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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ziemlich viel Zivilcourage haben.« Sie musterte die kleine Gruppe mit neuem Interesse.
    »Ach, die sind schon in Ordnung«, sagte Vorpatril.
    »Was meinst du damit? Sie bilden doch sicher die Opposition.«
    »Ja, aber sie sind die offene Opposition. Niemand, der ernsthaften Verrat plant, würde sich so öffentlich zu erkennen geben. Die Burschen, vor denen Aral seinen Rücken wird schützen müssen, sind unter der anderen Sippschaft, unter den Ja-Sagern.«
    »Wer sind sie?« Cordelia runzelte besorgt die Stirn.
    »Wer weiß?« Lord Vorpatril zuckte die Achseln, dann beantwortete er seine eigene Frage: »Negri, wahrscheinlich.«
    Sie waren ringsum von leeren Sitzen umgeben. Cordelia war sich nicht sicher gewesen, ob dies aus Sicherheits- oder aus Höflichkeitsgründen so eingerichtet war. Offensichtlich aus letzteren, denn zwei Zuspätgekommene, ein Mann in der grünen Uniform eines Oberstleutnants und ein jüngerer in teurer Zivilkleidung, trafen ein und setzten sich unter Entschuldigungen vor sie hin. Cordelia dachte, sie seien Brüder, und ihre Vermutung wurde bestätigt, als der jüngere sagte: »Schau, da ist Vater, drei Sitze hinter dem alten Vortala. Welcher ist denn der neue Regent?«
    »Der säbelbeinige Kerl in der rot-blauen Uniform, der sich gerade zu Vortalas Rechter hinsetzt.«
    Cordelia und Vorpatril tauschten hinter den Rücken der beiden Männer einen Blick aus, und Cordelia legte den Finger auf ihre Lippen. Vorpatril grinste und zuckte die Achseln.
    »Was sagt man über ihn beim Militär?«
    »Das kommt darauf an, wen du fragst«, sagte der Oberstleutnant. »Sardi hält ihn für ein strategisches Genie und ist in seine Kommuniques vernarrt. Er ist überall dabei gewesen. Bei jedem Scharmützel in den letzten fünfundzwanzig Jahren scheint irgendwo sein Name aufzutauchen.
    Onkel Rulf pflegte große Stücke auf ihn zu halten. Andererseits sagte Niels, der in Escobar dabei war, dass er der kaltblütigste Bastard sei, dem er je begegnete.«
    »Ich habe gehört, dass man ihn für einen heimlichen Progressiven hält.«
    »Da ist nichts Heimliches dabei. Einige der älteren Vor-Offiziere fürchten ihn wie die Pest. Er hat versucht, Vater zu bewegen, mit ihm und Vortala die neue Steuerverfügung zu unterstützen.«
    »So, so.«
    »Da geht es um die direkte kaiserliche Steuer auf Erbschaften.«
    »Auweh! Nun ja, ihn würde das ja nicht treffen, nicht wahr? Die Vorkosigans sind doch schrecklich arm. Lasst Komarr zahlen. Deshalb haben wir es doch erobert, oder nicht?«
    »Nicht gerade deshalb, du kleiner Ignorant. Ist einer von euch Stadtclowns schon seiner betanischen Puppe begegnet?«
    »Männer von feiner Lebensart, du Kerl«, korrigierte ihn sein Bruder.
    »Nicht zu verwechseln mit euch Kommiss-Stiefeln.«
    »Für eine solche Verwechslung besteht keine Gefahr. Nein, mal im Ernst. Es kursieren da die verrücktesten Gerüchte über sie, Vorkosigan und Vorrutyer in Escobar, von denen sich die meisten widersprechen. Ich dachte, dass Mutter darüber etwas zu sagen wüsste.«
    »Diese Frau hält sich ziemlich im Hintergrund, wenn man bedenkt, dass sie drei Meter groß sein und Kampfkreuzer zum Frühstück verspeisen soll. Bisher hat kaum jemand sie gesehen. Vielleicht ist sie hässlich.«
    »Dann passen sie ja gut zusammen. Vorkosigan ist ja auch keine Schönheit.«
    Cordelia war ungemein amüsiert und verbarg ihr Grinsen hinter der vorgehaltenen Hand, bis der Oberstleutnant sagte: »Ich weiß nicht, wer der dreibeinige Spastiker ist, den er da im Schlepptau hat. Einer von seinem Stab, was meinst du?«
    »Man sollte meinen, er könnte sich einen Besseren leisten. Was für ein Mutant! Sicherlich hat Vorkosigan die freie Wahl unter allen Militärs, als Regent.«
    Es war ihr, als hätte sie einen Schlag versetzt bekommen, so weh tat ihr unerwarteterweise diese gedankenlose Bemerkung. Oberst Lord Vorpatril schien dies kaum wahrzunehmen. Er hatte die Worte zwar gehört, aber seine Aufmerksamkeit galt dem Geschehen unten im Saal, wo gerade die Eide geleistet wurden. Droushnakovi errötete überraschenderweise und wendete ihr Gesicht ab.
    Cordelia beugte sich vor. Worte kochten in ihr hoch, aber sie wählte nur einige wenige davon aus und feuerte sie in ihrer kühlsten Kapitänsstimme ab.
    »Oberstleutnant. Und Sie, wer auch immer Sie sind.« Sie drehten sich nach ihr um, überrascht ob dieser Unterbrechung. »Zu Ihrer Information, der fragliche Herr ist Leutnant Koudelka. Und es gibt keine besseren Offiziere als ihn.

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