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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Pedro.«
    »Ich weiß schon.«
    Er lächelte ohne Bitterkeit.
    »Verzeihen Sie mir«, flüsterte ich.
    »Du musst die Stadt verlassen. An der Mole San Sebastian ankert ein Frachter, der um Mitternacht in See sticht. Es ist alles arrangiert. Frag nach Kapitän Olmo, er erwartet dich. Nimm eins der Autos aus der Garage. Du kannst es auf der Mole stehen lassen, Pep wird es morgen holen. Sprich mit keinem. Geh nicht nach Hause zurück. Du wirst Geld brauchen.«
    »Geld habe ich genug«, log ich.
    »Geld hat man nie genug. Wenn du in Marseille an Land gehst, wird dich Olmo zu einer Bank begleiten und dir fünfzigtausend Francs auszahlen.«
    »Don Pedro …«
    »Hör mir zu. Diese beiden Männer, die du umgebracht hast, wie Grandes sagt …«
    »Marcos und Castelo. Ich glaube, sie haben für Ihren Vater gearbeitet, Don Pedro.«
    Vidal schüttelte den Kopf.
    »Weder mein Vater noch seine Anwälte verkehren je mit der mittleren Etage, David. Was glaubst du wohl, wie diese beiden wissen konnten, wo sie dich eine halbe Stunde nach deiner Flucht aus dem Präsidium finden würden?«
    Kalte Gewissheit brach über mich herein.
    »Von meinem Freund, Inspektor Victor Grandes.«
    »Genau. Grandes hat dich bloß gehen lassen, weil er sich die Hände nicht schmutzig machen wollte. Sobald du weg warst, haben sich seine beiden Männer an deine Fersen geheftet. Es wäre ein Schlagzeilentod gewesen -Mordverdächtiger ergreift die Flucht und kommt um beim Versuch, sich der Festnahme zu entziehen.«
    »Wie in den alten Zeiten bei den Vermischten Meldungen«, sagte ich.
    »Einige Dinge ändern sich nie, David. Das solltest du besser wissen als irgendjemand sonst.«
    Er öffnete seinen Schrank und gab mir einen noch ungetragenen Mantel. Ich steckte das Buch in die Innentasche. Vidal lächelte mich an.
    »Wenigstens einmal im Leben sehe ich dich gut angezogen.«
    »Ihnen stand das besser.«
    »Das schon.«
    »Don Pedro, es gibt vieles, was …« »Jetzt ist es nicht mehr von Belang, David. Du schuldest mir keine Erklärung.«
    »Ich schulde Ihnen weit mehr als eine Erklärung …« »Dann erzähl mir von ihr.«
    Vidals verzweifelte Augen baten mich, ihn zu belügen. Wir setzten uns in den Salon vor die großen Fenster, die auf ganz Barcelona hinabsahen, und ich schwindelte ihm aus tiefstem Herzen etwas vor. Ich sagte, Cristina habe unter dem Namen Madame Vidal ein kleines Dachgeschoss in der Rue Soufflot gemietet und mir gesagt, sie werde mich jeden Abend vor dem Brunnen des Jardin du Luxembourg erwarten. Ich sagte, sie spreche ständig von ihm, sie werde ihn nie vergessen und egal, wie viele Jahre ich auch an ihrer Seite verbrächte, ich wisse, dass ich nie die Leere würde füllen können, die er hinterlassen habe. Don Pedro nickte, den Blick in der Ferne verloren.
    »Du musst mir versprechen, auf sie aufzupassen, David. Sie nie zu verlassen. Bei ihr zu bleiben, was auch geschehen mag.«
    »Ich verspreche es, Don Pedro.«
    Im blassen Licht der Abenddämmerung sah ich in ihm nur noch einen alten, besiegten Mann, krank vor Erinnerungen und Reue, einen Mann, der nie geglaubt hatte und dem jetzt nur noch der Balsam der Leichtgläubigkeit blieb.
    »Ich wäre dir gern ein besserer Freund gewesen, David.«
    »Sie sind der beste aller Freunde gewesen, Don Pedro. Sie sind viel mehr als das gewesen.«
    Er streckte den Arm aus und nahm meine Hand. Er zitterte.
    »Grandes hat mir von diesem Mann erzählt, von dem, den du den Patron nennst … Er sagt, du schuldest ihm etwas und glaubst, die einzige Art, deine Schuld zu bezahlen, bestehe darin, ihm eine reine Seele zu opfern …«
    »Das sind Albernheiten, Don Pedro. Das dürfen Sie nicht ernst nehmen.«
    »Mit einer schmutzigen und müden Seele wie der meinen ist dir wohl nicht gedient, oder?«
    »Ich kenne keine reinere Seele als Ihre, Don Pedro.«
    Er lächelte.
    »Könnte ich mit deinem Vater tauschen, so würde ich es tun, David.« »Ich weiß.«
    Er stand auf und schaute zu, wie sich die Dunkelheit auf die Stadt niedersenkte.
    »Du solltest dich auf den Weg machen«, sagte er. »Geh in die Garage und nimm einen Wagen. Welchen du willst. Ich sehe mal nach, ob ich etwas Bargeld dahabe.«
    Ich nickte, nahm den Mantel und verließ das Haus. In der Garage der Villa Helius standen zwei wie Königskarossen glänzende Autos. Ich wählte das kleinere, diskretere, einen schwarzen Hispano-Suiza, der nicht mehr als zwei-, dreimal benutzt worden zu sein schien und noch neu roch. Ich setzte mich ans Steuer, ließ

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