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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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keine Abschnitte ausmachen, mit denen ich direkt unzufrieden war.
    Als ich fertig war, zeigte die Uhr bereits Viertel nach zwei. Ich ging in die Küche und goss mir ein paar Finger Whisky in ein normales Trinkglas. Anschließend kehrte ich ins Zimmer zurück und zog das Päckchen aus dem Bücherregal.
    Ich setzte mich in den Sessel und wickelte es vorsichtig aus. Genau wie Rein angegeben hatte, enthielt es zunächst eine weitere Verpackung in Form einer gelben Plastiktüte.
    Drinnen vier weiße, zusammengefaltete Papierbögen. Keinen Umschlag.
    Bevor ich anfing zu lesen, stellte ich fest, dass es sich um zwei Originale und zwei Kopien zu handeln schien. Maschinengeschrieben. Soweit ich beurteilen konnte, auf der gleichen Maschine.
    Ich trank einen Schluck Whisky und las.
    Es dauerte nur fünf Minuten. Ich kippte den Rest des Glases in mich hinein und las noch einmal.
    Lehnte mich im Sessel zurück und dachte eine Weile nach. Versuchte neue Gesichtspunkte und Lösungen zu finden, was mir jedoch nicht gelang. Ich versuchte die Zeugenaussagen meiner Sinne zu bezweifeln. Auch das war mir nicht möglich.
    Die Sache war klar. Rein war ermordet worden.
    Ermordet.
    Ich hatte es schon seit einiger Zeit gewusst. Nur die letzte Bestätigung hatte gefehlt, aber als ich sie jetzt vorliegen hatte, erfüllte sich mein Gewissen nur mit einem sehr starken Gefühl der Unwirklichkeit.
    Germund Rein war ermordet worden.
    Von M. Mariam Kadhar. Und G.
    Ich wusste immer noch nicht, wer G war. Alle vier Briefe waren mit O unterzeichnet, was mir ein wenig merkwürdig erschien. Eine ganze Weile ließ ich mich von diesem Buchstaben verwirren, griff dann schließlich zum Telefon – welches für Ortsgespräche in A. nicht gesperrt war – und wählte die Nummer von Janis Hoorne.
    »Wer ist G?«, fragte ich, als eine verschlafene Stimme nach zehnmaligem Klingeln antwortete.
    Es dauerte eine Weile, bis er die richtige Wellenlänge gefunden hatte, aber als dem so war, herrschte kein Zweifel.
    »Gerlach natürlich.«
    Der Name klang bekannt, aber ich war gezwungen, ihn zu bitten, ein wenig genauer zu werden.
    »Otto Gerlach. Sein Verleger natürlich. Hast du ihn nie kennen gelernt?«
    Ich erinnere mich, dass ich fast laut auflachte. Plötzlich waren alle Teile an ihren Platz gefallen. O und G. Das heimliche Spiel. Die Frage nach der Übersetzung. Die Forderung nach Diskretion. Alles.
    Ich dankte Janis Hoorne und legte den Hörer auf. Nahm Beatrice auf den Schoß. Löschte das Licht, saß ein paar Minuten nur da und starrte in die Dunkelheit.
    Verdammt noch mal, dachte ich.
    Hätte ich es nicht früher wissen müssen?, dachte ich auch noch.
    Mit der Zeit sah ich ein, dass ich mir kaum etwas vorzuwerfen hatte. Und konnte auch nicht erkennen, dass es einen wesentlichen Unterschied ausgemacht hätte, wenn ich ein wenig früher den Durchblick gehabt hätte.
    Nein, überhaupt keinen, genau genommen.
    Zehn Minuten später hatte ich die Briefe wieder hinter die Bücher geschoben. Bevor ich einschlief, versuchte ich mich daran zu erinnern, wie Otto Gerlach aussah – ich hatte ihn nie getroffen, aber er war ein ziemlich großer Name in der Verlagswelt, und ich war mir sicher, dass ich ihn das eine oder andere Mal schon auf einem Foto gesehen hatte. Doch das einzige, was ich mir in Erinnerung rufen konnte, war ein ziemlich grob geschnitztes Gesicht mit dicht zusammenstehenden, dunklen Augen und einem fleischigen Mund, und wieso eine Frau wie Mariam Kadhar jemandem von dieser Art verfallen konnte, erschien mir ziemlich unbegreiflich. Aber dann erinnerte ich mich an das, was Hoorne über das Wesen der Frau gesagt hatte, und außerdem musste mein Erinnerungsbild ja nicht besonders zuverlässig sein.
    Als ich einschlief, geschah das mit dem Gefühl, dass ich eigentlich gar keine Zeit zum Schlafen hatte.
     
    Ein paar Stunden später war ich auch ganz richtig wieder auf den Beinen. Ich ging mit schnellen Schritten zum Postamt in der Magdeburger Laan und rief Kerr an. Es stellte sich heraus, dass er nicht zu sprechen war, dafür bekam ich aber schnell Amundsen an den Hörer.
    Ich erklärte ihm die Lage. Ich konnte fast hören, wie sein Herz zu rasen begann, während ich erzählte, und wie sein Schreibtischstuhl quietschte, weil er vor lauter Erregung darauf hin und her rutschte. Als ich fertig war, musste ich fast alles noch einmal wiederholen, erst dann konnte ich meinen Vorschlag anbringen.
    Ohne langes Zögern stimmte er ihm zu, und natürlich hatte ich auch

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