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Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Nathanael drückte sich die Nase an der Fensterscheibe platt und sah auf dem dämmrigen Bürgersteig ein kleines, schwaches Licht heranschaukeln. Das Lämpchen hing an einer langen Stange, die an einer schwankenden Handkarre befestigt war. Der Zeitungsjunge war wieder da.
    Nathanael beobachtete ihn eine Weile und ging mit sich zu Rate. Höchstwahrscheinlich hatte es wenig Sinn, noch eine Zeitung zu kaufen, denn seit dem Morgen war bestimmt nicht viel Neues passiert. Andererseits war die Times seine einzige Verbindung zur Außenwelt. Vielleicht erfuhr er doch etwas Nützliches – zum Beispiel, ob die Polizei noch nach ihm fahndete oder etwas über die Konferenz. Abgesehen davon drehte er durch, wenn er noch länger untätig blieb. Er kramte in seiner Tasche und zählte sein Kleingeld. Das Ergebnis gab den Ausschlag. Er tastete sich die schummrige Treppe hinunter ins Erdgeschoss und zwängte sich an einem losen Brett vorbei nach draußen.
    »Eine bitte.« Er hatte den Zeitungsjungen gerade noch eingeholt, bevor der in eine Nebenstraße abbog. Der Junge hatte die Mütze in den Nacken geschoben und ein Büschel weißblondes Haar fiel ihm in die Stirn. Er drehte sich um und grinste zahnlückig.
    »Na so was, du schon wieder! Immer noch auf Trebe?«
    »Eine Zeitung, bitte.« Nathanael hatte den Eindruck, dass ihn der andere neugierig angaffte. Ungeduldig hielt er ihm das Geld hin. »Keine Sorge, ich bezahle.«
    »Hab nix andres behauptet, Kumpel. Die Sache ist bloß die, dass ich grad ausverkauft bin.« Er zeigte auf die leere Karre. »Aber mein Kollege hat bestimmt noch ’n paar übrig. Seine Tour wirft nich so viel ab wie meine.«
    »Macht nichts.« Nathanael wandte sich zum Gehen.
    »Er muss gleich da sein. Dauert keine Minute. Wir treffen uns abends immer vor dem Gaulskopf, gleich hier um die Ecke.«
    Nathanael zögerte. Bartimäus konnte jeden Augenblick zurückkommen. Eigentlich durfte er überhaupt nicht draußen sein. Durfte? Wer hatte hier eigentlich zu bestimmen? Es war ja bloß um die Ecke, das ging bestimmt in Ordnung. »Na gut«, willigte er ein.
    »Super. Dann komm.« Der Junge setzte sich wieder in Bewegung, die Karre quietschte und holperte über das Kopfsteinpflaster. Nathanael ging nebenher.
    In der Nebenstraße war weniger los als auf der Hauptstraße. Bis zur Ecke begegneten sie nur wenigen Passanten. Die nächste Straße war noch ruhiger. Ein paar Häuser weiter war ein Gasthaus zu sehen, ein gedrungenes, hässliches Gebäude mit einem Flachdach und grauen, grob verputzten Wänden. Ein ebenso gedrungenes und hässliches Pferd prangte auf einem unbeholfen gemalten Schild über dem Eingang. Nathanael stellte beunruhigt fest, dass daneben unauffällig eine kleine Wachkugel schwebte.
    Der Zeitungsjunge schien Nathanaels Bedenken zu spüren. »Keine Bange, wir gehn nich da drunter durch. Die überwacht bloß die Vordertür, wegen der Abschreckung. Klappt aber nich, gehn sowieso alle hinten rum. Da is ja schon mein Kumpel Fred.« Zwischen zwei Häusern ging schräg eine enge dunkle Gasse ab. An ihrer Mündung war eine zweite Handkarre abgestellt, dahinter lehnte ein großer Junge in einer schwarzen Lederjacke an der Mauer. Er schien ganz darin vertieft, einen Apfel zu verspeisen, und beobachtete die beiden Ankömmlinge aus halb geschlossenen Augen.
    »Hi, Fred«, begrüßte ihn der Zeitungsjunge fröhlich. »Hab dir wen mitgebracht.«
    Fred antwortete nicht. Er nahm einen großen Bissen von seinem Apfel, kaute gemächlich mit halb offenem Mund und schluckte. Dabei musterte er Nathanael von Kopf bis Fuß.
    »Er will noch ne Abendausgabe«, erklärte der erste Junge.
    »Ach nee«, sagte Fred.
    »Ja, meine sind alle. Außerdem is das der, von dem ich dir erzählt hab«, setzte der Zeitungsjunge rasch hinzu. »Jetzt hat er was dabei.«
    Als er das hörte, stieß sich Fred von der Wand ab, reckte sich, schleuderte den Apfelbutzen weg und wandte sich den beiden Jungen zu. Seine Lederjacke knirschte bei jeder Bewegung. Er war einen Kopf größer als Nathanael und kräftiger, und der unbestimmt bedrohliche Eindruck, den er machte, wurde von dem Pickelmeer auf Kinn und Wangen keineswegs gemildert. Nathanael fühlte sich ein bisschen beklommen, aber er nahm sich zusammen und sagte so barsch und selbstbewusst, wie er konnte: »Und? Hast du noch eine? Ich hab’s eilig.«
    Fred sah ihn an. »Meine sind auch alle«, erwiderte er.
    »Macht nichts. War nicht so wichtig.« Nathanael wollte nur noch weg.
    »Immer mit der

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