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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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erinnere mich an dieses Gefühl, das besagt, wie notwendig es ist, sich zu bewegen. Habe es immer wieder gehabt. Wenn die Unruhe der Seele zu stark wird, muss sie in etwas Körperliches umgesetzt werden, und kurz nach zwölf Uhr machte ich mich mit ein paar Flaschen Bier und einem Paket Butterbroten, das man mir in der Küche zurechtgemacht hatte, auf den Weg.
    Nach einer guten Stunde war der Regen über mir. Aber ich fand bald eine Grotte, in der ich dann den ganzen Nachmittag verbrachte, auf einem Stein saß und durch den Wasservorhang die Landschaft betrachtete, die an diesem Tag all ihre Konturen und viel von ihrer Schönheit verloren hatte.
    Ich saß da, trank meine Bierflaschen leer und kaute langsam meine Butterbrote, während ich einen Plan nach dem anderen verwarf. Dachte auch eine Zeit lang an die sonderbar glatte Haut auf der Innenseite der Schenkel meiner Ehefrau – die von anderen Frauen übrigens auch, aber vor allen an Ewas. Es erschien mir, zumindest damals, so paradox unschuldig, dieses sanfte Fleisch, und ich überlegte, ob es wohl möglich wäre, allein mit Hilfe des Gefühls, durch die leichte Berührung der Fingerspitzen, herauszufinden, wo am Körper eine gewisse Hautpartie gelegen war.
    Diese Gedanken verwirrten mich natürlich ein wenig, und die letztendliche Lösung tauchte erst auf, als ich schon auf dem Weg zurück war, aber als ich in die Hotelrezeption trat, stand sie doch klar und deutlich vor mir. Nicht bis ins letzte Detail, aber in groben Zügen, und mit einem Gefühl verbitterter Zufriedenheit stellte ich mich unter die Dusche und ließ an Stelle des kalten Stromes, der mich während der gesamten stundenlangen Rückwanderung besprengt hatte, das warme Wasser treten.
    Ich glaube, meine Idee stammte aus einem alten Film, den ich in meiner Jugend gesehen hatte, wahrscheinlich im Fernsehen, aber ich kann mich nicht mehr an den Titel erinnern, konnte es schon damals nicht, vielleicht handelte es sich ja auch nur um den Archetypen aller Verbrechen, dessen Ursprung so unklar wie die Suppe ist, mit der mich die Wirtin am gleichen Abend in meiner Einsamkeit zu quälen beliebte.
    Es war eine große Einsamkeit und eine trostlose Suppe.
    Als Ewa zurückkam, war es drei Uhr nachts, und ich tat, als schliefe ich. Ich war ziemlich überzeugt davon, dass ihr klar war, dass ich nur simulierte, aber sie spielte ihre Rolle und schlich vorsichtig in dem dunklen Zimmer herum, genau wie ich es selbst ein halbes Jahr zuvor getan hatte.
    Ich habe vergessen, wie die Frau hieß.
     
    Der Vorort hieß Wassingen und bestand aus gut zwanzig Hochhäusern und einem Einkaufszentrum. Irgendwelche älteren Gebäude konnte ich nicht entdecken, und ich nahm an, dass alles zusammen aus den späten Sechziger- oder Siebzigerjahren stammte.
    Vom Bahnhof aus folgte ich der sich windenden Schlange von Menschen, die nach einem stinkenden und bekritzelten Fußgängertunnel das widerstrebende Tageslicht auf einem grauen, herzlosen Markt sahen. Geschäfte und verschiedene Serviceeinrichtungen umkränzten den Markt auf drei Seiten, von der vierten wehte ein kräftiger Wind vom Meer her. Ich erinnere mich, dass mir der Gedanke kam, so müsse die Hölle aussehen.
    Ich suchte das betreffende Haus. Es war eine graubraune Betongeschichte mit Nässeflecken, sechzehn Stockwerke hoch. Ich machte eine grobe Schätzung und kam zu dem Schluss, dass es so um eintausend, eintausendzweihundert Menschen beherbergen musste. Auf den Namensschildern drinnen im Eingang, in den der von Privatdetektiv Maertens Geschickte vermutlich meine Ehefrau hatte hineingehen sehen, standen zweiundsiebzig verschiedene Namen. Ich verließ das Gebäude wieder und setzte mich in ein Café im Einkaufszentrum. Dachte über verschiedene alternative Strategien nach, während ich versuchte, alle Frauen im Blick zu behalten, die in der einen oder anderen Richtung vorbeigingen.
    Es tauchte kein tauglicher Handlungsplan in meinem Kopf auf, nur ein wachsendes Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, aber dann fiel mein Blick auf den Zeitungskiosk, der gegenüber vom Café lag. Ich trank meinen Kaffee aus, ging hinüber und suchte eine Weile in dem Sortiment, schließlich kaufte ich sechs Exemplare einer christlichen Wochenzeitschrift mit dem Namen »Wachet auf«. Anschließend begab ich mich zurück zum Hochhaus und machte mich an die Arbeit.
    Eine gute Stunde später hatte ich an vierundsechzig Türen geklingelt. Da es inzwischen schon ziemlich spät am

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