Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
doch schon längst fertig gemacht. Wie kommt’s, dass die euch was zu sagen haben?«
    »Haben sie ja gar nicht. Wir bestimmen nach wie vor das Kräftegleichgewicht in Europa, aber offiziell haben wir mit den Tschechen Waffenstillstand geschlossen. Zumindest für die nächste Zeit haben wir ihnen zugesichert, dass wir in Prag keine Magie anwenden. Deshalb muss diese Reise auch so unauffällig wie möglich über die Bühne gehen.«
    »Wo wir grade von unauffällig sprechen…« Der Junge zwinkerte Nathanael übertrieben zu. »Hab ich mich vorhin nicht vorbildlich benommen?«
    Nathanael verzog den Mund. »Wie meinst du das?«
    »Na, ich hab mich heute Morgen schließlich von meiner besten Seite gezeigt oder ist dir das etwa nicht aufgefallen? Ich hätte deinen Meistern ganz schön kess kommen können, aber ich hab mich zusammengerissen und dir aus der Patsche geholfen.«
    »Echt? Ich fand dich so unverschämt wie immer.«
    »Soll das ein Witz sein? Ich hab mich dermaßen eingeschleimt, dass ich fast selber drauf ausgerutscht wär. Ich hab immer noch einen ekligen Geschmack im Mund von dem unterwürfigen Getue. Aber alles ist besser, als noch mal von der guten Jessica in eine Büßerglocke gesteckt zu werden.« Der Junge erschauerte. »Immerhin brauchte ich ihnen bloß ein paar Minuten in den Hintern zu kriechen. Muss ja grässlich sein, die ganze Zeit zu katzbuckeln so wie du, und dabei zu wissen, dass man jederzeit mit dem Theater aufhören und sein eigenes Ding durchziehen könnte… nur dass dir dazu mal wieder der Mumm fehlt.«
    »Danke, das reicht schon wieder! Deine Meinung ist hier nicht gefragt.« Nathanael duldete dergleichen nicht. Dämonen warfen Zauberern oft irgendwelche Halbwahrheiten an den Kopf, nur um sie zu verwirren. Am besten hörte man gar nicht auf ihre Gemeinheiten. »Abgesehen davon«, fügte er an, »ist Duvall überhaupt nicht mein Meister. Ich verachte ihn.«
    »Aha. Aber die Whitwell ist natürlich ganz anders, wie? Mir ist nicht aufgefallen, dass ihr beide viel füreinander übrig hättet.«
    »Schluss jetzt. Ich muss packen und vor meiner Abreise noch mal im Außenministerium vorbeischauen.« Nathanael sah auf die Uhr. »Ich brauche dich dann wieder in… in zwölf Stunden, wenn ich in Prag im Hotel eingecheckt habe. Bis dahin verhänge ich einen Bann über dich. Verweile ungesehen und ungehört in diesem Runenkreis, sodass dich kein fühlendes Wesen sehen, hören oder spüren kann, bis ich dich
    wieder zu mir befehle.«
    Der Junge zuckte die Achseln. »Wenn’s denn sein muss…«
    »Ja, es muss sein.«
    Die Gestalt im Pentagramm fing an zu verschwimmen und verblasste dann wie ein Traumbild. Als sie gänzlich verschwunden war, sprach Nathanael zur Sicherheit noch ein paar zusätzliche Bannzauber, die verhindern würden, dass jemand, der das Pentagramm benutzen wollte, den Dschinn aus Versehen freiließ, dann eilte er davon. Ihm blieben nur noch ein paar Stunden und er hatte noch einiges zu erledigen.
    Bevor er nach Hause fuhr und packte, schaute Nathanael noch kurz im Außenministerium vorbei, das in einem bezüglich Größe, Klotzigkeit und Einschüchterungsfaktor dem British Museum nicht unähnlichen Gebäude untergebracht war. Hier fand ein Großteil der alltäglichen Regierungsgeschäfte statt, von hier aus erteilten Zauberer per Telefon und Boten ihren Kollegen in untergeordneten Behörden auf der ganzen Welt ihre Weisungen. Als Nathanael die Treppe zur Drehtür hinaufging, hob er den Blick zum Dach. Sogar auf den drei Ebenen, die er zu erkennen vermochte, wimmelte der Himmel über dem Gebäude nur so von körperlosen Wesen. Flinke Kuriere beförderten Befehle in magisch versiegelten Briefumschlägen, größere Dämonen dienten ihnen als Begleitschutz. Wie immer wurde Nathanael angesichts des schieren Ausmaßes des riesigen Imperiums, das sich einem nur durch derartige Anblicke ansatzweise erschloss, ganz ehrfürchtig und ein wenig nachdenklich zumute. Das führte zu Schwierigkeiten mit der Drehtür. Da er energisch in die falsche Richtung drückte, purzelte unglücklicherweise gegenüber eine ältere grauhaarige Dame rücklings ins Foyer und verstreute die Akten, die sie im Arm hatte, über den Marmorfußboden.
    Als er den Kampf mit der Tür endlich gewonnen hatte, lief Nathanael sofort hin und half seinem Opfer unter fahrigen Entschuldigungen wieder auf die Beine, bevor er sich daran machte, die Akten aufzuklauben. Während er noch damit beschäftigt war, begleitet von einer

Weitere Kostenlose Bücher