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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zählte: »Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei …«
    Koudelka stolperte, und sie fing ihn auf, er griff sie um die Taille. »Da wird nichts draus, Drou.« Er schüttelte frustriert den Kopf.
    »Pst …« Ihre Hand berührte seine Lippen. »Versuchen Sie es noch einmal. Ich bin dafür. Was sagten Sie, wie lange mussten Sie diese Handkoordination üben, bevor Sie es konnten? Mehr als einmal, da wette ich.«
    »Der Alte wollte mich nicht aufgeben lassen.«
    »Nun, vielleicht lasse auch ich Sie nicht aufgeben.«
    »Ich bin müde«, beschwerte sich Koudelka.
    Also, dann geht doch zum Küssen über, dachte sich Cordelia im stillen und unterdrückte ein Lachen. Das kann man auch im Sitzen machen.
    Droushnakovi jedoch war fest entschlossen, und sie fingen wieder an.
    »Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei …« Wieder endeten die Bemühungen in etwas, das Cordelia als ein sehr guter Beginn einer Umarmung erschien, wenn nur einer von beiden seinen Kopf und seine Nerven beisammen gehabt hätte, um die Sache voranzutreiben.
    Aral schüttelte den Kopf, und sie zogen sich schweigend hinter das Gebüsch zurück. Offensichtlich war er ein bisschen vom Gesehenen inspiriert, seine Lippen suchten die ihren, um sein eigenes Kichern zu ersticken.
    Leider war ihr Taktgefühl umsonst: ein unbekannter Vor-Lord hastete blind an ihnen vorbei, stolperte durch den Winkel der Terrasse (Kou und Drou erstarrten mitten in der Bewegung) und beugte sich dann über die Steinbalustrade, um sich sehr traditionell in die darunter stehenden Büsche zu erbrechen. Plötzlich ertönten Flüche anderer Stimmen, einer männlichen und einer weiblichen, aus dem dunklen, abgeschirmten Zielgebiet. Koudelka nahm seinen Stock und die beiden Beinahe-Tänzer zogen sich hastig zurück. Der Vor-Lord musste sich wieder übergeben, und sein männliches Opfer begann hochzuklettern, rutschte auf den besudelten Steinen aus und versprach gewalttätige Vergeltung. Vorkosigan führte Cordelia klugerweise vom Schauplatz hinweg.
    Später, während sie an einem der Eingänge der Residenz auf die Bodenwagen warteten, stand Cordelia zufällig neben dem Leutnant.
    Koudelka blickte nachdenklich über seine Schulter auf die Residenz zurück, von wo Musik und Festlärm fast unvermindert herüberklangen.
    »Hat es Ihnen gefallen, Kou?«, fragte sie freundlich.
    »Wie? O ja, erstaunlich. Als ich in den Armeedienst eintrat, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mal hierher kommen würde.« Er blinzelte. »Es gab eine Zeit, da dachte ich, ich würde nirgendwohin kommen.« Und dann fügte er etwas hinzu, das für Cordelia wie eine Art sanfter, mentaler Peitschenschlag war: »Ich wünschte mir, es gäbe Bedienungsanleitungen für Frauen.«
    Cordelia lachte laut: »Dasselbe könnte ich über die Männer sagen.«
    »Aber Sie und Admiral Vorkosigan – Sie sind anders.«
    »Nicht … wirklich. Vielleicht haben wir aus Erfahrungen gelernt. Viele Leute tun das nicht.«
    »Glauben Sie, dass ich eine Chance für ein normales Leben habe?« Er blickte sie nicht an, sondern schaute in die Dunkelheit.
    »Sie schaffen sich Ihre eigenen Chancen. Und Ihre eigenen Tänze.«
    »Sie reden genau wie der Admiral.«
    Cordelia fing Illyan am nächsten Morgen ab, als er in Palais Vorkosigan vorbeikam, um den täglichen Bericht seines Wachkommandanten zu hören.
    »Sagen Sie mir, Simon: Steht Vidal Vordarian aufIhrer kurzen Liste, oder auf der langen?«
    »Jeder steht auf meiner langen Liste«, seufzte Illyan.
    »Ich möchte, dass Sie ihn auf Ihre kurze Liste setzen.«
    Sein Kopf fuhr hoch. »Warum?«
    Sie zögerte. Sie wollte nicht antworten: Intuition, obwohl das es genau war, worauf diese unterbewussten Signale hinausliefen. »Er scheint mir die Mentalität eines Attentäters zu haben. Die Art, die aus einer Deckung in den Rücken des Feindes schießt.«
    Illyan lächelte amüsiert. »Verzeihen Sie, Mylady, aber das klingt nicht nach dem Vordarian, den ich kenne. Ich habe ihn mehr als den offen und ungestüm losstürmenden Typ erlebt.«
    Wie schlimm musste ein ungestümer Mann verletzt sein, von welch brennendem Verlangen gequält, dass er auf einmal raffiniert wurde? Sie war unsicher. Vielleicht ahnte Vordarian nicht, wie tief Arals Glück mit ihr reichte, und begriff deshalb nicht, wie gemein sein Angriff auf dieses Glück war? Und: liefen persönliche und politische Animositäten notwendigerweise zusammen? Nein. Der Hass des Mannes war abgrundtief gewesen, sein Schlag, wenn auch irrtümlich, genau

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