Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
was dich mit einschließt. Würde es nach meinem Onkel gehen, würdest du jetzt einem beliebigen General die Schuhe putzen! Der heutige Tag sollte dir eigentlich klargemacht haben, dass er versucht, dies mit allen Mitteln durchzusetzen! Und was die Drachenreiter betrifft, so haben sie keine Rechte als Staatsdiener, da sie eigentlich gar nicht existieren dürften.«
Atharis öffnete den Mund, um zu protestieren, entschied sich jedoch im letzten Moment dagegen. Er hatte wohl kaum eine Chance, mit einem Einwand seine Situation zu verbessern.
»Schon gar nicht haben sie das Recht, sich der Stadtwache mit Gewalt zu widersetzen!«
Die Aussage brachte ihn dazu, ungläubig die Augen aufzureißen. »Ihr habt die Stadtwache verprügelt?«
Sindra warf einen kurzen Blick über die Schulter zurück zu ihm, senkte jedoch sogleich wieder beschämt den Kopf.
»Sie haben eine Schlägerei in einer Schurken-Taverne angezettelt, wobei ich deine Elfenschwester dabei nicht als Letzte zu nennen gedenke. Und als die Wache eingreifen wollte, haben sie behauptet, sie hätten als Ordnungshüter das Recht dazu, und sich der Verhaftung mit Waffengewalt widersetzt.«
»Es war doch nur ein Stuhl ...«, murmelte Linara. Glücklicherweise blieb ihr Einwand unbeachtet.
»Atharis! Wenn mein Onkel davon erfährt, seid ihr geliefert und ich wahrscheinlich ebenso, sollte ich versuchen, euch in Schutz zu nehmen. Ich verdanke dir mein Leben, glaube nicht, ich wüsste das nicht zu würdigen. Doch du kannst nicht erwarten, dass ich stets meinen Kopf für dich hinhalte. Es steht mehr für mich auf dem Spiel als die Existenz deiner Truppe. Wenn mein Onkel mir die Befehlsgewalt entzieht, kann ich diesem Land nicht mehr helfen. Karatek hat nur ein Gespür für guten Wein aber nicht für Militärstrategie. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis der Hexenlord uns überrennt, das weißt du!« Kartiana seufzte. »Tut mir und euch selbst den Gefallen und verhaltet euch in den nächsten Wochen so unauffällig, wie nur irgendwie möglich! Sämtliche Einsätze werden vorübergehend auf Eis gelegt. Ich lasse dich rufen, sobald die Hellhörigkeit meines Onkels wieder abgenommen hat, damit wir die weitere Vorgehensweise besprechen. Ihr könnt jetzt gehen!«
Atharis nickte ergeben, zog sein Messer und kniete sich hinter seine Schwester, um die Fesseln zu durchtrennen. Ebenso verfuhr er mit seinen übrigen Rekruten.
Jacharthis rieb sich die Handgelenke. Seine Haut war von den Stricken aufgeschunden. Er fragte sich, ob es so etwas wie Rachegelüste in den Wachen geweckt hatte, endlich gegen einen rebellischen Vertreter eines Volkes vorgehen zu können, das sich nicht selten bemüht zeigte, seine Erhabenheit über die Menschen zum Ausdruck zu bringen. Es schien ihm angemessen, einige Worte der Entschuldigung an Atharis zu richten, aber es wollte ihm nichts Passendes einfallen. Deshalb wandte er sich ab, um den anderen aus dem Raum zu folgen.
Atharis bemerkte sein Zögern und hielt ihn an der Schulter zurück. Jacharthis drehte sich um und sah unter dem Rand seiner Kapuze zu ihm auf.
Bei dem Anblick, der sich ihm bot, wich Atharis leicht zurück.
Eine tiefe Schramme zog sich über die linke Schläfe des Elfen. Das goldblonde Haar war blutverklebt. Ein Auge war zugeschwollen und das Lid begann sich bereits von dunklem Rot über tiefes Violett in Blau zu verfärben.
»Du siehst erbärmlich aus«, bemerkte Atharis voll ehrlichem Mitleid.
Der Elf senkte den Kopf. »Eure Gesellschaft ist scheinbar wirklich nicht gut für meine Gesundheit.«
»Was tut man nicht alles für ein Mädchen«, meinte Atharis leichthin.
Jacharthis schrak zusammen und warf ihm einen scheuen Blick zu. Die Anspielung hinter diesen Worten war eindeutig, einzig die Motivation war ihm nicht klar. Es bestand kein Zweifel, dass mit dem Mädchen Linara gemeint war. Er wusste, dass Atharis viel für die Elfe empfand. Wie viel empfand er wirklich für sie?
Jacharthis entschied, dass es kein guter Zeitpunkt war, diesen möglichen Konflikt auszutragen. Rasch wandte er sich ab und wollte aus dem Gemach eilen.
»Wartet!«, rief da Kartiana vom anderen Ende des Raumes. »Der Elf soll hierbleiben! Ich will ein paar Worte mit ihm reden.«
Atharis warf ihr einen fragenden Blick zu.
Jacharthis kam wie ein geprügelter Hund zurückgekrochen.
Kartiana musterte den Soldaten, der wie festgewachsen dastand.
»Alleine!«, fügte sie nachdrücklich hinzu.
Kapitel 13 - Dunkle
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