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Barins Dreieck

Barins Dreieck

Titel: Barins Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Spitze ruht auf dem glatten Äußeren des Auges – ein leichter, fast nicht spürbarer Druck ist nötig, um sie an Ort und Stelle zu halten  –, der hintere Teil ruht auf einem Punkt direkt im Zentrum meiner leicht gewölbten Handfläche: Rückenlage, der Stift mehr oder minder in lotrechter Bahn, alles andere ist zum Scheitern verurteilt ... Ich balanciere ihn auf diese Art und lasse den Impulsen ihren Lauf und breche dann ab, lasse ihnen ihren Lauf und breche ab. Das ist eine schwierige Prozedur, zweifellos. Die Spitze rutscht schnell aus ihrer Position, und nach einer Weile wird mir klar, dass es wahrscheinlich auch mit dem stärksten Druck nicht möglich ist, den Augapfel selbst zu penetrieren. Was dagegen das Resultat wäre: der Stift dringt über oder unter dem Auge ins Gehirn, es muss einfach ausweichen, auf seinem Fundament herumrutschen, den Weg freimachen, aber es wird sich kaum aufspießen und durchbohren lassen. . . das ist irgendwie ein ärgerlicher Schluss, ein Ausrutscher aus der absoluten Perfektion, die mir vorschwebte, aber dennoch muss ich mich damit abfinden und es akzeptieren.
    Ich wache im grellen Morgenlicht auf. Begebe mich mit einer Flasche zur Toilette und trinke weiter. Die ersten Schlucke kommen wieder hoch, aber nach einer Weile gelingt es mir, die brennenden Tropfen in mir zu behalten. Dann liege ich in der Dunkelheit und in dem leichten Geruch nach sauren Magensäften und lasse die Stunden und Sekunden sich durch den Tag fressen.
    Wieder wird es Nacht. Ich habe nur unklare Erinnerungen daran, wie auch an den folgenden Tag, irgendwann ist der Whisky zu Ende, ich finde eine Flasche süßen Wein im Küchenschrank. Es ist ein ekliges Gebräu, und gegen Abend befinde ich mich erneut auf der Toilette, den Magen von innen nach außen gekehrt. Eine kalte, unbarmherzige Nüchternheit naht, ich bin in kaltem Schweiß und übel riechender Angst gebadet, versucht, auf dem Boden zu einer schützenden Fötusstellung zusammenzukriechen, werde aber letztendlich von der Kälte und dem Schüttelfrost zerrissen. Explosionen in den Nerven und im Fleisch. Krämpfe und eine plötzlich einsetzende Atemnot, bevor ich schließlich in einen schwarzen, traumlosen Schlaf versinke.
    Eine Serie von Telefonsignalen kommt und geht. Beatrice kommt und geht. Durch die halb geöffnete Toilettentür sickert erneut Tageslicht herein. Ich falle wieder in Schlaf. Neues Klingeln, Schmerzen in der rechten Hüfte und der Schulter auf dem harten Boden.
    Schließlich stehe ich auf. Trinke direkt aus dem Wasserhahn, wasche mir Gesicht und Hände. Erneutes Klingeln. Ich bewege mich langsam aufs Zimmer zu und gehe ans Telefon.
    Haarmann.
    Privatdetektiv Haarmann.
    »Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen.«
    »Das tut mir Leid.«
    »Wirklich?«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich habe Neuigkeiten.«
    »...«
    »Sind Sie noch dran?«
    »Natürlich.«
    »Ich habe sie gefunden.«
    »Wen?«
    »Wen? Na, Ihre Frau natürlich. Wie geht es Ihnen eigentlich?«
    »Danke, ausgezeichnet. Entschuldigen Sie, ich bin nur gerade aufgewacht ... und wo befindet sie sich?«
    Er macht eine Pause, ich nehme an, dass er sich eine Zigarette anzündet.
    »Wenn Sie herkommen, bekommen Sie die Informationen, die Sie brauchen. Nehmen Sie Geld mit, dann können wir auch gleich die Rechnung machen. Passt es Ihnen in einer Stunde?«
    Ich schaue auf die Uhr. Ein paar Minuten nach zehn. Also Vormittag, ich habe keine Ahnung mehr, welcher Wochentag gerade ist.
    »In einer Stunde«, sage ich.
     
     
     
D as Leben ist nutzlos. Aber wenn eine Tür geöffnet wird, dann müssen wir weiter gehen. Das ist unsere Pflicht und sonst gar nichts.«
    So waren ihre Worte, und ich wusste natürlich, dass sie das irgendwo gelesen oder gehört hatte. So war das oft mit Ewa. Sie schnappte Phrasen und Sprüche in allen möglichen Zusammenhängen auf: in Filmen, Zeitungen, in Diskussionen im Fernsehen, konnte sie Wochen und Monate speichern, um sie dann viel, viel später als ihre eigenen in Situationen und Zusammenhängen wiederzugeben, die auf irgendeine Art eine Relevanz für das Gesagte zu haben schienen.
    Wie an diesem Sommermorgen.
    Nutzlos?
    Im Nachhinein weiß ich, dass vieles, was sie zu dieser Zeit so sagte, von Mauritz Winckler stammte. Vielleicht war mir das bereits damals klar, die Sache war nur, dass ich mich nicht besonders darum kümmerte. Ich reagierte nicht. Sie war mein verletzter Vogel, ich war ihr Mann und Gönner, so war die Beziehung zwischen

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