Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
Vom Netzwerk:
Seelenfreund Martín mit dieser Monte Christo -Geschichte im Schilde führen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Salgado. Schlafen Sie eine Weile, oder ein Jahr, keiner wird Sie vermissen.«
    »Wenn Sie glauben, Sie kommen hier weg, dann sind Sie genauso durchgedreht wie der.«
    Fermín spürte kalten Schweiß auf dem Rücken. Salgado verpasste ihm sein zahnloses Grinsen wie mit Knüppelschlägen und sagte:
    »Wusst ich es doch.«
    Fermín schüttelte den Kopf und kauerte sich in seiner Ecke nieder, in größtmöglichem Abstand zu Salgado. Der Frieden dauerte eine knappe Minute.
    »Mein Schweigen hat einen Preis«, fing Salgado wieder an.
    »Ich hätte Sie sterben lassen sollen, als Sie zurückgebracht wurden«, murmelte Fermín.
    »Zum Zeichen der Dankbarkeit gewähre ich Ihnen einen Nachlass. Ich bitte Sie nur um einen letzten Gefallen, und ich werde Ihr Geheimnis für mich behalten.«
    »Wie kann ich wissen, dass es der letzte sein wird?«
    »Weil man Sie schnappen wird wie alle, die auf eigenen Füßen von hier wegzukommen versucht haben, und nachdem man ein paar Tage mit Ihnen gespielt hat, wird man Sie im Graben als erbauendes Schauspiel für die anderen garrottieren, und dann werde ich Sie um nichts mehr bitten können. Was meinen Sie? Ein kleiner Gefallen und meine absolute Kooperation. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.«
    »Ihr Ehrenwort? Mann, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Das ändert alles.«
    »Kommen Sie …«
    Fermín zögerte einen Augenblick, doch dann sagte er sich, er habe nichts zu verlieren.
    »Ich weiß, dass dieses Schwein von Valls Sie damit beauftragt hat, herauszufinden, wo ich das Geld versteckt habe«, sagte er. »Bemühen Sie sich nicht, es zu leugnen.«
    Fermín zuckte bloß die Schultern.
    »Sie sollen es ihm sagen«, fuhr Salgado fort.
    »Zu Diensten, Salgado. Wo ist das Geld?«
    »Sagen Sie dem Direktor, er soll allein hingehen, er persönlich. Wenn er jemand mitnimmt, kriegt er keinen Duro. Sagen Sie ihm, er soll zu der alten Fabrik Vilardell in Pueblo Nuevo gehen, hinter dem Friedhof. Um Mitternacht. Weder vor- noch nachher.«
    »Das klingt geradezu wie ein Schwank von Carlos Arniches, Salgado …«
    »Hören Sie mir gut zu. Sagen Sie ihm, er soll in die Fabrik hineingehen und das alte Wächterhäuschen neben dem Saal mit den Webstühlen suchen. Dort soll er anklopfen und auf die entsprechende Frage die Losung sagen: ›Durruti lebt.‹«
    Fermín unterdrückte einen Lachanfall.
    »Das ist der größte Schwachsinn, den ich seit der letzten Ansprache des Herrn Direktor gehört habe.«
    »Sie sollen nichts weiter tun, als ihm das sagen, was ich Ihnen sage.«
    »Und wie können Sie sicher sein, dass nicht ich gehe und mit Ihren Tricks und Groschenromanlosungen das Geld selbst hole?«
    In Salgados Augen funkelte die Habsucht.
    »Sagen Sie es nicht – weil ich tot sein werde«, antwortete Fermín sich selbst.
    Salgados Reptiliengrinsen überflutete seine Lippen. Fermín betrachtete diese von Rachedurst erfüllten Augen. Da wurde ihm klar, was Salgado vorhatte.
    »Eine Falle, nicht wahr?«
    Der andere gab keine Antwort.
    »Und wenn Valls überlebt? Haben Sie mal kurz darüber nachgedacht, was man dann mit Ihnen macht?«
    »Nichts, was man nicht schon gemacht hat.«
    »Ich würde sagen, Sie sind sehr mannhaft, wenn ich nicht wüsste, dass man Sie schon zu drei Vierteln entmannt hat, und wenn dieser Streich in die Hose geht, kann von Mann überhaupt keine Rede mehr sein«, sagte Fermín.
    »Das ist mein Bier. Wie verbleiben wir also, Monte Christo? Abgemacht?«
    Salgado streckte seine einzige Hand aus. Fermín betrachtete sie einige Augenblicke und drückte sie dann lustlos.

14
    Er musste die traditionelle Sonntagsansprache nach der Messe und den kurzen Moment im Freien auf dem Rasen des Grabens abwarten, um sich Martín nähern und ihm anvertrauen zu können, worum Salgado ihn gebeten hatte.
    »Das durchkreuzt unseren Plan nicht«, antwortete Martín. »Tun Sie, was er sagt. Wir können es uns jetzt nicht leisten, verpfiffen zu werden.«
    Fermín, seit Tagen bald von Übelkeit, bald von Herzjagen heimgesucht, trocknete sich den kalten Schweiß von der Stirn.
    »Señor Martín, nicht, dass ich Ihnen nicht traue, aber wenn der Plan, den Sie da vorbereiten, so gut ist, warum benutzen Sie ihn dann nicht selbst, um von hier wegzukommen?«
    Martín nickte, als erwarte er diese Frage seit Tagen.
    »Weil ich es verdiene, hier zu sein, und selbst wenn es nicht so wäre, habe ich auf

Weitere Kostenlose Bücher