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Bartimäus 02 - Das Auge des Golem

Titel: Bartimäus 02 - Das Auge des Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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machte sie sich ihren Reim darauf.
    Mit der Zeit stieg Kitty, die klug und zielstrebig war, in der Hierarchie der Gruppe auf. Für gewöhnlich schickte Mr Pennyfeather seine Leute in kleinen Trupps los, innerhalb derer jedes Mitglied eine andere Aufgabe hatte. Nach wenigen Monaten übertrug er Kitty die Leitung eines solchen Teams, das aus Fred, Stanley und Eva bestand. Freds Sturheit und Widerspenstigkeit sowie Evas unverblümte Ansichten waren offenkundig nicht unter einen Hut zu bringen, aber Kitty hatte die beiden so gut im Griff, dass sie von einem Raubzug durch die Lagerhallen der Zauberer mit reicher Beute zurückkehrten, darunter etliche große blaue Kugeln, bei denen es sich laut Mr Pennyfeather vermutlich um seltene und sehr wertvolle Elementenkugeln handelte.
    Bald schon langweilte sich Kitty ohne die Gruppe unerträglich. Die engstirnigen Ansichten ihrer Eltern und die Propaganda, die man ihr in der Schule eintrichterte, gingen ihr zusehends auf die Nerven. Im Gegensatz dazu blühte sie bei den aufregenden nächtlichen Einsätzen der Gruppe richtig auf, auch wenn diese oft riskant waren. Einmal entdeckte ein Zauberer Kitty und Stanley, als sie eben mit einem Kästchen in der Hand aus dem Fenster seines Arbeitszimmers kletterten.
    Er beschwor ein kleines Geschöpf in Wieselgestalt, das sie feuerspeiend verfolgte. Eva, die auf der Straße gewartet hatte, schleuderte ein Maulerglas auf den Dämon. Der wurde durch das Erscheinen des Maulers abgelenkt und zögerte einen Moment, wodurch sie entkommen konnten. Bei einer anderen Gelegenheit wurde Timothy im Garten eines Zauberers von einem Wächter angegriffen, der sich von hinten angeschlichen hatte und ihn mit dünnen blauen Fingern festhielt. Die Sache hätte böse ausgehen können, wäre es Nick nicht gelungen, dem Dämon mit einem antiken Schwert, das er eben erst gestohlen hatte, den Kopf abzuschlagen. Tim überlebte dank seiner Abwehrkraft, beklagte sich aber hinterher über einen schwachen ekligen Geruch, den er nicht aus der Nase bekam.
    Neben den Dämonen war die Polizei ein Dauerproblem, das schließlich zur Katastrophe führte. Als die Diebstähle der Truppe immer tollkühner wurden, wurden auch die Streifen der Nachtpolizei verstärkt. An einem Herbstabend fiel Martin und Stanley am Trafalgar Square ein Dämon in Menschengestalt auf, der ein Amulett bei sich trug, das starke magische Schwingungen abstrahlte. Zwar konnte das Geschöpf zunächst entkommen, hinterließ jedoch eine so deutliche Spur, dass Tim ihm mühelos folgen konnte. Bald hatten sie den Dämon in einer einsamen Nebenstraße gestellt. Er wehrte sich nach Leibeskräften, aber das machte den jungen Leuten nichts aus. Leider rief das magische Handgemenge die Nachtpolizei auf den Plan. Kitty und ihre Gefährten stoben auseinander, gehetzt von einem Rudel hundeähnlicher Geschöpfe. Am nächsten Tag meldeten sich alle bis auf einen bei Mr Pennyfeather zurück. Dieser eine war Tim, der nie mehr gesehen ward.
    Der Verlust traf die Truppe schwer und hatte unmittelbar darauf ein zweites Unglück zur Folge. Mehrere Gruppenmitglieder, insbesondere Martin und Stanley, forderten lautstark noch verwegenere Aktionen.
    »Wie wär’s, wenn wir uns in Whitehall auf die Lauer legen«, schlug Martin vor, »wenn sie zum Parlament fahren? Oder uns Devereaux schnappen, wenn er seinen Palast in Richmond mal verlässt? Das würde was geben, wenn der Premierminister dran glauben muss! Wir brauchen ’nen richtigen Kracher, damit die andern endlich aufwachen!«
    »Dafür ist es zu früh«, sagte Mr Pennyfeather gereizt. »Ich muss erst noch mehr Erkundigungen einziehen. Und jetzt raus mit euch und lasst mich in Frieden.«
    Der schmächtige Martin hatte dunkle Augen, eine schmale, gerade Nase und war von einer Entschlossenheit, wie sie Kitty noch bei niemandem erlebt hatte. Die Zauberer hatten seine Eltern auf dem Gewissen, hatte jemand erzählt, aber was eigentlich vorgefallen war, darüber erfuhr Kitty nie etwas Näheres. Martin sah einem niemals in die Augen, wenn er sprach, sondern blickte immer ein bisschen schräg nach unten. Wenn Mr Pennyfeather wieder einmal seine Forderung nach einer Aktion zurückwies, beharrte er zunächst voller Leidenschaft auf seinem Vorhaben und wurde dann ganz plötzlich schweigsam und verschlossen, als sei er von seinen Gefühlen so überwältigt, dass er sie nicht in Worte fassen könne.
    Ein paar Tage nach Tims Tod erschien Martin nicht zum abendlichen Streifzug, und als Mr

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