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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Kleine, packte den Foliot am schuppigen Nacken und zerrte ihn von Hyrneks Schulter. Völlig überrumpelt fuchtelte der Foliot hilflos mit den Klauen, nur sein dünner Schwanz schlang sich flink wie eine Peitschenschnur um Hyrneks Gesicht und zog sich straff. Der Junge schrie auf und versuchte, sich zu befreien.
    Nathanael hielt den Blick auf die kreiselnde Scheibe geheftet. In einer Hand hielt er immer noch den Stab, aber er trat einen Schritt zurück und streckte die freie Hand nach seinem Zauberspiegel aus.
    Das Mädchen grub dem Foliot die Finger in die Kehle, sodass ihm die Augen aus dem Kopf traten und er lila anlief.
    Sein Schwanz umschlang Hyrneks Kopf noch fester.
    Ich für mein Teil sah neugierig zu. Kitty vertraute offenbar ganz auf ihre Abwehrkraft, auf ihre Fähigkeit, der Magie des Foliot standzuhalten. Alles hing davon ab, wie stark diese Abwehrkraft war. Genauso gut konnte sich der Foliot wieder berappeln, Hyrnek den Schädel zerquetschen und anschließend über die Kleine herfallen. Aber sie war stark und die Empörung verlieh ihr zusätzliche Kräfte. Der Foliotkopf schwoll an, seinem Maul entwich ein vorwurfsvoller Laut. Dann war der kritische Punkt überschritten, es gab einen Knall wie von einem geplatzten Luftballon und der Foliot verpuffte samt Schwanz und Krallen, löste sich in Luft auf. Kitty und Hyrnek verloren das Gleichgewicht und gingen taumelnd zu Boden.
    Der Zauberspiegel landete in Nathanaels Hand. Er hob den Blick und merkte erst jetzt, was sich hinter seinem Rücken abgespielt hatte. Seine Gefangenen kamen wankend wieder auf die Beine.
    Er stieß einen zornigen Schrei aus. »Bartimäus!«
    Ich blieb ruhig auf meinem Betonpoller hocken und sah zu ihm hinüber. »Was ist denn?«
    »Warum hast du nicht eingegriffen? Ich habe dir doch strikte Anweisungen gegeben!«
    »Richtig, da war doch was…« Ich kratzte mir den Hinterkopf.
    »Ich hatte dir befohlen, sie zu töten, wenn sie irgendwelche Tricks versucht!«
    »Das Auto! Los, komm!« Das Mädchen hatte sich schon in Bewegung gesetzt und zog Hyrnek hinter sich her. Sie hasteten auf die Limousine zu. Es war spannender als ein aztekisches Ballspiel. Wenn ich bloß ein bisschen Popcorn gehabt hätte!
    »Nun?« Er kochte vor Wut.
    »Du hattest mir befohlen, sie zu töten, wenn sie gegen eure Absprache verstößt.«
    »Richtig! Indem sie zum Beispiel abhaut – wie jetzt gerade eben! Also los! Ein Schrumpffeuer…«
    Ich grinste gut gelaunt. »Aber du hast vor nicht mal zwei Minuten selber dagegen verstoßen, und zwar auf eine ganz miese Tour, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Demnach ist eure Absprache null und nichtig und die Kleine kann gar nicht mehr dagegen verstoßen, oder? Hör mal, kleiner Tipp: Wenn du den Stab weglegst, kannst du dir noch viel besser die Haare raufen!«
    »Aaaahhh! Ich widerrufe alle vorherigen Befehle und spreche einen neuen Befehl aus, den du mir nicht im Mund verdrehen kannst! Hindere die beiden daran, mit meinem Wagen zu fliehen!«
    »Gut. Mach ich.« Ich musste ihm gehorchen. Ich stand widerstrebend auf und machte mich gemächlich an die Verfolgung der jungen Leute.
    Während sich Nathanael aufspulte, waren unsere Freunde die Gasse hinuntergehastet. Das Mädchen hatte soeben den Wagen erreicht, riss die Fahrertür auf und wollte den Chauffeur vermutlich zwingen, mit ihnen loszubrausen. Der Fahrer jedoch, der bislang nicht das mindeste Interesse für unsere kleine Auseinandersetzung aufgebracht hatte, stierte ungerührt geradeaus. Kitty brüllte ihm etwas ins Ohr und zerrte ihn an der Schulter. Daraufhin knickte er in der Taille ein und rutschte seitlich vom Sitz, prallte gegen das verdutzte Mädchen und plumpste schließlich schlaff wie eine Marionette mit dem Gesicht voran aufs Kopfsteinpflaster.
    Einen Augenblick hielten wir allesamt erschrocken inne. Das Mädchen stand wie versteinert, womöglich über seine eigenen Fähigkeiten verdutzt. Ich sann über die bedenkliche Arbeitsmoral der englischen Unterschicht nach und auch mein Herr unterbrach sein wutschnaubendes Geblubber. Dann traten wir langsam näher.
    »Hallöchen!« Ein lächelndes Gesicht schnellte über der Kühlerhaube in die Höhe. Na ja, eigentlich grinste es eher, denn wie jeder weiß, können Totenschädel nicht richtig lächeln. Nichtsdestotrotz vermittelte es den Eindruck unbändiger Fröhlichkeit, die in krassem Gegensatz zu dem strähnigen, schlammverklebten weißen Haar und den verdreckten schwarzen Lumpen um seine Knochen stand,

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