertigt. Berühmte Porträts sind die Arnolfini-Hochzeit , Die Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin und Der Mann mit dem roten Turban , dies vermutlich ein Selbstporträt.
Mit Jan van Eyck, den manche als »König unter den Malern« bezeichnen, beginnt eine neue Ära der Maltechnik. Er setzt neben den bisher gebräuchlichen Tempera- und Leimfarben vermehrt Ölfarben ein.
Heinrich der Seefahrer und der Beginn des Zeitalters der Entdeckungen
Heinrich der Seefahrer lebt von 1394 bis 1460
Im 15. Jahrhundert erkennen die Europäer, dass sie nach neuen Wegen auf dem Globus suchen müssen, um an die begehrten Gewürze, Stoffe und Waren aus Asien zu kommen. Die Handelsrouten zu Land sind zunehmend von den Heeren des Osmanischen Reiches bedroht. Als diese im Jahr 1453 Konstantinopel erobern, besiegelt das nicht nur das Ende des Byzantinischen Reiches, das lange als Bollwerk des christlichen Europa fungierte. Fortan ist der direkte Zugang nach Asien versperrt. Christen dürfen sich nur noch im Zwischenhandel betätigen.
Längst aber suchen die Europäer nach neuen Wegen. Durch immer weitere Fahrten entlang der Küste Afrikas, die anfangs in erster Linie dem Ausbau des lukrativen Sklavenhandels dienen, will man neue Routen zur See erschließen. Das für diese Vorhaben geografisch günstig gelegene Portugal ist etwa 250 Jahre früher als Spanien durch die Reconquista wieder christlich geworden. Staatlich und sprachlich geeint, erhält es nun finanzielle Unterstützung der von der osmanischen Expansion betroffenen Stadt Genua.
Als Heinrich als vierter Sohn des portugiesischen Königs Johann I. geboren wird, sind den Europäern nur Afrika und Asien bekannt. Heinrich will den Handel mit Westafrika ausbauen, doch der Norden Afrikas wird beherrscht von feindlichen Muslimfürsten.
Unter Heinrichs Befehl erobern die Portugiesen 1415 Ceuta an der Nordspitze von Afrika. Von Fahrt zu Fahrt segeln sie mutiger die afrikanische Küste gen Süden entlang, tasten sich von Expedition zu Expedition vor, überwinden eine Grenze der Angst nach der anderen, erreichen 1419 Madeira und 1427 die Azoren. Entscheidend für diese Erfolge ist der Einsatz des neu entwickelten Schiffstyps der Karavelle, eines wendigen, bis zu 20 Meter langen hochseetauglichen Schiffs, das mit den neuen dreieckigen, wendigen Lateinersegeln ausgerüstet ist und geringen Tiefgang aufweist, aber vor allem sehr viel besser hart gegen den Wind segeln kann als alle bisherigen Schiffe.
Heinrich steht am Anfang des Zeitalters der europäischen Entdeckungen. Er, der nie selbst
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