Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand
Substanz angegriffen wird, wenn wir dem zu lange ausgesetzt sind. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Art Allergie. )
Faquarl war auch nicht besser dran. Ohne uns vorher abzusprechen, verwandelten wir uns in zwei betagte, etwas räudige Katzen, kamen steifbeinig unter dem Auto hervor und humpelten durch einen Vorgarten zu einem dichten Gebüsch, wo wir endlich wieder unsere Lieblingsgestalten annahmen.
Der dicke Koch hockte sich auf einen Baumstumpf. »Das zahl ich dir noch heim, Bartimäus«, japste er. »Das war das Scheußlichste, was ich je erlebt habe.«
Der junge Ägypter grinste. »Hat doch geklappt, oder? Wir sind in Sicherheit.«
»Einer meiner Stacheln hat sich in den Benzintank gebohrt. Ich bin überall mit dem Zeug voll gesaut. Bestimmt krieg ich Ausschlag…«
»Hör auf zu jammern.« Ich blinzelte durch das Blattwerk: eine baumbestandene Wohnstraße mit großen Doppelhäusern. Abgesehen von einem kleinen Mädchen, das in einer Einfahrt mit einem Tennisball spielte, war niemand zu sehen. »Wir sind in einem Vorort gelandet«, sagte ich. »Am Stadtrand von London oder noch weiter draußen.« Faquarl stöhnte nur. Ich warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Er inspizierte die Wunde, die ihm Baztuk verpasst hatte. Sie sah nicht gut aus. Er war bestimmt geschwächt.
»Sogar mit diesem Kratzer bin ich dir noch haushoch überlegen, Bartimäus, also komm her und setz dich.« Der Koch winkte mich ungeduldig heran. »Es ist wichtig.«
Folgsam wie immer, hockte ich mich im Schneidersitz auf die Erde, wie es Ptolemäus zu tun pflegte. Dabei achtete ich auf Abstand. Faquarl stank widerlich nach Benzin.
»Erstens«, begann er, »habe ich meinen Teil der Abmachung erfüllt und dich wider besseres Wissen gerettet. Jetzt bist du dran. Wo ist das Amulett von Samarkand?«
Ich zögerte. Nur die Tabaksdose auf dem Themsegrund hielt mich davon ab, ihm Nathanaels Namen und Adresse zu verraten. Es stimmte schon, ich verdankte Faquarl meine Rettung, aber meine eigenen Interessen gingen vor.
»Hör mal«, erwiderte ich, »ich bin dir echt dankbar, dass du mich da rausgeholt hast. Aber es ist für mich nicht so einfach, deiner Bitte nachzukommen. Mein Herr…«
»…ist längst nicht so mächtig wie meiner.« Faquarl beugte sich vor. »Benutz bitte dein lächerliches Hirn und denk zur Abwechslung mal nach, Bartimäus. Lovelace will das Amulett unbedingt wiederhaben, und es ist ihm so ernst damit, dass er Jabor und mir befohlen hat, in das sicherste Gefängnis der hiesigen Regierung einzubrechen und einem elenden Sklaven wie dir das Leben zu retten.«
»Hört sich tatsächlich ziemlich ernst an«, gab ich zu.
»Überleg doch mal, wie gefährlich das war – für uns und für ihn. Er hat alles riskiert. Schon das sollte dir zu denken geben.«
»Wofür braucht er das Amulett denn?«, kürzte ich die Sache ab.
»Das darf ich dir leider nicht sagen.« Der Koch legte den Finger an die Nase und lächelte bedeutsam. »Ich kann dir nur so viel verraten, Bartimäus: Es wäre sehr in deinem Interesse, in dieser Angelegenheit mit uns zusammenzuarbeiten. Unser Herr wird es noch weit bringen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Das behaupten alle Zauberer von sich«, erwiderte ich verächtlich.
»Und zwar schon sehr bald. Es ist nur noch eine Frage von Tagen. Und das Amulett spielt dabei eine entscheidende Rolle.«
»Schön, und was haben wir davon? Es ist doch immer dasselbe Gequatsche. Die Zauberer benutzen uns, damit wir ihnen zu mehr Macht verhelfen, und anschließend nehmen sie uns nur noch schlimmer in die Mangel! Aber was springt für uns dabei raus?«
»Ich habe gewisse Pläne, Bartimäus…«
»Klar doch, die haben wir alle. Außerdem ändert das alles nichts daran, dass ich an meinen ursprünglichen Auftrag gebunden bin. Man hat mir harte Strafen…«
»Strafen kann man aushalten!« Faquarl schlug sich verärgert vor die Stirn. »Meine Substanz hat sich auch noch nicht wieder ganz von den Strafen erholt, die mir Lovelace aufgebrummt hat, nachdem du mit dem Amulett durchgebrannt warst! Und deine Ausreden kannst du dir sparen, ich weiß sowieso, dass es dir nicht darum geht. Letztlich ist unser ganzes Dasein hier auf der Erde eine Strafe! Das Einzige, was sich ändert, sind die verdammten Zauberer. Aber sobald einer von ihnen in die Grube fährt, tritt schon der nächste auf den Plan, kramt unseren Namen aus der Versenkung und beschwört uns erneut! Sie wechseln, wir bleiben.«
Ich zuckte die Achseln. »Ich
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