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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Esprit für jemanden auf, der genügend Hirn hat, um ihn würdigen zu können, ja?«
    »Wer war denn dieser wütende Kerl?«, fragte Cordelia leichthin, in einem Versuch, die düstere Stimmung zu heben.
    »Graf Vidal Vordarian.« Aral wandte sich von der Glasscheibe ab, ihr zu, und brachte ihr zuliebe ein Lächeln zustande. »Kommodore Vidal Vordarian. Ich habe gelegentlich mit ihm zusammengearbeitet, als ich dem Generalstab angehörte. Er ist jetzt ein Führer der wohl zweitkonservativsten Partei auf Barrayar: nicht die Spinner, die wieder zurück in die Zeit der Isolation wollen, sondern, so kann man sagen, jene, die ehrlich fürchten, dass jede Veränderung eine Veränderung zum Schlechteren ist.« Er blickte verstohlen zu Graf Piotr hinüber.
    »Sein Name wurde oft erwähnt in Spekulationen über die zukünftige Regentschaft«, merkte Vortala an. »Ich fürchte, er hat selbst damit gerechnet. Er hat sich große Mühe gegeben, Kareen auf seine Seite zu bringen.«
    »Er hätte Ezar auf seine Seite bringen sollen«, sagte Aral trocken. »Nun ja … vielleicht beruhigt er sich wieder über Nacht. Versuchen Sie es noch mal mit ihm am Morgen, Vortala – dann aber ein bisschen behutsamer, ja?«
    »Vordarians Ego zu hätscheln könnte eine Vollzeitaufgabe werden«, brummte Vortala. »Er verbringt zuviel Zeit mit dem Studium seines Stammbaums.«
    Aral grinste zustimmend: »Er ist nicht der einzige.«
    »Aber er hört sich gerne davon reden«, knurrte Vortala.

 
KAPITEL 3
     
    Am nächsten Tag hatte Cordelia einen offiziellen Begleiter zur Vollversammlung des Vereinigten Rates in der Person von Oberst Lord Padma Xav Vorpatril. Es stellte sich heraus, das er nicht nur ein Mitglied des neuen Stabs ihres Mannes war, sondern auch sein Cousin ersten Grades, Sohn der jüngeren Schwester von Arals schon lang verstorbener Mutter. Lord Vorpatril war Arals erster naher Verwandter, den Cordelia außer Graf Piotr bisher getroffen hatte. Es war nicht, dass Arals Verwandte ihr auswichen, wie sie befürchtet haben mochte, er hatte einfach nur wenige.
    Er und Vorpatril waren die einzigen überlebenden Nachkommen der vorausgegangenen Generation, deren letzter lebender Vertreter Graf Piotr selbst war. Vorpatril war ein großer, fröhlicher Mann von etwa fünfunddreißig, wohlproportioniert in seiner grünen Uniform. Er war auch, das entdeckte sie bald, einer von ihres Mannes jüngeren Offizieren gewesen, in der Anfangszeit seines Dienstes als Kapitän, vor Vorkosigans militärischen Erfolgen der Komarr-Kampagne und ihren verheerenden politischen Nachwirkungen.
    Sie saß mit Vorpatril auf der einen und Droushnakovi auf der anderen Seite auf einer Galerie, die einen Überblick über den Ratssaal gewährte.
    Der Saal war ein überraschend schlichter Raum, allerdings ganz mit Holz getäfelt, was für Cordelias betanische Augen immer noch als unglaublicher Luxus erschien. Hölzerne Bänke und Tische säumten den Raum. Morgenlicht strömte durch bunte Glasfenster hoch in der Ostwand.
    Drunten wurden die farbenprächtigen Zeremonien mit großer Förmlichkeit abgewickelt.
    Die Minister trugen archaisch wirkende Roben in Schwarz und Purpur, von denen sich die goldenen Amtsketten abhoben. Sie waren allerdings in der Minderheit gegenüber den nahezu sechzig Bezirksgrafen, die in Scharlach und Silber noch prächtiger aussahen. Einige Männer, die jung genug waren, um noch im aktiven Militärdienst zu stehen, trugen die rotblaue Paradeuniform. Vorkosigan hatte recht gehabt, als er die Paradeuniform als übertrieben prunkvoll bezeichnete, dachte Cordelia, aber in dem wundervollen Rahmen dieses altehrwürdigen Raumes erschien dieser Prunk durchaus am Platz. Vorkosigan schaute sehr gut aus in diesem Kreis.
    Prinz Gregor und seine Mutter saßen auf einem Podium auf einer Seite des Saales. Die Prinzessin trug ein schwarzes, silbern verziertes hochgeschlossenes Kleid mit langen Ärmeln. Ihr dunkelhaariger Sohn sah in seiner rot-blauen Uniform eher wie ein Elf aus. Cordelia dachte, dass er sich angesichts der ganzen Umstände bemerkenswert ruhig hielt.
    Auch der Kaiser war auf gespenstische Weise anwesend, durch eine direkte Konferenzschaltung aus der Kaiserlichen Residenz. In dem Holovid wurde Ezar im Sitzen gezeigt, in voller Uniform. Cordelia wollte sich nicht ausmalen, welche physischen Strapazen dies für ihn bedeutete, die Schläuche und Monitorkabel, die an seinem Körper hingen, wurden wenigstens vor der Vidapparatur verborgen. Sein Gesicht war

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