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Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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streckte den zitternden Zeigefinger aus und feuerte einen lilafarbenen Lichtblitz ab, den das Amulett von Samarkand anstandslos absorbierte.
    Der Dämon betrachtete verdutzt seinen Finger. Kitty zückte den Schockknüppel, ging gelassen weiter und verpasste ihrem Gegner einen tüchtigen Kraftstoß. In schwarzen Rauch gehüllt, zuckte und zappelte der Dämon, warf sich nach hinten, brach krachend durchs Geländer und stürzte vier Meter tief ins Treppenhaus.
    Kitty ging ihres Weges.
    Kurz darauf kam sie an die bewusste Tür. Sie lauschte angestrengt und vernahm wieder ersticktes Stöhnen. Sie drückte die Klinke herunter, fand die Tür verschlossen und sprengte sie mit einer Elementenkugel auf. Als sich die letzten Sturmböen verflüchtigt hatten, ging sie hinein.
    Es war ein kleiner Raum und überall auf dem Boden lagen Gefangene. Kitty befürchtete schon das Schlimmste, aber dann sah sie, dass alle noch gefesselt und geknebelt waren, so wie Makepeace’ Kobolde sie hier abgeliefert hatten. Die meisten waren nur notdürftig gefesselt, manche hatte man aber auch in Decken oder engmaschige schwarze Netze gewickelt. Es waren etwa zwanzig Personen, die wie Ölsardinen in der Büchse dalagen, jeder mit dem Kopf an den Füßen seiner Nachbarn. Kitty stellte erleichtert fest, dass die meisten sich wanden wie Maden in einem Weckglas.
    Ein, zwei Augenpaare starrten sie angsterfüllt an, ihre Besitzer drehten sich auf die Seite und stöhnten flehentlich. Kitty musste sich erst sammeln. Von dem weiten Marsch hatte sie weiche Knie. Dann verkündete sie so laut und deutlich wie möglich:
    »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Bitte gedulden Sie sich. Ich versuche als Erstes, Ihre Fesseln durchzuschneiden.«
    Diese Ankündigung löste heftige Unruhe aus, alles ächzte und krümmte sich, trat mit den Beinen aus, ruckte mit dem Kopf. Kitty wurde beinahe umgeworfen. »Wenn Sie nicht sofort still halten«, sagte sie streng, »lasse ich Sie hier liegen und gehe wieder.« Das wirkte. Die auf dem Bauch liegenden Zauberer beruhigten sich sofort. »Schon viel besser. Dann wollen wir mal.«
    Mit steifen Fingern holte sie die Wurfscheibe aus der Tasche und setzte sie vorsichtig, um sich nicht zu schneiden, an den Knoten der erstbesten Fessel. Die Scheibe glitt durch die Stricke wie ein heißes Messer durch Butter, der gefangene Zauberer bewegte stöhnend die verkrampften Hände und Füße. Ohne viel Federlesens rupfte ihm Kitty den Knebel aus dem Mund. »Wenn Sie wieder stehen können, suchen Sie sich etwas Scharfes und helfen Sie mir.« Damit widmete sie sich dem nächsten Gefangenen.
    Nach zehn Minuten war der Kellerraum voller umherhumpelnder, die steifen Glieder reckender Zauberer beiderlei Geschlechts. Manche blieben sitzen, andere hüpften von einem Fuß auf den anderen, weil ihnen die Beine eingeschlafen waren. Keiner sagte etwas. Die Körper waren die Fesseln los, der Verstand war noch gelähmt von fassungslosem Entsetzen. Kitty wandte sich dem vorletzten Gefangenen zu, einem dicken, in ein Netz gewickelten Herrn. Er schien bewusstlos zu sein und trug einen blutigen Kopfverband. Neben Kitty mühte sich die erste Person, die sie befreit hatte, eine junge Frau mit mausbraunem Haar, mit dem letzten Gefangenen ab. Der war in eine grobe graue Decke gewickelt und überaus lebendig. Es handelte sich um eine Zauberin, die ungeduldig um sich trat.
    Kitty gab die Wurfscheibe weiter. »Hier.«
    »Danke.«
    Im Nu waren die Lagen aus Decken und Netz entfernt und die beiden Gefangenen lagen vor ihnen. Die Frau hatte langes schwarzes Haar, das ihr wirr in das rote, verschwollene Gesicht hing. Sie sprang sofort auf und kreischte vor Schmerzen, als sie mit den verkrampften Beinen auftrat. Der andere, ein großer, dicker Mann mit übel zugerichtetem Gesicht, blieb reglos liegen. Er hatte die Augen geschlossen und atmete röchelnd.
    Die Schwarzhaarige lehnte sich an die Wand und rieb sich Grimassen schneidend das Bein, dann fauchte sie wütend: »Wer? Wer ist dafür verantwortlich? Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn eigenhändig um, das schwöre ich.«
    Kitty unterhielt sich mit der Mausbraunen: »Es geht ihm ziemlich schlecht. Er muss ins Krankenhaus.«
    »Ich kümmere mich darum«, erwiderte die Frau. Sie sah sich um und ihr Blick fiel auf einen pickligen Jüngling. »Hilfst du mir, George?«
    »Klar, Miss Piper.«
    »Warten Sie«, sagte Kitty. Mühsam versuchte sie, sich aufzurichten, streckte die zitternde Hand aus. »Würden Sie mir bitte aufhelfen?

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