Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
helles Licht auf und tauchte die ganze Umgebung in seinen orangefarbenen Schein. Ich konnte die Ziegel und Schornsteinkappen neben mir erkennen, die düsteren Wolken über mir und sogar die Regenschleier ringsum… dann wurde es wieder dunkel.
    Das orange Signalfeuer war das vereinbarte Zeichen. Es kam von nicht weit hinter mir.
    Queezle.
    Sie hatte etwas entdeckt. Oder sie war entdeckt worden.
    Zum Kuckuck mit den Vorschriften. Ich machte kehrt und wechselte noch im Wenden die Gestalt. Ein Adler mit schwarzem Federschopf und goldgesäumten Schwingen erhob sich eilends in die Lüfte.
    Ich war nur zwei Querstraßen von der Kreuzung entfernt, auf der unser stattlicher Reitersmann die sieben Straßen bewachte. Selbst wenn sie inzwischen ihren Rundgang angetreten hatte, konnte Queezle nicht weit gekommen sein. In kaum zehn Sekunden wäre ich bei ihr. Kein Problem. Ich war schon so gut wie da.
    Drei Sekunden später hörte ich sie schreien.

16
    Der Adler ließ sich aus dem Nachthimmel fallen, geriet in dem unbarmherzigen Sturm kurz ins Trudeln, segelte über die Dächer zu der verlassenen Kreuzung mit dem Reiterstandbild. Ich landete am Rand des Sockels, dort, wo der Regen unbarmherzig gegen den Stein prasselte. Alles war genauso wie noch vor ein, zwei Minuten. Bloß die Hundedame war weg.
    »Queezle?« Keine Antwort. Nur der Wind heulte.
    Schon hockte ich auf dem Hut des Reiters und überprüfte alle sieben Straßen auf allen sieben Ebenen. Der Spaniel war nirgends zu sehen und auch sonst keine Dschinn, Kobolde, Bannzauber oder andere magische Machenschaften. Die Straßen waren leer. Ich war ganz allein.
    Unschlüssig kehrte ich auf den Sockel zurück und unterzog ihn einer gründlichen Untersuchung. Etwa dort, wo wir gesessen hatten, glaubte ich, eine schwärzliche Verfärbung zu erkennen, die aber genauso gut schon vorher da gewesen sein konnte.
    Auf einmal kam ich mir schrecklich ausgeliefert vor. Wie ich mich auch wand und drehte, immer konnte sich jemand von hinten anschleichen und über mich herfallen. Deshalb schwang ich mich wieder in die Luft und umkreiste die Statue, wobei mir der Regen wie Sperrfeuer in den Ohren ratterte. Ich stieg hoch über die Häusergiebel, brachte mich außer Reichweite von allem, was auf der Straße lauern mochte.
    Dann hörte ich es krachen. Es war kein nettes, gedämpftes Krachen, wie zum Beispiel, wenn jemandem eine Flasche über den Schädel gezogen wird, es klang eher, als würde jemand im Wald eine riesige Eiche ausreißen und anschließend achtlos wegwerfen, oder als würde jemand sehr Großes ein ganzes Gebäude mit einer unwirschen Handbewegung beiseite fegen, weil es ihm im Weg war. Mit anderen Worten, es war ein Krachen, das nichts Gutes verhieß.
    Und schlimmer noch: Ich konnte hören, wo es herkam. Wäre der Regen bloß ein bisschen lauter oder das Krachen bloß ein bisschen leiser gewesen, hätte ich mich leicht irren und mich heldenhaft in die falsche Richtung aufmachen können, um dort nachzusehen, aber ich hatte natürlich mal wieder Pech.
    Außerdem bestand die geringe Wahrscheinlichkeit, dass Queezle noch am Leben war.
    Ich unternahm zweierlei. Als Erstes ließ ich selbst ein Signalfeuer los, in der verzweifelten Hoffnung, dass es jemand aus unserem Wachtrupp sah. Wenn ich mich recht entsann, war einer von den Foliot nicht weit entfernt unterwegs, irgendwo in der Gegend von Charing Cross, ein schwächliches Bürschlein zwar, bar jeglichen Muts und aller Eigeninitiative, aber in diesem Fall war jede Verstärkung willkommen, und sei es nur als Kanonenfutter.
    Danach flog ich auf Schornsteinhöhe die Straße entlang nach Norden, wo das Geräusch hergekommen war, und hielt aufs Museums-viertel zu. Ich flog ungefähr so langsam, wie sich ein Adler fortbewegen kann, ohne abzustürzen, und inspizierte dabei die Häuser unter mir. 24
(Kann man zaghaft mit den Flügeln schlagen? Ich schon.)
In dieser Gegend gab es jede Menge Luxusgeschäfte, allesamt klein, dunkel und verschwiegen. Die alten, handgemalten Ladenschilder über den Türen kündeten von Schätzen verschiedenster Art: Schmuck, Seidenstoffe, brillantenbesetzte Taschenuhren. An Gold und Edelsteinen mangelte es hier nicht. In solchen Läden erwarben die Zauberer die kleinen Extras, mit denen sie ihre gesellschaftliche Stellung betonten. Auch betuchte Touristen fanden sich hier in hellen Scharen ein.
    Das gewaltige Krachen hatte sich bislang nicht wiederholt. Die Fassaden der Läden schienen ausnahmslos unversehrt,

Weitere Kostenlose Bücher