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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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den Rückweg und rüttelte meinen am Fuß der Treppe eingeschlafenen Herrn wach. »Ich hab das Haus gefunden«, meldete ich. »Harmlose Sicherheitsvorkehrungen, die uns eigentlich keine Schwierigkeiten bereiten dürften. Beeil dich, bevor uns wer dazwischenfunkt.«
    Ich wiederhole mich, aber wenn es darauf ankommt, die Beine in die Hand zu nehmen, sind Menschen hoffnungslose Fälle. Der Junge brauchte eine Ewigkeit für die lächerlichen zweihundertsechsundfünfzig Stufen! Er schnaufte und hechelte, lief rot an wie ein Hummer und blieb andauernd stehen… also, so was hatte sogar ich noch nicht erlebt!
    »Wir hätten eine Papiertüte oder etwas Ähnliches mitnehmen sollen«, meinte ich. »Dein Gesicht glüht dermaßen, dass man es wahrscheinlich noch vom anderen Ufer aus sieht. Dabei ist der Berg nicht mal besonders hoch.«
    »Was… was für… Sicherheitsvorkehrungen gibt es denn dort?« Er ließ sich nicht ablenken.
    »Ein hauchzartes Netzlein. Kein Problem. Sag mal, treibst du überhaupt keinen Sport?«
    »Nein. Keine Zeit. Zu viel Arbeit.«
    »Natürlich. Du bist ja jetzt ein wichtiger Mann. Hätte ich fast vergessen.«
    Nach zehn Minuten standen wir vor der Turmruine und ich verwandelte mich wieder in Ptolemäus. In dieser Gestalt führte ich meinen Herrn zu einer Stelle, wo ein flacher Abhang zur Straße hinabführte.
    Während er sich keuchend wie ein Ertrinkender an eine Mauer lehnte, ließen wir unsere Blicke über die Bruchbuden des Goldenen Gässchens schweifen.
    »Höchst bedenklicher Zustand«, bemerkte ich.
    »Allerdings. Man sollte… alles abreißen und… neu bauen.«
    »Ich spreche von dir.«
    »Welches… welches Haus ist es?«
    »Nummer dreizehn? Das da drüben, das dritte auf der rechten Seite. Mit der weißen Fassade. Wenn du mit dem Sterben fertig bist, können wir ja mal überlegen, wie wir weiter vorgehen.«
    Wir schlichen durch die Gasse und machten ein paar Meter vor dem Häuschen Halt. Mein Herr war dafür, einfach anzuklopfen. Ich hielt ihn zurück. »Keinen Schritt weiter. Das Abwehrnetz ist direkt vor uns. Noch ein Millimeter, und der Alarm geht los.«
    Er hielt inne. »Glaubst du, du kommst da durch?«
    »Das glaube ich nicht nur, mein Junge, das weiß ich! So was hab ich schon gemacht, da war Babylon noch ein kleines Kuhkaff. Tritt beiseite, sieh hin und pass gut auf.«
    Ich baute mich vor dem filigranen Netz aus schimmernden Fäden auf, das uns den Weg versperrte, und beugte mich vor. Meine Rechnung ging auf: Ein winziges Wölkchen Hilfreicher Hauch 50
(Ein magisches Hilfsmittel, das durch den Ausstoß von Luft durch den Mund und ein Zauberzeichen heraufbeschworen wird. Keinesfalls mit dem Widerlichen Wind zu verwechseln, den man auf ganz andere Art produziert.)
schlüpfte in eine Masche und blieb dort hängen, glitt nicht hindurch und kam auch nicht zurück. Es war zu zart, um den Alarm auszulösen. Der Rest war einfach. Ich verstärkte den Hauch behutsam, er schwoll an und dehnte die Fäden, bis dicht über dem Boden ein großes, rundes Loch entstand. Ich formte den Hauch zu einem Ring und stieg hindurch. »So«, sagte ich, »du bist dran.«
    Der Junge sah mich fragend an. »Womit? Ich sehe immer noch nichts.«
    Entnervt wandelte ich meinen Hauch noch einmal um, sodass er auch auf der zweiten Ebene sichtbar war. »So besser? Und sei beim Durchsteigen vorsichtig!«
    Er gehorchte, schien aber immer noch reichlich unbeeindruckt. »Hm«, brummelte er, »soweit ich weiß, könntest du mir auch einfach nur was vormachen.«
    »Was kann ich denn dafür, dass ihr Menschen so blind seid?«, blaffte ich. »Du nimmst mein fachmännisches Geschick schon wieder als selbstverständlich hin. Fünftausend Jahre Erfahrung stehen dir zu Gebote und du sagst nicht ein Mal Danke! Aber bitte sehr, wenn du mir nicht glaubst, dass es hier ein Abwehrnetz gibt, löse ich gern den Alarm aus. Du wirst sehen, wie schnell der Zauberer Kavka angeflitzt kommt.«
    »Nein, nein.« Er war ganz betroffen. »Ich glaub’s dir ja.«
    »Sicher?« Ich streckte die Hand nach den schimmernden Fäden aus.
    »Ja! Krieg dich wieder ein. Und jetzt… jetzt klettern wir durchs Fenster und überrumpeln ihn.«
    »Toll. Nach dir.«
    Er machte einen entschlossenen Schritt und latschte voll in die Maschen eines zweiten Abwehrnetzes, das ich übersehen hatte. 51 (
Es war aber auch wirklich sehr geschickt gewirkt. Ausschließlich auf der siebten Ebene und mit hauchfeinen Fäden. Das hätte jeder übersehen. )I
m Haus ging ein

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