Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Bibliothek überprüft«, ergänzte Mr Pennyfeather. »Sie scheinen echt zu sein. So etwas zu fälschen, wäre viel zu aufwändig. Abgesehen davon kennt er uns durch unseren Freund Clem schon seit Jahren. Er hätte uns schon längst verraten können, wenn er dem Widerstand Schaden zufügen wollte! Nein, ich glaube ihm.« Er stand mühsam auf und seine Stimme war heiser und schroff. »Und außerdem ist das hier schließlich meine Truppe, und ihr tätet gut daran, euch auf mich zu verlassen. Gibt’s noch Fragen?«
    »Noch eine«, sagte Fred und ließ sein Springmesser aufklappen. »Wann geht’s los?«
    »Wenn alles gut geht, statten wir der Kathedrale morgen Nacht einen Besuch ab. Wir brauchen nur noch…« Der alte Mann stockte und krümmte sich in einem jähen Hustenanfall. Sein gebeugter Rücken warf seltsame Schatten an die Wand. Anne trat zu ihm und half ihm, sich wieder zu setzen. Er rang eine ganze Weile nach Luft, bevor er weitersprechen konnte.
    »Tut mir Leid«, sagte er schließlich. »Aber ihr seht, wie es um meine Gesundheit bestellt ist. Meine Kräfte lassen nach. Ehrlich gesagt, meine Freunde, ist die Sache in der Westminster Abbey vielleicht die letzte und beste Gelegenheit, die mir bleibt. Damit ihr alle… damit ihr es irgendwann mal besser habt. Damit ihr noch einmal von vorn anfangen könnt.«
    Und damit Sie in Frieden abtreten können, dachte Kitty. Es ist Ihre letzte Gelegenheit, vor Ihrem Tod noch etwas Greifbares zu erreichen. Ich hoffe bloß, dass Sie sich nicht täuschen, das ist alles.
    Als könnte er Gedanken lesen, drehte sich Mr Pennyfeather nach ihr um. »Dann müssen wir jetzt nur noch ein Treffen mit unserem geheimnisvollen Gönner arrangieren und die Einzelheiten mit ihm besprechen«, sagte er. »Und da du heute so besonders munter bist, Kitty, triffst du dich morgen mit ihm.«
    Kitty erwiderte seinen Blick. »In Ordnung.«
    »Na schön.« Der alte Mann sah sie der Reihe nach an. »Ich muss sagen, ich bin ein wenig enttäuscht. Bis jetzt hat sich noch keiner von euch erkundigt, in wessen Gruft wir eigentlich eindringen wollen. Seid ihr denn gar nicht neugierig?« Er lachte keuchend.
    »Äh… wer isses denn, Sir?«, fragte Stanley.
    »Jemand, der euch schon seit eurer Schulzeit wohl bekannt ist. Ich glaube, er spielt im Unterricht immer noch eine wichtige Rolle. Es ist niemand anders als der Gründervater unserer Nation, der berühmteste und gefürchtetste unserer Staatsmänner, der Held von Prag persönlich…«, Mr Pennyfeathers Augen glänzten im Schummerlicht, »…unser geliebter William Gladstone.«
     

Teil DREI
Nathanael
22
    Nathanaels Flug ging Punkt halb sieben vom Flugplatz Box Hill. Der Dienstwagen sollte eine Stunde vorher, also um halb sechs, vor dem Ministerium vorfahren. Demnach hatte er ungefähr einen halben Tag Zeit, sich auf die wichtigste Aufgabe seiner kurzen Karriere vorzubereiten: seine Reise nach Prag.
    Als Erstes musste er sich mit seinem Diener und offiziell abgesegneten Reisegefährten absprechen. Wieder in Whitehall angekommen, suchte er sich einen freien Beschwörungsraum, klatschte in die Hände und zitierte Bartimäus abermals herbei. Diesmal erschien der Dämon nicht als Panter, sondern in einer seiner Lieblingsgestalten, als dunkelhäutiger Junge. Nathanael fiel auf, dass er nicht wie sonst nach ägyptischer Manier ein Tuch um die Lenden geschlungen, sondern sich stattdessen schwer in Schale geworfen hatte: Er trug einen altmodischen Tweedanzug, komplett mit Gamaschen, Schnürstiefeln und (nicht ganz passend) eine Fliegerbrille samt lederner Fliegerkappe, die ihm lose auf dem Kopf saß.
    Nathanael zog verdrossen die Stirn kraus. »Die kannst du schon mal dalassen. Du fliegst nicht mit.«
    Der Junge war gekränkt. »Wieso nicht?«
    »Weil ich inkognito reise und das heißt so viel wie: Kein Dämon spaziert durch die Zollkontrolle.«
    »Wie jetzt? Steckt man uns heutzutage etwa in Quarantäne?«
    »Die tschechischen Zauberer kontrollieren sämtliche Auslandsflüge in Bezug auf Magie aller Art und britische Flugzeuge werden besonders gründlich durchleuchtet. Die lassen kein Artefakt, kein Zauberbuch und erst recht keinen übergeschnappten Dämon durch. Ich bin für die Dauer des Fluges ein ›Gewöhnlicher‹, dich rufe ich erst wieder, wenn ich gelandet bin.«
    Der Junge lupfte die Fliegerbrille, damit er noch ungläubiger dreinblicken konnte. »Ich dachte, das britische Weltreich ist der Hahn im europäischen Hühnerhaus«, sagte er. »Ihr habt Prag

Weitere Kostenlose Bücher