Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
schimmernde Lindwurm unweit von ihm zum Stehen kam.
»Wenn das keine Hexerei ist ... spitzohriges Feenpack«, knurrte der Krieger für sich, ohne bemerkt zu haben, dass sein Anführer dicht hinter ihn getreten war.
Atharis zog sein Schwert und stieß seinem Rekruten das Heft hart in die Rippen. »Ich dachte, wir waren uns einig!«, fauchte er und die Klinge in seiner Hand blitzte gefährlich im Sonnenlicht auf.
Ciranos Hand fuhr automatisch zum Griff seiner Axt und die Muskeln seiner Schultern spannten sich.
Aster legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Cirano, bitte reiß dich zusammen«, flüsterte sie.
Nach einem endlosen Augenblick, in dem Aster fürchtete, die beiden Männer könnten jeden Moment aufeinander losspringen, ließ Cirano mit einem Ruck seine Waffe los und stapfte zu seinem Reittier. Aster wollte ihm nach, doch Atharis hielt sie an der Schulter zurück.
Der Wind peitschte ihr nachtschwarzes Haar. Sie legte sich flach auf den schuppigen Hals des Drachen, um den Luftwiderstand zu verringern, und spähte nach unten. Baumwipfel um Baumwipfel zogen weit unter ihr vorbei. Nichts war zu hören, abgesehen von dem Rauschen der riesigen Schwingen.
Fast jeden Tag hatten sich Linara und Mondkristall in den letzten Wochen mit den Drachenreitern in die Lüfte erhoben. Die Waldelfe konnte nicht leugnen, dass auch dieses Mal ihr Herz schneller schlug und das Blut durch ihre Adern schoss. Fliegen war ein berauschendes Gefühl, das sie faszinierte. Imares hatte einmal behauptet, dass es süchtig mache, und mit jedem Tag verstand sie ein wenig mehr, was er damit gemeint hatte.
Linara legte die Arme auf die Schultern des Drachen, um die Bewegungen seiner kräftigen Muskeln zu spüren, und schloss die Augen. Sie war eins mit dem Tier. Sie war frei, irgendwo zwischen Wolken und Erde, fern der Sorgen und Ängste der Welt.
Ein Alarmruf von Cirano ließ sie hochschrecken. Der Krieger ritt in einiger Entfernung vor ihr auf seinem Feuerdrachen Flammenrose und zeigte auf eine dichte Rauchwolke, die vom Rand des Waldes aufstieg.
Atharis winkte seinen Gefährten, ihm zu folgen und lenkte Moorfee in einem weiten Bogen über die Quelle des Qualms.
Ein Gutshof stand dort in hell lodernden Flammen. Menschen liefen zwischen den Wirtschaftsgebäuden und den aufgeschreckten Tieren durcheinander.
Linara glaubte, ihr wolle das Herz stehen bleiben, als Holzbalken bedenklich knackten. Mit ohrenbetäubendem Krachen brach das Dach der Scheune in sich zusammen und wirbelte eine gewaltige Wolke aus Staub und Glut in den Himmel.
Linara schrie erschrocken auf. Mit einem Male fühlte sie sich furchtbar hilflos. Sie ritt hier auf einem mächtigen Drachen und konnte doch nichts dagegen tun, sollten gerade in diesem Moment Menschen unter der Last der Balken erschlagen werden. Sie starben, während Linara von hoch oben zusah. Ihr wurde übel.
Sie wandte den Kopf ab und schloss die Augen. Bilder großer Zerstörung flammten in ihrem Geist auf. Zerborstene Balken, versengtes Gras und ... Leichen! Sie konnte ihre blassen Gesichter sehen. Ihre glasigen Augen flehten um Hilfe. Doch es waren keine Menschen, die sie anstarrten. Es waren Elfen! Linara riss entsetzt die Augen auf und zwang sich, wieder auf den Bauernhof hinunterzublicken. Immer noch liefen Menschen durcheinander, in dem verzweifelten Versuch, ihr Hab und Gut zu retten. Linara schüttelte sich, um die blutigen Bilder aus ihrem Kopf zu vertreiben. Tote Elfen? Wie kam sie nur auf solche Gedanken?
Die Drachenreiter zogen einen weiteren Kreis um das Bauernhaus. Da bemerkte Linara eine Bewegung zwischen den Bäumen – eine Schar Wesen, die sich rasch von dem Gutshof entfernte – und es war kein Vieh. Die Elfe trieb Mondkristall zu größerer Eile und lenkte ihn neben Moorfee.
»Orks! Sie fliehen in die Berge!«, rief sie ihrem Bruder zu.
Atharis nickte bestätigend. »Cirano, Aster, Imares! Ihr übernehmt die linke Flanke. Linara und ich schneiden ihnen von rechts den Weg ab. Haltet euch aus ihrer Schussweite und so lange wie möglich außer Sichtweite«, schrie er den anderen zu, bevor er seinen Drachen in einer scharfen Kehre wendete.
»Was hat er gesagt?«, brüllte Imares hinter Aster und kämpfte mit den Zügeln, um Nachtfalter in der Luft an Ort und Stelle zu halten. Der schwarze Drache flatterte unruhig und schaukelte dabei wie ein Hochseeschiff im Sturm.
»Folge mir und schieße erst, wenn ich es sage!«, rief die Katze und hoffte, dass sie angesichts der
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