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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gemacht worden war. Er hat geschossen, aber er traf daneben.
    Und, kühler: Hat er schon einmal zuvor geschossen und danebengetroffen? Das war keine normal gesellschaftliche Begegnung gewesen, nicht einmal nach den barrayaranischen Maßstäben der Kunst, dem andern immer um eine Nasenlänge voraus zu sein. Oder vielleicht war er einfach betrunken. Sie hatte plötzlich den Wunsch, mit Illyan zu sprechen. Sie schloss die Augen und versuchte, Klarheit in ihren verwirrten Kopf zu bringen.
    »Fühlst du dich wohl, Liebste?«, murmelte Arals besorgte Stimme in ihr Ohr. »Brauchst du dein Mittel gegen Übelkeit?«
    Sie riss die Augen auf. Da war er, gesund und sicher, neben ihr.
    »Oh, mir geht es gut.« Sie hängte sich an seinen Arm ein, ganz leicht, nicht mit panischer Anklammerung. »Ich dachte nur über etwas nach.«
    »Wir sollten uns nun an die Tafel setzen.«
    »Gut. Es wird mir gut tun zu sitzen, meine Füße schwellen an.«
    Er schaute sie an, als wollte er sie hochheben und zum Tisch tragen, aber sie schritten ganz normal zu ihren Plätzen und schlossen sich den anderen Paaren an. Sie saßen an einem erhöhten Tisch etwas entfernt von den anderen, mit Gregor, Kareen, Piotr, dem Lordwächter des Sprecherkreises und seiner Frau, und Premierminister Vortala, auf Gregors ausdrücklichen Wunsch hin saß auch Droushnakovi bei ihnen, der Knabe schien hocherfreut zu sein, dass er seine frühere Leibwächterin wieder bei sich hatte.
    Habe ich dir deine Spielkameradin genommen, Kind? fragte sich Cordelia reumütig. Es sah so aus. Gregor verhandelte mit Kareen darüber, dass Drou allwöchentlich wiederkommen sollte, ›für Judo-Stunden‹. Drou, die an die Atmosphäre der Residenz gewöhnt war, war nicht so eingeschüchtert wie Koudelka, der ganz steif war vor übertriebener Sorge, er könnte sich durch seine eigene Unbeholfenheit verraten.
    Cordelia saß zwischen Vortala und dem Sprecher und führte mit ihnen ein ungezwungenes Gespräch, Vortala war charmant, in seiner etwas ungeschliffenen Art. Cordelia brachte es fertig, von jeder der elegant servierten Speisen einen Happen zu essen, außer einem Stück vom Rumpf eines gebratenen Rindes, das im Ganzen hereingetragen wurde.
    Gewöhnlich konnte Cordelia vergessen, dass auf Barrayar das Protein nicht in Bottichen wuchs, sondern von den Körpern wirklicher toter Tiere stammte. Sie hatte immerhin über die hiesigen primitiven kulinarischen Praktiken Bescheid gewusst, bevor sie sich entschieden hatte, hierher zu kommen, und sie hatte von Tiermuskeln schon früher gekostet, auf Erkundungsmissionen, im Interesse der Wissenschaft, des Überlebens oder der Entwicklung potentieller neuer Produkte für den Heimatplaneten.
    Die Barrayaraner klatschten Beifall für das mit Früchten und Blumen garnierte Tier: sie schienen es wirklich reizvoll zu finden und nicht schrecklich, und der Koch, der besorgt hinterhergekommen war, verbeugte sich. Die primitiven Geruchszentren ihres Gehirns mussten beistimmen: es roch großartig. Vorkosigan nahm eine Portion, die nicht durchgebraten, sondern noch blutig war. Cordelia nippte an ihrem Wasser.
    Nach dem Dessert und einigen kurzen offiziellen Trinksprüchen, die Vortala und Vorkosigan ausbrachten, wurde Gregor endlich von seiner Mutter zu Bett gebracht.
    Kareen gab Cordelia und Droushnakovi ein Zeichen, ihr zu folgen. Die Spannung in Cordelias Schultern ließ nach, als sie die große öffentliche Versammlung verließen und zu den ruhigen Privaträumen des Kaisers hinaufstiegen.
    Gregor wurde aus seiner kleinen Uniform geschält und in einen Pyjama gesteckt, und so wurde aus dem Symbol wieder ein Junge. Drou beaufsichtigte sein Zähneputzen und wurde dann verführt zu ›nur einer einzigen Runde‹ eines Spiels, das sie mit einem Brett und Spielfiguren als Betthupferl zu spielen pflegten. Kareen erlaubte dies nachsichtig, und nach einem Kuss von Mutter und Sohn zog sie sich mit Cordelia in ein gedämpft beleuchtetes Wohnzimmer nebenan zurück. Die beiden Frauen setzten sich mit einem Seufzer der Erleichterung nieder und entspannten sich. Kareen entledigte sich ihrer Schuhe, und Cordelia folgte sofort ihrem Beispiel. Durch die Fenster kamen die durch die Entfernung gedämpften Laute von Stimmen und Gelächter aus den Gärten unten.
    »Wie lange wird dieses Fest noch dauern?«, fragte Cordelia.
    »Bis zum Morgengrauen, für die Leute mit mehr Ausdauer als ich. Ich werde mich um Mitternacht zurückziehen, danach bestimmen die ernsthaften Trinker die

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