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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Frühstück in die Veranda.« »Ich habe keinen Hunger.« »Sie müssen etwas essen.«
    »Bist du mein Lehrmädchen oder meine Mutter?«
    »Ich meine es nur gut mit Ihnen.«
    Ich suchte hinter der geschlossenen Badezimmertür Zuflucht. Meine Augen brauchten zwei Sekunden, um sich auf das einzustellen, was sie sahen. Das Bad war nicht wiederzuerkennen. Sauber und glänzend. Alles an seinem Ort. Ein neues Stück Seife auf dem Waschbecken. Saubere Handtücher, die ich nicht einmal in meinem Besitz gewusst hatte. Der Geruch nach Lauge.
    »Heilige Muttergottes«, murmelte ich.
    Ich hielt den Kopf unter den Hahn und ließ das kalte Wasser zwei Minuten lang laufen. Dann trat ich wieder in den Flur hinaus und schlenderte zur Veranda. War das Bad schon nicht wiederzuerkennen, so war die Veranda von einer anderen Welt. Isabella hatte die Fensterscheiben geputzt und den Fußboden gescheuert sowie die Sessel und anderen Möbel zurechtgerückt. Reines, klares Licht fiel durch die Scheiben, und der muffige Geruch war verflogen. Mein Frühstück erwartete mich auf dem Tisch gegenüber dem Sofa, den Isabella mit einer sauberen Decke versehen hatte. Die von Büchern überquellenden Regale schienen neu sortiert, und das Glas der Vitrinen war auf einmal wieder durchsichtig. Isabella hatte mir eine zweite Tasse Kaffee eingeschenkt.
    »Ich weiß, was du da im Schilde führst, und es wird nicht funktionieren«, sagte ich.
    »Eine Tasse Kaffee einschenken?«
    Sie hatte die in Stapeln auf Tischen und in Ecken verteilten Bücher geordnet. Sie hatte die seit über einem Jahrzehnt überquellenden Zeitungsständer geleert. In nur sieben Stunden hatte sie mit ihrem Eifer und ihrer bloßen Anwesenheit Jahre der Düsterkeit und Finsternis weggefegt, und noch immer fand sie Zeit und Lust zu lächeln.
    »Vorher hat es mir besser gefallen«, sagte ich.
    »Sicher. Ihnen und den hunderttausend Kakerlaken, die Sie in Untermiete hatten und die ich mit frischer Luft und Ammoniak davongejagt habe.«
    »Das also ist dieser grässliche Gestank?«
    »Der grässliche Gestank ist der Geruch von Sauberkeit«, protestierte sie. »Sie könnten auch ein wenig dankbar sein.«
    »Bin ich auch.«
     
    »Merkt man aber nicht. Morgen geh ich ins Arbeitszimmer hinauf und …« »Untersteh dich!«
    Sie zuckte die Achseln, aber ihr Blick behielt seine Entschlossenheit, und ich wusste, dass vierundzwanzig Stunden später das Arbeitszimmer im Turm für immer verändert sein würde.
    »Übrigens habe ich heute Morgen einen Briefumschlag im Vorraum gefunden. Jemand muss ihn gestern Abend unter der Tür durchgeschoben haben.«
    Ich schaute sie über die Tasse hinweg an.
    »Die Eingangstür unten ist abgeschlossen«, sagte ich.
    »Das dachte ich auch. Es kam mir auch sehr merkwürdig vor, und obwohl Ihr Name drauf steht …«
    »… hast du ihn geöffnet.«
    »Ich fürchte, ja. Es ist ganz ohne Absicht geschehen.«
    »Isabella, die Post anderer Leute zu öffnen ist ziemlich ungezogen. An manchen Orten steht darauf sogar Gefängnis.«
    »Das sage ich meiner Mutter auch immer, die es nicht lassen kann, meine Briefe zu öffnen. Und sie ist immer noch auf freiem Fuß.«
    »Wo ist der Brief?«
    Sie zog einen Umschlag aus der Schürzentasche und reichte ihn mir mit einem ausweichenden Blick. Er war aus dickem, porösem, elfenbeinfarbenem Papier mit gezackten Rändern, und es zierten ihn das rote – erbrochene – Lacksiegel des Engels und mein Name in karmesinroter, parfümierter Tinte. Ich öffnete ihn und zog ein zusammengefaltetes Blatt heraus.
     
    Verehrter David,
    ich hoffe, Sie sind wohlauf und haben die vereinbarte Summe problemlos auf ein Konto einzahlen können. Was halten Sie davon, wenn wir uns heute Abend bei mir treffen, um mit der Erörterung der Einzelheiten unseres Projekts zu beginnen? Gegen zehn Uhr wird ein leichtes Abendessen aufgetragen. Ich erwarte Sie.
    Ihr Freund Andreas Corelli
    Ich faltete das Blatt zusammen und steckte es wieder in den Umschlag. Isabella betrachtete mich neugierig.
    »Gute Nachrichten?«
    »Nichts, was dich etwas anginge.«
    »Wer ist dieser Señor Corelli? Er hat eine schöne Schrift, nicht so wie Sie.«
    Ich schaute sie streng an.
    »Wenn ich Ihre Assistentin sein soll, muss ich doch wissen, mit wem Sie Umgang pflegen. Falls ich jemanden vor die Tür setzen soll.«
    Ich schnaubte.
    »Er ist Verleger.«
    »Er muss gut sein, schauen Sie nur, was für Briefpapier und Umschläge er verwendet. Was für ein Buch schreiben Sie denn für

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