Barrayar
Szene.«
»Einige von ihnen schienen schon jetzt ziemlich ernsthaft.«
»Unglücklicherweise.« Kareen lächelte. »Sie werden die Vor-Klasse sowohl von ihrer besten wie von ihrer schlechtesten Seite erleben, bevor die Nacht vorüber ist.«
»Ich kann es mir vorstellen. Ich bin überrascht, dass ihr keine weniger gefährlichen stimmungsverändernden Drogen importiert.«
Kareens Lächeln wurde herb. »Aber Raufereien im Suff haben Tradition.«
Sie nahm die Schärfe aus ihrer Stimme. »Tatsächlich kommen solche Dinge herein, zumindest in den Städten mit Shuttlehäfen. Wie üblich scheinen wir neue Gewohnheiten hinzuzunehmen, statt unsere alten zu ersetzen.«
»Vielleicht ist das die beste Methode.« Cordelia runzelte die Stirn. Wie konnte sie taktvoll sondieren …? »Ist Graf Vidal Vordarian einer von denen, die die Gewohnheit haben, sich in der Öffentlichkeit zu betrinken?«
»Nein.« Kareen blickte auf und kniff die Augen zusammen. »Warum fragen Sie danach?«
»Ich hatte eine eigenartige Unterhaltung mit ihm. Ich dachte, eine Überdosis von Äthanol könnte dafür die Ursache sein.« Sie erinnerte sich daran, wie Vordarians Hand leicht auf dem Knie der Prinzessin gelegen war, knapp vor einer intimen Liebkosung. »Kennen Sie ihn gut? Wie würden Sie ihn einschätzen?«
Kareen sagte wohlüberlegt: »Er ist reich … stolz … Er hielt loyal zu Ezar während Sergs letzten Machenschaften gegen seinen Vater. Loyal zum Imperium, zur Vor-Klasse. In Vordarians Distrikt gibt es vier bedeutende Industriestädte, dazu Militärbasen, Nachschubdepots, den größten militärischen Shuttlehafen … Vidals Distrikt ist heute sicherlich das wirtschaftlich bedeutendste Gebiet auf Barrayar. Der Krieg hat den Distrikt der Vordarians kaum berührt, er ist einer der wenigen, aus dem die Cetagandaner nach Verhandlungen abgezogen sind. Wir haben dort unsere ersten Raumbasen errichtet, weil wir Einrichtungen übernahmen, die die Cetagandaner gebaut und dann verlassen hatten, und daraus folgte ein größer Anteil der wirtschaftlichen Entwicklung.«
»Das ist … interessant«, sagte Cordelia, »aber ich wollte gern etwas über den Mann selbst wissen. Seine … hm … Vorlieben und Abneigungen, zum Beispiel. Mögen Sie ihn?«
»Früher einmal«, sagte Kareen langsam, »überlegte ich, ob Vidal mächtig genug wäre, um mich vor Serg zu beschützen. Nachdem Ezar gestorben wäre. Als Ezar kränker wurde, dachte ich, ich sollte mich besser nach meinem eigenen Schutz umschauen. Nichts schien zu geschehen, und niemand sagte mir irgend etwas.«
»Wenn Serg Kaiser geworden wäre, wie hätte denn ein bloßer Graf Sie schützen können?«, fragte Cordelia.
»Er hätte … mehr werden müssen. Vidal hatte Ehrgeiz, wenn der richtig ermutigt wurde – und Patriotismus. Gott weiß, wenn Serg überlebt hätte, so hätte er vielleicht Barrayar zerstört – Vidal hätte vielleicht uns alle gerettet. Aber Ezar versprach, ich hätte nichts zu fürchten, und Ezar rettete uns. Serg starb vor Ezar und … und ich habe seitdem versucht, die Beziehung zu Vidal abkühlen zu lassen.«
Cordelia rieb zerstreut ihre Unterlippe. »Oh. Aber Sie persönlich – ich meine, mögen Sie ihn? Wäre es eines Tages nicht schön, als Gräfin Vordarian sich von den Aufgaben der Prinzessin-Witwe zurückziehen zu können?«
»Oh! Nicht jetzt. Der Stiefvater des Kaisers wäre ein zu mächtiger Mann gegenüber dem Regenten. Eine gefährliche Polarität, wenn sie nicht verbündet oder genau im Gleichgewicht wären. Oder nicht in einer Person kombiniert wären.«
»Wie zum Beispiel es beim Schwiegervater des Kaisers wäre?«
»Ja, genau.«
»Ich habe Schwierigkeiten, diese … geschlechtliche Übertragung von Macht zu verstehen. Haben Sie einen Anspruch auf die Herrschaft aus eigenem Recht, oder nicht?«
»Nun, hier haben wir – psst«, er grinste ihr in der Dunkelheit zu und drückte warnend ihre Hand. Sie hielten beide an, vor ihnen der Eingang zu einem kleinen offenen Fleck, der von Eiben und irgendeiner rosafarbenen, federartigen nichtirdischen Pflanze gegen Blicke von oben abgeschirmt war. Die Musik drang klar hörbar bis hierher.
»Versuchen Sie es, Kou«, drängte Droushnakovis Stimme. Drou und Kou standen am anderen Ende des Terrassenwinkels einander gegenüber.
Zögernd setzte Koudelka seinen Stock an der Steinbalustrade ab und hielt seine Hände den ihren entgegen. Sie begannen zu schreiten, zu gleiten und sich zu verneigen, wobei Drou ernsthaft
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