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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Mr Pennyfeather das Wort ab. »Wir sind moralisch nicht gefährdet. Aber indem wir uns schlau machen, zum Beispiel ein bisschen in geklauten Büchern blättern, können wir den Umgang mit den gebräuchlichsten Waffen lernen. Für ein Maulerglas wie deins neulich, Kitty, braucht man nur einen einfachen lateinischen Befehl zu kennen. Das genügt, um ab und zu… unsere Unzufriedenheit kundzutun. Wirkungsvollere Gegenstände sammeln wir an einem sicheren Ort, an den die Zauberer nicht herankommen.«
    »Ich finde immer noch, dass es der falsche Weg ist«, widersprach Eva leise. »Ab und zu eine kleine Explosion bewirkt überhaupt nichts. Die Zauberer werden uns immer überlegen sein. Wir…«
    Mr Pennyfeather schlug so kräftig mit dem Spazierstock auf sein Arbeitspult, dass Eva und Kitty zusammenfuhren. »Sollen wir einfach stillhalten?«, brüllte er. »Von mir aus! Dann schleicht doch zurück zu
    den anderen Schafen, duckt euch und werft euer Leben weg!«
    »So hab ich das nicht gemeint. Ich finde bloß, dass wir…«
    »Wir schließen! Es ist spät. Sie werden bestimmt zu Hause erwartet, Miss Jones.«
    Kittys Eltern waren sehr erleichtert, dass die Geldstrafe umgehend beglichen werden konnte. Wie üblich wollten sie lieber nicht so genau wissen, woher das Geld kam, sondern kauften Kitty die Geschichte von dem großzügigen Wohltäter, der eine Stiftung für Justizopfer ins Leben gerufen hatte, bereitwillig ab. Leicht verwundert nahmen sie zur Kenntnis, dass sich Kitty nach und nach von ihren alten Gewohnheiten verabschiedete und während der Sommerferien immer mehr Zeit bei ihren neuen Freunden in Southwark verbrachte. Aber vor allem ihr Vater hielt mit seiner Genugtuung nicht hinterm Berg. »Du fährst viel besser, wenn du dich von dem jungen Hyrnek fern hältst«, sagte er. »Der bringt dich bloß wieder in Schwierigkeiten.«
    Obwohl Kitty Jakob weiterhin besuchte, waren diese Besuche im Allgemeinen kurz und unbefriedigend. Jakob kam nur langsam wieder zu Kräften und seine Mutter saß die ganze Zeit an seinem Bett und hatte ein Auge auf ihn. Sobald ihr Sohn das kleinste Anzeichen von Ermüdung erkennen ließ, schickte sie Kitty weg. Kitty konnte Jakob nicht von Mr Pennyfeather erzählen und Jakob wiederum war voll und ganz mit seinem gestreiften, juckenden Gesicht beschäftigt. Er wurde immer verschlossener, und vielleicht, dachte Kitty, war er auch ein wenig neidisch auf ihre Gesundheit und Tatkraft. Mit der Zeit wurden ihre Besuche bei den Hyrneks seltener und hörten nach ein paar Monaten ganz auf.
    Zweierlei zog Kitty zu Mr Pennyfeather und seiner Truppe. Einmal die Dankbarkeit, dass der alte Mann ihre Gerichtsschulden beglichen hatte. Sie fühlte sich ihm deswegen verpflichtet. Zwar kam er nie mehr darauf zu sprechen, doch das schloss nicht aus, dass er wusste, wie sie darüber dachte. Falls dem so war, versuchte er nie, es ihr auszureden.
    Der zweite Grund war in vielerlei Hinsicht der entscheidendere. Kitty wollte mehr über die »Abwehrkraft« erfahren, die Mr Pennyfeather bei ihr festgestellt hatte, und herausfinden, was sie dank ihrer alles vermochte. Was das betraf, fiel ihr nichts anderes ein, als sich der Gruppe anzuschließen. Obendrein verhieß das ein Ziel, einen Lebenssinn, und es reizte sie, einer kleinen, verschworenen Gemeinschaft anzugehören, von welcher der Rest der Welt nichts ahnte. Es dauerte nicht lange und sie begleitete die anderen auf ihre Raubzüge.
    Erst stand sie nur Schmiere, passte auf, während Fred oder Eva regierungsfeindliche Parolen an Häuserwände malten oder auf der Suche nach magischen Artefakten in die Autos und Villen der Zauberer einbrachen. Dann drückte sich Kitty in einer dunklen Ecke herum, spielte mit dem Silberanhänger in ihrer Tasche und stieß beim geringsten Zeichen von Gefahr einen leisen Pfiff aus. Später begleitete sie Gladys oder Stanley, wenn sie irgendwelchen Zauberern nach Hause folgten, indem sie der Aura der Objekte nachspürten, die sie bei sich trugen. Kitty schrieb dann als Vorbereitung für einen späteren Einbruch die jeweilige Adresse auf.
    Manchmal beobachtete sie auch, wie Fred oder Martin spätabends vom Laden aus zu ganz anderen Unternehmungen aufbrachen. Sie waren dunkel gekleidet, hatten sich die Gesichter mit Ruß geschwärzt und trugen kleine, schwere Taschen unterm Arm. Niemand sprach offen über das, was sie vorhatten, aber wenn Kitty am folgenden Tag in der Morgenzeitung von unerklärlichen Überfällen auf Regierungseigentum las,

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