Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand

Titel: Bartimäus 01 - Das Amulett von Samarkand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Hall vor sich. Womöglich war seine Begegnung mit den beiden Zeitungsjungen ein Beweis, dass die Theorie vom »Widerstand« stimmte. Er bekam Herzklopfen. Er musste sehr geschickt vorgehen.
    »Ist das Ding… ist es denn überhaupt was wert?«, fragte er.
    »Schon«, erwiderte Stanley, »wenn man richtig damit umgehn kann… Wie bist du da rangekommen?«
    Nathanael überlegte fieberhaft. »Na gut, ich geb’s zu«, sagte er dann. »Ich…äh… ich hab’s gestohlen. Ich war in Highgate… klar wohne ich nicht da, und da bin ich an so ’ner großen Villa vorbeigekommen. Das Fenster stand offen und ich hab drinnen an der Wand was Glänzendes gesehen. Also bin ich durchs Fenster geklettert und hab’s mitgenommen. Niemand hat was gemerkt. Ich dachte, ich könnte es vielleicht zu Geld machen. So war’s.«
    »Möglich ist alles, John«, sagte der Zeitungsjunge gedehnt. »Möglich ist alles. Weißt du, was man damit macht?«
    »Nein.«
    »Das is die Seherscheibe von ’nem Zauberer, manche sagen auch Zauberspiegel dazu, oder so was in der Art.«
    Nathanael fasste wieder Mut. Offenbar waren die beiden ziemlich leichtgläubig. Er sperrte den Mund auf und versuchte so auszusehen, wie er sich einen verblüfften Gewöhnlichen vorstellte. »Wie jetzt? Man kann mit dem Ding in die Zukunft sehen?«
    »Kann gut sein.«
    »Könnt ihr denn damit umgehen?«
    Stanley spuckte kräftig an die Hauswand. »Verdammter Klugscheißer! Ich hau dir gleich eine rein!«
    Nathanael wich verwirrt zurück. »Tut mir Leid… ich wollte nicht… Also, äh, wenn das Ding wirklich was wert ist, dann kennt ihr vielleicht jemanden, der es mir abkauft? Es ist nämlich so, ich brauche dringend Geld.«
    Stanley sah Fred an und der nickte langsam. »Schwein gehabt, Kumpel«, sagte Stanley vergnügt. »Fred is dafür und ich bin mit meinem Kumpel sowieso immer einer Meinung. Wir kennen tatsächlich wen, der dir dafür vielleicht nen guten Preis zahlt und dir aus der Patsche hilft, wenn du grade ne Pechsträhne hast. Wenn du mitkommst, regeln wir das für dich.«
    Das klang verlockend, kam aber nicht infrage. Er konnte jetzt nicht durch London laufen, um sich mit irgendeinem Unbekannten zu treffen, er war ohnehin schon viel zu lange weggeblieben. Lovelace und seine Konferenz gingen vor. Außerdem wollte er sich ohne Bartimäus’ Begleitung nicht näher mit diesen Ganoven einlassen. Nathanael schüttelte den Kopf. »Jetzt kann ich nicht«, lehnte er ab. »Sagt mir einfach, wo es ist oder wo ich hinkommen soll, dann treffen wir uns später.«
    Die beiden Jugendlichen sahen ihn ausdruckslos an. »Tut mir Leid«, sagte Stanley. »Das is nicht irgend ne Verabredung– und auch nich irgendwer. Was hast du denn so Dringendes vor?«
    »Ich bin…äh… mit meinem Freund verabredet.« Innerlich verfluchte er sich. Schon wieder ein Fehler.
    Freds Lederjacke knirschte. »Du hast doch gesagt, du weißt nich, wo dein Freund is.«
    »Äh… das ist es ja… deshalb muss ich ihn ja suchen gehen.«
    Stanley sah auf die Uhr. »Tut mir echt Leid, John. Entweder jetzt oder gar nich. Dein Freund kann warten. Ich hab gedacht, du willst das Ding zu Geld machen.«
    »Will ich auch, aber nicht heute Abend. Euer Vorschlag klingt wirklich sehr interessant. Bloß grade jetzt kann ich leider nicht. Hört mal, können wir uns nicht morgen wieder hier treffen? Gleicher Ort, gleiche Zeit?« Vor lauter Nervosität kam er fast ins Stottern. Er spürte, dass die beiden Jungen immer misstrauischer wurden und ihm nicht glaubten. Er wollte nur noch so schnell wie möglich verschwinden.
    »Geht nich.« Der Zeitungsjunge schob sich die Mütze zurecht. »Ich glaub, das bringt hier nix mehr, Fred. Wolln wir los?«
    Fred nickte. Ungläubig sah Nathanael, wie er den Zauberspiegel in die Jackentasche steckte. »He! Das ist meiner! Gib ihn mir wieder!«, rief er empört.
    »Pech gehabt, John – falls du überhaupt so heißt. Zieh Leine.« Stanley bückte sich nach den Griffen seiner Karre, und Fred gab Nathanael einen Schubs, dass er gegen die feuchte Mauer taumelte.
    Jetzt verlor Nathanael die Beherrschung. Mit einem erstickten Schrei warf er sich auf Fred, drosch mit den Fäusten auf ihn ein und trat wild um sich. »Gib… mir… meine… Scheibe… zurück!«
    Ein Schuh traf Fred am Schienbein und entlockte ihm einen Schmerzensschrei. Fred verpasste Nathanael einen Boxhieb auf die Wange. Als Nathanael wieder zu sich kam, lag er mit einem Brummschädel auf dem schmutzigen Pflaster und sah gerade

Weitere Kostenlose Bücher