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Barrayar

Barrayar

Titel: Barrayar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schmutzig und hatten Schrammen, im Gesicht stand ihnen der Stoppelbart, ihre braun-silbernen Uniformen waren zerknittert. Bothari, der seine Jacke für Gregor weggegeben hatte, war hemdsärmelig. Mit dem offenen runden Kragen seines Hemdes sah er aus wie ein verurteilten Verbrecher, der zum Richtblock geführt wurde. Piotrs grüne Generalsuniform hatte die Nacht ziemlich gut überstanden, aber sein stoppelbärtiges Gesicht mit den geröteten Augen sah wie das eines Stadtstreichers aus. Cordelia fühlte sich selbst hoffnungslos durcheinander, mit ihren nassen Haarsträhnen und ihrem Mischmasch aus alten Kleidern und Hausschuhen.
    Es könnte schlimmer sein. Ich könnte noch schwanger sein. Falls ich jetzt sterbe, so sterbe ich wenigstens allein. War der kleine Miles jetzt im Augenblick sicherer als sie selbst? Anonym in seinem Replikator in irgendeinem Regal in Vaagens und Henris Labor, das der Geheimhaltung unterlag? Sie betete darum, auch wenn sie es nicht glauben konnte. Ihr barrayaranischen Mistkerle solltet lieber meinen Sohn in Ruhe lassen!
    Sie ritten im Zickzack einen langen Abhang hinauf. Die Pferde schnauften wie Gebläse, obwohl sie nur im Schritt gingen, und sie wurden störrisch, weil sie immer wieder über Wurzeln oder Felsen strauchelten. Sie hielten am Grund einer kleinen Mulde an. Sowohl Pferde wie Menschen tranken aus dem trüben Wasserlauf. Esterhazy lockerte die Gurte wieder. Er kraulte die Pferde unter ihren Kopfriemen, sie stießen ihn sanft mit ihren Köpfen und stöberten mit ihren Nüstern nach Leckerbissen in seinen leeren Taschen. Er murmelte ihnen entschuldigend und aufmunternd zu: »Alles in Ordnung, Rose, du kannst dich am Ende des Tages ausruhen. Nur noch ein paar Stunden.« Sie bekamen mehr Zuspruch als Cordelia.
    Esterhazy überließ die Pferde Botharis Obhut und begleitete Piotr in die Wälder. Beide krabbelten den Abhang hoch. Gregor beschäftigte sich damit, Pflanzen auszureißen und die Tiere damit aus der Hand zu füttern.
    Sie berührten die einheimischen barrayaranischen Pflanzen mit den Lippen und ließen sie dann unordentlich aus ihren Mäulern fallen: ungenießbar. Gregor hob die Büschel immer wieder auf und bot sie den Pferden erneut an, dabei versuchte er sie ihnen an ihren Gebiss-Stangen vorbei in die Mäuler zu schieben.
    »Wissen Sie, was der Graf vorhat?«, fragte Cordelia Bothari.
    Er zuckte die Achseln. »Er ist unterwegs, um mit irgend jemandem Kontakt aufzunehmen. Das hier geht doch nicht.« Ein Ruck seines Kopfes in unbestimmte Richtung meinte die Nacht, die sie sich im Gestrüpp herumgeschlagen hatten.
    Cordelia konnte nur zustimmen. Sie lehnte sich zurück und lauschte auf Leichtflieger, aber sie hörte nur das Geplätscher des Wassers in dem Flüsschen, zu dem das Knurren ihres Magens ein Echo bildete. Sie sprang nur einmal auf, um den hungrigen Gregor davon abzuhalten, einige der möglicherweise giftigen Pflanzen selbst zu probieren.
    »Aber die Pferde haben sie gefressen!«, protestierte er.
    »Nein!« Cordelia schauderte es, und detaillierte Visionen von ungünstigen biochemischen und hormonellen Reaktionen tanzten in einem molekularen Ringelreihen durch ihren Kopf. »Es ist eine der ersten Gewohnheiten, die man im Betanischen Astronomischen Erkundungsdienst lernen muss, weißt du. Stecke nie unbekannte Dinge in deinen Mund, solange sie nicht vom Labor freigegeben sind. Genaugenommen musst du sogar vermeiden, deine Augen, deinen Mund und deine Schleimhäute damit in Berührung zu bringen.«
    Gregor rieb sich unter unbewusstem Zwang sofort die Nase und die Augen.
    Cordelia seufzte und setzte sich wieder hin. Sie saugte an ihrer Zunge, dachte an das Wasser aus dem Bach und hoffte, Gregor würde sie nicht auf ihre Inkonsequenz hinweisen. Gregor warf Kieselsteine in die Tümpel.
    Eine Stunde später kam Esterhazy zurück. »Los!« Diesmal führten sie die Pferde nur, ein sicheres Zeichen dafür, dass eine steile Kletterpartie bevorstand. Cordelia musste stellenweise auf allen vieren kriechen und schürfte sich die Hände auf. Die Hinterbacken der Pferde hoben und senkten sich. Über den Hügelkamm hinüber, hinab, wieder hinauf, und dann kamen sie hinaus auf einen schlammigen doppelspurigen Trampelpfad, der durch den Wald schnitt.
    »Wo sind wir?«, fragte Cordelia.
    »An der Amie-Passstraße, Mylady«, erklärte Esterhazy.
    »Das ist eine Straße?«, murmelte Cordelia erschrocken und blickte in beide Richtungen. Piotr stand ein kleines Stück entfernt mit einem

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