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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Zauberer ans Ruder kamen, pickten sie sich sämtliche magischen Ausstellungsstücke für ihren persönlichen Gebrauch heraus, aber als Leichenschauhaus der Zivilisation war das Museum immer noch recht eindrucksvoll.)
    Lag es an mir oder war hier alles ziemlich groß? Der Adler plusterte sich resolut auf, kam sich aber immer noch ziemlich klein vor. Ich peilte die Lage. Unschwer zu erraten, weshalb der großfüßige und allem Anschein nach ziemlich kräftige Unbekannte hergekommen war. Hier im Museum konnte er so viele Schätze demolieren, dass er eine geschlagene Woche zu tun hatte. Wenn es seine Absicht war, die britische Regierung zu blamieren, hatte er sich dafür einen guten Ort ausgesucht, und das jähe Ende der kläglichen Karriere meines Herrn war nur eine Frage der Zeit, falls der Eindringling sein Nachtwerk ungestört vollenden konnte.
    Was natürlich bedeutete, dass ich hinterhermusste. 27
(Inzwischen hatte ich allerdings noch einen weiteren Beweggrund: Rache. Denn ich rechnete kaum noch damit, Queezle lebendig wiederzusehen.)
    Der Adler segelte von seinem Hochsitz, flog die Auffahrt entlang und die Treppe hinauf, wo er zwischen den Säulen landete. Vor mir ragte die große Bronzetür des Museums auf. Mit seiner üblichen Unbekümmertheit hatte mein unbekannter Freund beschlossen, sie zu ignorieren und einfach daneben durch die Mauer zu latschen. Das war zwar nicht unbedingt die feine Art, aber auf seine Weise durchaus imponierend, und veranlasste mich, noch ein paar Minuten mit schamlosen Verzögerungstaktiken zu verplempern, wie zum Beispiel im Schutt nach eventuellen Bannfallen zu suchen, bis sich mein Magen wieder eingekriegt hatte.
    Das Loch in der Wand gähnte groß und schwarz. Aus respektvoller Entfernung spähte ich hindurch und erblickte eine Art Foyer. Alles war ruhig. Auf keiner Ebene regte sich etwas. Ein Trümmerfeld aus Holz und Stein und ein mitten entzweigebrochenes Schild, das frohgemut WILLKOMMEN IM BRITI verkündete, verrieten mir, in welche Richtung sich der tatkräftige Unbekannte seinen Weg gebahnt hatte. Dicker Staub hing in der Luft. In der linken Wand klaffte wieder ein Loch. Ich spitzte die Ohren. Außer dem Regengeprassel glaubte ich, das charakteristische Splittern unersetzlicher Altertümer zu vernehmen.
    Ich schoss noch rasch ein Signalfeuer ab, falls dieser Drückeberger von Foliot zufällig in meine Richtung schaute, dann verwandelte ich mich und betrat das Gebäude.
    Der grimmige Minotaurus 28
(Wenn man es darauf anlegt, Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, gibt es nichts Besseres als einen stierköpfigen Minotaurus. Klappt hundertprozentig. Und nachdem ich jahrhundertelang daran getüftelt hatte, war speziell meine Minotaurus-Erscheinung eine echte Wucht. Die Hörner hatten genau die richtige Krümmung, die Zähne waren schön spitz, wie abgefeilt, und die Haut war blauschwarz wie Ebenholz. Den menschlichen Oberkörper hatte ich beibehalten, mich aber für die Ziegenbeine und Hufe eines Satyrs entschieden, die einfach mehr hermachen als gänsehäutige Waden und Sandalen. )
sah sich gebieterisch in dem zerstörten Vestibül um. Seine Nüstern dampften, die klauenbewehrten Hände öffneten und schlossen sich, die Hufe scharrten im Staub. Wer wagte es, sich ihm entgegenzustellen? Niemand! Na ja, zugegeben, es war auch niemand da. Gut. Schön. Dann musste ich es eben im nächsten Raum probieren. Von mir aus. Der Minotaurus holte tief Luft, stieg auf Zehenspitzen über den Schutt zu der zertrümmerten Wand und lugte vorsichtig durch das Loch.
    Es war dunkel, Regen schlug an die Fenster, Amphoren und phönizische Gefäße lagen in Scherben auf dem Boden und von fern hörte man Glas splittern. Der Feind war mir immer noch mehrere Räume voraus. Recht so. Mutig stieg der Minotaurus durch das Loch.
    Es folgte ein ziemlich lahmes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich der oben beschriebene Ablauf etliche Male wiederholte. Nächster Raum, leer, Lärm von fern. Der Eindringling setzte sein Zerstörungswerk munter fort, ich paddelte in seinem Kielwasser hinterdrein, allerdings weniger eifrig, als erforderlich gewesen wäre, um ihn einzuholen. Ja, ich muss gestehen, mein Vorgehen entsprach nicht ganz dem üblichen heldenhaften Bartimäus-Standard. Haltet mich meinetwegen für übervorsichtig, aber Zenos Schicksal war mir noch allzu gegenwärtig, weshalb ich mich entschieden hatte, mir einen narrensicheren Plan einfallen zu lassen, bei dem ich nicht notwendigerweise draufging.
    Das

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