Barcelona 01 - Der Schatten des Windes
Fermín.«
»Ich klinge nicht nur so. Die Bernarda hat in mir den Wunsch geweckt, ein besserer Mensch zu werden.«
»Wozu denn das?«
»Um ihrer würdig zu sein. Sie sagt es zwar nicht ausdrücklich, aber ich glaube, das größte Glück, das sie in diesem Leben haben könnte, wäre es, Mutter zu sein. Und ich habe diese Frau lieber als Pfirsichkompott. Ich brauche Ihnen bloß zu sagen, daß ich imstande bin, nach zweiunddreißig Jahren klerikaler Enthaltsamkeit für sie durch eine Kirche zu gehen und die Psalmen zu rezitieren oder was auch immer.«
»Ich sehe, Sie sind sehr entschlossen, Fermín. Dabei haben Sie sie doch eben erst kennengelernt …«
»In meinem Alter muß man allmählich klar sehen, wo’s langgeht, sonst ist man am Arsch. Ich habe schon viele Dummheiten begangen, und jetzt weiß ich, daß ich nichts anderes will, als die Bernarda glücklich zu machen und eines Tages in ihren Armen zu sterben. Ich will wieder ein achtbarer Mensch sein, wissen Sie. Nicht meinetwegen, sondern ihretwegen. Die Bernarda glaubt an diese Dinge – an die Radioserien, die Geistlichen, die Achtbarkeit und die heilige Jungfrau von Lourdes. Sie ist so, und ich will sie genau so, wie sie ist. Und darum will ich jemand sein, auf den sie stolz sein kann. Sie soll denken können: Mein Fermín, das ist vielleicht ein Mannsbild!«
»Haben Sie all das mit ihr besprochen? Zusammen Kinder zu haben?«
»Um Gottes willen, nein. Wofür halten Sie mich? Glauben Sie, ich gehe durch die Welt und sage zu den Frauen, ich habe Lust, Sie zu schwängern?«
»Haben Sie der Bernarda gesagt, daß Sie eine Familie gründen möchten?«
»So was braucht man nicht zu sagen, Daniel. Das sieht man einem an.«
Ich nickte.
»Nun, in dem Fall bin ich sicher, daß Sie ein wunderbarer Vater und Ehemann sein werden.«
Sein Gesicht zerfloß vor Freude.
»Meinen Sie das im Ernst?«
»Natürlich.«
»Sie nehmen mir aber wirklich einen Steinbrocken vom Herzen, Wenn ich mich nämlich an meinen Vater nur erinnere und denke, ich könnte für jemanden werden, was er für mich war, würde ich mich am liebsten gleich sterilisieren lassen.«
»Seien Sie unbesorgt. Außerdem gibt es wahrscheinlich keine Behandlung, die ihre Zeugungskraft zu brechen vermag.«
»Stimmt auch wieder. Na, gehen Sie schlafen, ich will Sie nicht länger aufhalten.«
»Sie halten mich nicht auf. Ich habe das Gefühl, ich werde kein Auge zutun.«
»Des einen Leid … Übrigens, erinnern Sie sich noch an das Postfach, von dem Sie mir erzählt haben?«
»Haben Sie schon etwas rausgefunden?«
»Ich habe Ihnen ja gesagt, Sie können das ruhig mir überlassen. Heute mittag zur Essensstunde bin ich zur Post gegangen und habe mit einem alten Bekannten, der dort arbeitet, ein paar Worte gewechselt. Das Postfach 2321 ist auf den Namen eines gewissen José María Requejo eingetragen, Anwalt mit Büro in der Calle León XIII. Ich habe mir erlaubt, die Adresse der besagten Person zu überprüfen, und ohne Erstaunen festgestellt, daß es sie nicht gibt, aber ich denke, das wissen Sie schon. Die Korrespondenz für dieses Postfach wird seit Jahren von jemandem abgeholt. Das weiß ich, weil einige der Sendungen einer Immobilienmaklerfirma eingeschrieben kommen und man beim Abholen eine kleine Quittung unterschreiben und die Papiere vorlegen muß.«
»Wer ist es? Ein Angestellter von Anwalt Requejo?«
»Soweit bin ich noch nicht, aber ich bezweifle es. Entweder irre ich mich sehr, oder diesen Requejo gibt’s etwa so wie die heilige Jungfrau von Fatima. Ich kann Ihnen nur den Namen der Person nennen, die die Korrespondenz abholt: Nuria Monfort.«
Ich fuhr hoch.
»Nuria Monfort? Sind Sie da ganz sicher, Fermín?«
»Ich habe einige der Quittungen mit eigenen Augen gesehen. Auf allen standen der Name und die Nummer des Personalausweises. Aus dem Speiübelgesicht, das Sie bekommen haben, schließe ich, daß Sie diese Enthüllung überrascht.«
»Ziemlich.«
»Darf ich fragen, wer diese Nuria Monfort ist? Der Angestellte, mit dem ich sprach, hat mir gesagt, daß er sich ganz genau an sie erinnern kann, weil sie vor zwei Wochen gekommen ist, um die Post abzuholen, und seiner unparteiischen Meinung nach hat sie attraktiver ausgesehen und eine straffere Brust gehabt als die Venus von Milo. Und ich verlasse mich auf seine Einschätzung, denn vor dem Krieg war er Ästhetikprofessor, aber natürlich, als entfernter Vetter eines entmachteten Regierungschefs muß er jetzt Ein-Peseten-Marken lecken …«
»Eben heute war ich
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