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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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diesbezüglich Recht geben, auch wenn Ihr eigenes Leben bis zum Rand mit Trost und Positivem angefüllt ist.
    Wenn Sie zu denen gehören, die die Ausnahme bilden, meine ich.
    Doch früher oder später, glauben Sie mir, da fallen Sie auch unter die Regel.
     
    Ich wurde auf die Rückbank eines blauweißen Polizeiwagens geknufft. Mort und ein Beamter ließen sich zu meinen Seiten nieder, während der Grobe sich auf den Fahrersitz setzte.
    Die Fahrt zum Polizeirevier dauerte kaum eine Minute; vermutlich wären wir zu Fuß schneller gewesen. Vor einem viereckigen Glaskasten gleich am Eingang blieben wir eine ganze Weile stehen, während zwei weitere Polizeibeamte dafür sorgten, dass alle Formalitäten auf gebührende Weise erledigt wurden. Ich gab Geld, Schlüssel, Mantel und Gürtel ab – und bekam dafür eine Quittung. Man notierte meinen Namen, die Personalkennziffer und einen Teil anderer Daten, nahm Fingerabdrücke von sämtlichen zehn Fingern und fragte, ob ich an irgendeiner Geschlechtskrankheit litte oder in anderer Weise ansteckend wäre. Dann wurde ich eine Treppe hinab geführt, weiter durch einen engen Flur in eine Zelle.
    Sie war grün gehalten. Drei oder vier verschiedene Töne in horizontalen Lagen. Hoch oben unter der Decke gab es ein kleines vergittertes Fenster, die Tür war aus Stahl, Wände, Decke und Boden aus Beton.
    Das Inventar war einfach und praktisch. Ein Bett mit Kopfkissen und Decke. Ein Stuhl mit Segeltuchbezug. Ein an der Wand festgeschraubter Tisch. Ein Eimer. Irgendeine Art Klimaanlage sauste leise, und der Geruch von Desinfektionsmittel war scharf und aufdringlich.
    Man verschloss umständlich die Tür, und dann war ich allein. Ich ließ mich aufs Bett fallen und machte das Licht aus. Das kleine Fenster ließ nicht viel von dem grauen Tag herein, ein hellerer Streifen unter der Decke, das war alles. Ich dachte, dass es eigentlich gar kein schlechter Ort war, wenn ich es dunkel haben wollte.

    13

    Fragen und Antworten Nancy Die Lage spitzt sich zu

    Nach ein paar Stunden kam Mort mit dem Groben und einem Tonbandgerät zurück. Es schaltete den Apparat ein, zündete sich eine Zigarette an und öffnete den Knopf unter dem Krawattenknoten.
    »Möchten Sie einen Anwalt haben?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er zeigte auf das Tonband.
    »Nein«, erklärte ich.
    »Warum nicht?«
    »Ist nicht nötig. Ich habe nichts mit René Singhs Tod zu tun.«
    Er nahm wieder die Brille ab. Suchte nach dem Putztuch in seinen Taschen, aber offenbar hatte er es irgendwo verlegt. Er seufzte und legte die Brille auf den Tisch.
    »Wer sind Sie verdammt noch mal eigentlich?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
    »Marr?«
    »Ja.«
    Er wartete ab.
    »Jakob Daniel Marr«, fuhr ich fort. »Ich arbeite als Studienrat für Philosophie und Geschichte im Elementargymnasium in K-.«
    »Und warum haben Sie im Belvedere unter falschem Namen gewohnt?«
    Ich erzählte von meinem kleinen Manöver an der Rezeption.
    »Doktor Barboza?«
    Er lächelte kurz, und ich stellte fest, dass seine Zähne gelb und messerscharf aussahen. Sie schienen besser in das Maul irgendeines kleinen Raubtiers zu passen ... in das eines Iltis’ oder eines Marders vielleicht.
    »Doktor Barboza, ja ...«
    Er dachte ein paar Sekunden nach.
    »Und Sie wissen nicht, wo Ihre Brieftasche geblieben ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Finden Sie es nicht merkwürdig, dass Ihre Brieftasche weg ist, Sie aber immer noch das Geld haben?«
    »Sicher. Aber es haben sich schon merkwürdigere Dinge ereignet.«
    »Was hat Sie nach Weigan geführt?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Er wartete wieder ab, aber ich gab keine Antwort.
    »Privat oder dienstlich?«
    »Privat.«
    »Können Sie Ihre Angaben verifizieren?«
    »Was für Angaben?«
    »Na, Ihre Identität zum Beispiel.«
    »Ja, natürlich. Sie können meine Frau anrufen ... oder meine Schule.«
    Ich kam nicht dazu, darüber nachzudenken, was das eigentlich für Folgen haben könnte. Er reichte mir Block und Stift.
    »Schreiben Sie mir bitte die Nummer Ihrer Frau auf.«
    Ich schaute auf die Uhr.
    »Sie ist um diese Zeit sicher schon zur Arbeit.«
    »Dann geben Sie uns sicherheitshalber beide Nummern.«
    Ich schrieb sie auf und schob den Block zurück. Er riss die Seite heraus und reichte sie dem Groben, der die ganze Zeit mit den Händen auf dem Rücken an der Tür gestanden hatte.
    »Kurczak, kannst du das mal überprüfen?«
    Der Grobe schob sich den Zettel in die Tasche und klingelte nach der Wache. Mort

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