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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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entlang!«
    Er schob sie weiter, dann war sie an ihm vorbei und betrat durch einen hohen Türbogen das kühle Marmorvestibül des Gerichtsgebäudes. Steinbüsten bedeutender Männer und Frauen blickten ungerührt aus Wandnischen, Leute eilten stumm hin und her. Es herrschte eine feierliche, einschüchternde Atmosphäre, in der Luft hing ein schwacher Geruch nach Kernseife. Kitty ging die Treppe hoch und durch einen langen, überfüllten Flur, bis sie an die Tür von Saal siebenundzwanzig kam. Davor stand eine Holzbank. Ein Schild forderte alle Antragsteller auf, dort Platz zu nehmen und zu warten, bis sie aufgerufen wurden.
    Kitty nahm Platz und wartete.
    In der folgenden Viertelstunde sammelte sich eine kleine Gruppe ernst dreinblickender Leute vor dem Saal. Sie saßen oder standen schweigend da und hingen ihren Gedanken nach. Die meisten waren Zauberer, die sich in ganze Stapel juristischer Dokumente vertieften. Auf den Kopf der beschriebenen Bögen waren komplizierte Muster aus Sternen und anderen Zeichen gedruckt. Sie vermieden jeglichen Blickkontakt miteinander.
    Die Tür von Saal siebenundzwanzig öffnete sich und ein junger Mann mit einer flotten grünen Mütze und ungeduldiger Miene steckte den Kopf durch den Spalt.
    »Kathleen Jones!«, sagte er. »Sind Sie anwesend? Sie sind die Nächste.«
    »Hier.« Kitty hatte Herzklopfen. Ihr zitterten vor Aufregung die Hände.
    »Gut. Julius Tallow? Ebenfalls anwesend? Auch Sie brauchen wir jetzt.«
    Schweigen. Mr Tallow war nicht erschienen.
    Der junge Mann verzog das Gesicht. »Damit können wir uns nicht aufhalten. Wenn er nicht da ist, ist er eben nicht da. Miss Jones, darf ich bitten…«
    Er begleitete Kitty hinein und schloss hinter ihr leise die Tür.
    »Sie sitzen dort drüben, Miss Jones. Die Verhandlung fängt gleich an.«
    Der Gerichtssaal war quadratisch und nicht besonders groß. Durch zwei riesige, bunt verglaste Bogenfenster fiel trübes, scheckiges Licht herein. Auf beiden Fenstern waren Heldentaten von als Ritter gewandeten Zauberern zu sehen. Einer trug eine komplette Rüstung und rammte gerade einem gewaltigen Ungeheuer mit krummen Klauen und mahlenden Zähnen sein Schwert in den Leib. Der andere trug nur einen Helm und eine Art langes weißes Nachthemd und schlug einen tückischen Troll in die Flucht, der in ein schwarzes, rechteckiges Loch stürzte, das sich im Erdboden auftat. Sonst waren die Wände mit dunklen Holzpaneelen verkleidet. Auch die Decke war getäfelt und mit geschnitzten Rippen versehen, die an ein Kirchengewölbe erinnerten. Die ganze Ausstattung war erdrückend altmodisch. Kitty kam sich sehr klein und schrecklich fehl am Platze vor… was durchaus beabsichtigt sein mochte.
    Eine Wand wurde von einem hohen Podium eingenommen, auf dem ein langer Tisch und dahinter ein riesiger, geschnitzter, thronartiger Stuhl standen. An einem Tischende stand außerdem ein kleiner Schreibtisch mit mehreren Computern, auf deren Tastaturen drei schwarz gekleidete Protokollführer eifrig eintippten und zwischendurch in hohen Aktenstapeln wühlten. Kitty folgte dem ausgestreckten Arm des jungen Mannes mit der Mütze und ging am Podium vorbei zu einem einzelnen, vor dem Fenster stehenden Stuhl mit hoher Lehne. Dort nahm sie Platz. Ein ähnlicher Stuhl befand sich vor dem Fenster an der gegenüberliegenden Wand.
    In einigem Abstand zum Podium waren hinter eine Messingschranke mehrere Bankreihen aufgebaut. Zu Kittys Überraschung hatten sich bereits etliche Zuschauer eingefunden.
    Der junge Mann mit der Mütze blickte prüfend auf die Uhr, holte tief Luft und brüllte so laut, dass Kitty fast vom Stuhl fiel: »Erheben Sie sich! Erheben Sie sich für Miss Fitzwilliam, Zauberin der Vierten Stufe und Vorsitzende dieser Verhandlung! Erheben Sie sich!«
    Stuhlbeine und Schuhsohlen scharrten. Kitty, die Protokollführer und die Zuschauer standen auf. Gleichzeitig öffnete sich in der Wandvertäfelung eine Tür und eine weibliche Gestalt in schwarzer Kapuzenrobe betrat das Podium. Sie setzte sich auf den großen, geschnitzten Stuhl, warf die Kapuze zurück und zum Vorschein kam eine junge Frau mit braunem Pagenkopf und zu viel Lippenstift.
    »Dankschön, meine Damnunerren, dankschön! Bitteplatznehmen!«
    Der junge Mann salutierte zum Podium hinüber und verzog sich schleunigst in eine Ecke.
    Die Richterin begrüßte die Anwesenden mit einem knappen, kühlen Lächeln. »Guten Morgen. Wir beginnen heute, glaube ich, mit dem Fall Julius Tallow, Zauberer der

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